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02.12.2012 | 19:17 | Bauern-Präsident 

Hessens Bauernpräsident wurde im Amt bestätigt

Künzell - Hessens wiedergewählter Bauernpräsident nimmt kein Blatt vor den Mund. Fingerspitzengefühl und Diplomatie gehören nicht unbedingt zu seinen Primärtugenden.

Landwirtschaft
(c) proplanta
Aber das scheint Friedhelm Schneider auch nicht zu stören. Hessens größter Milchbauer sagt, was er denkt - laut und deutlich. Auch auf die Gefahr hin anzuecken. «Ich bin kein einfacher Mensch, bin sehr emotional, habe mich aber langsam besser im Griff», sagt er der Nachrichtenagentur dpa. Am Freitag wurde er bei einer Verbandsversammlung in Künzell im Amt bestätigt.

Wieso er sich überhaupt als Bauernpräsident engagiert? «Ich will mich nicht von anderen belehren lassen müssen. In der Politik und den Gremien gibt es so viele Menschen, die keine Ahnung haben und schwafeln. Ich habe mich hochgearbeitet, weiß wie's funktioniert.» Er sei ein Mensch, der gern «vorne mitmischt und Klartext redet». Früher habe er auch keine Scheu gehabt, es richtig eskalieren zu lassen. «Aber mittlerweile habe ich gelernt, nicht immer sofort auszuteilen.»

Friedhelm Schneider (63) hat sich hochgearbeitet. Früher hatte er nur einen kleinen Hof mit ein bisschen Vieh, ein Landwirt von vielen. Mittlerweile handelt der kräftige Mann aus Gründau im Main-Kinzig-Kreis mit der Landesregierung Zukunftspakte für die Landwirtschaft aus. Er hat Karriere gemacht und genießt, was er mit viel Engagement aufgebaut hat. Angefangen mit 25 Hektar hat er nun einen Hof mit 400 Hektar, 500 Milchkühen und zehn Angestellten.

In den nächsten Jahren übergibt Schneider den Hof an Sohn Nummer zwei. Der 28-Jährige hat im Gegensatz zum Senior Landwirtschaft studiert. Auch seine - ebenfalls studierte - Tochter (35) hat einen Hof in Bruchköbel. Nur Sohn Nummer eins ist aus der Art geschlagen. Der 31-Jährige studierte Architektur und wohnt in Zürich.

Daheim auf dem eigenen Hof ist Schneider immer noch fleißig tätig. Finanzen und Planung sind Chefsache. Er packt aber nach eigenem Bekunden auch noch bei der Drecksarbeit an. Ein Viertel seiner Zeit geht für den eigenen Hof drauf, drei Viertel für den Verbandsvorsitz. Der Job ist zwar ein Ehrenamt, Schneider kassiert aber eine Vergütung von 3.000 Euro. «Unversteuert», wie er betont.

Um Geld gehe es ihm als Präsidenten nicht. «Ich will helfen, dass es auch bei anderen rund läuft.» Hessens Landwirten seien zwar besser dran als früher und verdienten mehr als vor Jahren. Im Ländervergleich rangierten sie mittlerweile weiter oben in der Geldrangliste und die Betriebe bekämen auch in der Öffentlichkeit mehr Wertschätzung. Auch die Politik engagiere sich für die Bauern. Der seit 2006 amtierende Präsident sagt aber auch: «Ich habe noch nicht genug erreicht.»

Schneider hat noch viele Aufgaben vor der breiten Brust. Die Landwirtschaft steckt in einem tiefgreifenden Strukturwandel. Jedes Jahr stellen drei Prozent der Höfe den Betrieb ein. «Wachsen oder weichen», lautet die Devise für die Bauern. Mehr Fläche bewirtschaften, mehr Tiere halten - oder die Scheune dicht machen.

Die Betriebsleiter sind im Durchschnitt schon recht alt. Der Verband muss um Nachwuchs werben. Gerade einmal 156 neue Azubis verzeichnet der Verband in diesem Jahr, es war schon mal mehr. Durch den demografischen Wandel drohen die Dörfer an Attraktivität zu verlieren und zu verfallen. «Die Politik für den ländlichen Raum muss mehr Gewicht bekommen», sagt Schneider.

Aufgaben und Probleme sind mehr als genug vorhanden. «Deswegen muss ich in erster Linie auch zuhören können, wo der Schuh drückt.» Hessens Branchen-Lautsprecher hat auch eine einfühlsame Seite. (dpa/lhe)
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