Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
21.02.2016 | 14:32 | Milchmarkt 
Diskutiere mit... 
   2   2

Offener Brief: Sofortprogramm Milch

Sehr geehrter Herr Minister Schmidt,

die Lage am Milchmarkt ist weiterhin extrem angespannt und für die bäuerlichen Erzeuger existenzbedrohend. Eine Besserung der Situation zeichnet sich nicht ab. Im Gegenteil prognostizieren alle Marktexperten, dass sich die Marktlage weiterhin schwierig gestalten wird. Auch längerfristig ist für viele Milcherzeuger mit Preisen weit unterhalb der Produktionskosten zu rechnen.

Milchmarkt Milchpolitik
Bild vergrößern
Die grünen Agrarministerinnen und Agrarminister von sieben Bundesländern haben sich mit dem Vorschlag für ein Sofortprogramm Milch an Bundesagrarminister Christian Schmidt gewandt – denn eine Entspannung auf dem Milchmarkt ist nicht in Sicht. Die Initiative geht aus von den Ländern Baden-Württemberg, Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein. (c) MLR-BW
Auf dem europäischen Agrarrat am 15. Februar hat Frankreich neue Kriseninstrumente für den Milchmarkt eingefordert, auf dem nächsten Treffen der europäischen Agrarminister im März soll das Thema diskutiert werden. Die Mitgliedsstaaten sind aufgefordert, der EU-Ratspräsidentschaft ihre Vorschläge für neue Kriseninstrumente bis zum 25. Februar mitzuteilen.

Als grüne Agrarministerinnen, -minister und -senatoren fordern wir schon seit langem die Entwicklung neuer, wirksamer Instrumente für die Bewältigung von Marktkrisen am Milchmarkt.

Jetzt ist es unserer Ansicht nach die dringendste Aufgabe, den Verlust zahlreicher Milchviehbetriebe und damit einen dramatischen Strukturbruch in der Milcherzeugung zu verhindern. Das Liquiditätshilfeprogramm des Bundes reicht hierzu nicht aus. Um den Markt wieder ins Gleichgewicht zu bringen und die Erzeugerpreise anzuheben, muss kurzfristig und zeitlich befristet Menge vom Markt genommen werden. Hier sind europaweit die Molkereiunternehmen gefordert, ihre marktkoordinierende Funktion für die Vielzahl der landwirtschaftlichen Milcherzeuger verantwortungsvoll wahrzunehmen und kurzfristig und für einen festgelegten Zeitraum Bonusprogramme zur Marktentlastung einzuführen. Milchviehbetriebe, die ihre Produktion auf den Stand von Januar 2015 begrenzen, sollen einen Zuschlag erhalten z.B. von zwei Cent. Dass dies schnell und effizient umzusetzen ist, hat das Beispiel Friesland-Campina gezeigt.

Die Bundesregierung fordern wir auf, mit einem Sofortprogramm Milch die Branche stärker in die Verantwortung zu nehmen und Betriebe für den Verzicht auf die Ausweitung der Milchmenge zu honorieren. Wir schlagen vor, dass der Bund den Milcherzeugern, die sich an einer freiwilligen Mengenregulierung auf Molkereiebene beteiligen, zusätzlich einen Bonus in gleicher Höhe (z.B. zwei Cent) auszahlt.

Wir fordern Sie des Weiteren auf, diesen Vorschlag für ein Sofortprogramm auch in die Beratungen des europäischen Agrarrats einzubringen, um einerseits seine mengenreduzierende Wirkung durch die Anwendung in anderen europäischen Staaten zu verstärken und andererseits zusätzlich europäische Finanzmittel für die Umsetzung zu erhalten.

Darüber hinaus muss auf allen politischen Ebenen weiter konstruktiv an der Entwicklung eines wirkungsvollen Sicherheitsnetzes für den EU-Milchmarkt zur Bewältigung zukünftiger Marktkrisen und an der Stärkung der Erzeugerposition in der Wertschöpfungskette gearbeitet werden.
MLR-BW
Kommentieren Kommentare lesen ( 2 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
Kutusow schrieb am 02.03.2016 11:47 Uhrzustimmen(71) widersprechen(81)
Es muss ja nicht jeder meiner Meinung sein, aber mich würde einmal interessieren, was an meinen Einschätzungen nicht in Ordnung oder gar falsch ist. Setzt das Kiewer Regime Minsk II um oder nicht? Kleine Hilfestellung für die Zweifler: Selbst der deutsche Außenminister gibt sogar ziemlich undiplomatisch zu, dass Kiew Minsk II eben nicht umsetzt. Und da ist doch wohl die Frage berechtigt, weshalb die EU dies u.a. die europäischen Landwirte mit der Fortsetzung der Sanktionen bezahlen lässt! Denn nirgendwo wird konkret dargelegt, welche Bestimmungen von Minsk II Russland denn nun nicht erfüllt! Die Behauptungen, Russland setze Minsk II nicht um, sind einfach nur Schutzbehauptungen, die offensichtlich jeder sachlich nachvollziehbaren Grundlage entbehren. Wenn die EU nun Russland nicht mal konkrete Verstöße gegen Minsk II nachweisen kann, ist die Frage doch wohl mehr als berechtigt, weshalb die europäischen Landwirte dafür mit den Sanktionsfolgen bezahlen müssen!
Kutusow schrieb am 22.02.2016 10:03 Uhrzustimmen(119) widersprechen(147)
Der erste und vor allem sinnvollste Vorschlag, vor allem, weil er nichts kostet, muss die Aufhebung der Russland-Sanktionen sein! Es ist einfach eine Illusion, dass bei den divergierenden Meinungen in der EU kurzfristig eine neue Regulierung durchsetzbar und praktikabel zu handhaben ist! Ähnliches gilt auch für Förderprogramme! Jeder einigermaßen informierte Bürger weiß, dass das Kiewer Regime überhaupt nicht daran denkt, die Bestimmungen von Minsk II umzusetzen! Vor diesem Hintergrund lautet immer wieder die Frage, weshalb Bürger und Unternehmen dafür mit den Sanktionen von der EU zur Kasse gebeten werden? Wieso werden die europäischen Landwirte für die Halsstarrigkeit des Kiewer Regimes mit Sanktionen bestraft? Oder man kann es auch andersherum formulieren. Warum müssen europäische Landwirte die Zeche für die Halsstarrigkeit der EU zahlen, die sich weigert, die Sanktionen gegen Russland aufzuheben?
  Weitere Artikel zum Thema

 Rohmilchpreise in Deutschland zu niedrig

 Ausgeglichene Verhältnisse am Milchmarkt

 Blockbutter wird teurer

 Artikel 148 GMO - Lindner soll Verordnung stoppen

 Magermilchpulver tendiert schwächer

  Kommentierte Artikel

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte