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21.11.2013 | 10:34 | Nationalpark Nordschwarzwald 

Keine Lösung im Nationalpark-Streit in Sicht

Stuttgart - Nächste Woche soll der Nationalpark Schwarzwald endgültig vom Landtag beschlossen werden. Am Mittwoch wurden nochmal sämtliche Argumente pro und kontra abgewogen. Näher gekommen ist man sich dabei kaum.

Nationalpark im Schwarzwald
(c) proplanta
Die von der CDU-Fraktion vorgeschlagene Halbierung des Nationalparks Schwarzwald ginge nach Einschätzung von Experten zulasten des Natur- und Artenschutzes. «Je größer die Fläche, desto größer die Naturschutzwirkung», sagte der Landeschef des Naturschutzbundes Nabu, Andre Baumann, am Mittwoch bei einer Anhörung zum Nationalparkgesetz im Landtag. Der von Grün-Rot vorgeschlagene Nationalpark sei mit rund 10.000 Hektar bereits «an der unteren Grenze». Bei einer weiteren Kürzung gehe «naturschutzfachlicher Mehrwert» verloren.

Grün-Rot will das Gesetz nächste Woche im Landtag verabschieden, der Nationalpark könnte dann schon 2014 starten. Bestätigung bekam Nabu-Chef Baumann von der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald: «Größere Fläche, mehr Arten, mehr Lebensräume, größere Populationen bedrohter Arten», fasste der stellvertretende Leiter Jörg Müller seine Erfahrungen zusammen. Um das Überleben besonders anspruchsvoller Arten sicher zu stellen, brauche man große Flächen.

Die CDU-Fraktion, Vertreter der Sägeindustrie und die Bürgerinitiative «Unser Nordschwarzwald» hatten vorgeschlagen, den geplanten Nationalpark im Wesentlichen auf Gelände oberhalb von 900 Metern zu begrenzen. Der CDU-Park wäre mit 5.000 bis 6.000 Hektar nur gut halb so groß wie der von Grün-Rot geplante. Mit vier Millionen Euro jährlichen Kosten wäre er auch günstiger. Die Bürgerinitiative «Unser Nordschwarzwald» forderte, mit Blick auf diesen neuen Vorschlag das Gesetzgebungsverfahren auszusetzen.

Nabu-Chef Baumann kritisiert anschließend, dass die CDU wiederholt behaupte, Nationalparkfreunde und Regierung hätten es nicht geschafft, die Menschen in der Region zu gewinnen. «Alle Meinungsumfragen ergeben ein ganz anderes Bild: Auch in der Region sind die Menschen mehrheitlich für den Nationalpark - auch wenn sich einzelne Kommunen dagegen ausgesprochen haben», sagte Baumann. EIn Sprecher von Greenpeace kritisierte die CDU dafür, dass es ihr nicht um Inhalte sondern um parteitaktische Verzögerungsspiele geht.

Weitgehend positive Äußerungen zum Nationalpark kamen bei der Anhörung aus dem Tourismus: Der stellvertretende Geschäftsführer der Tourismus-Gesellschaft Schwarzwald, Michael Kasprowicz, verspricht sich eine «enorme Wirkung» für das Image des Nordschwarzwaldes und sprach von einer «einzigartigen Chance». Petra Thollembeek vom Hotel- und Gaststättenverband mahnte aber weitere Impulse für den Tourismus in der Region an. Nur so lasse sich das «ambitionierte Ziel» von zusätzlichen Gästen im Nordschwarzwald erreichen.

Die klarsten Einwände kamen von der Säge- und Holzindustrie: Sie sieht durch den Nationalpark Einbußen von gut 46 Millionen Euro pro Jahr auf sich zukommen. Bedroht seien 670 Arbeitsplätze in den Bereichen Wald und Holz, warnte der Landesgeschäftsführer des Verbands der Säge- und Holzindustrie, Ludwig Jäger. «Wir sind gegen einen Nationalpark in der vorliegenden Form.»

Das Land bezeichnete die Zahlen der Säger als falsch. Der Landesbetrieb ForstBW stellt sicher, dass Holzkunden, die bisher Holz aus den dann abgegrenzten Flächen des Nationalparks beziehen, auch bei einem Nationalpark mit Holz zu den jeweiligen Marktkonditionen versorgt würden, hieß es im Ministerium. Die Sägewerke erhielten also die Holzmengen, die der Industrie durch den geplanten Nationalpark verloren gingen, aus anderen Gebieten des Staatsforstes. Damit sei sichergestellt, dass keine Arbeitsplätze verloren gingen. (dpa/lsw)
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