Mit ihrem wiedergewählten Präsidenten an der Verbandsspitze haben Hessens Bauern mit der Landesregierung einen Zukunftspakt geschlossen. Friedhelm Schneider besiegelte am Freitag mit
Agrarministerin Lucia Puttrich und Ministerpräsident Volker Bouffier (beide CDU) gemeinsame Positionen und Ziele. Es geht unter anderem um den Flächenschutz, die Energiewende und die Tierhaltung.
Die Landesregierung will mit dem Pakt die Landwirtschaft stärker unterstützen. Bouffier und Puttrich begründeten: «Die hessische Landwirtschaft leistet einen großen Beitrag zur Ernährungssicherung, zur Erhaltung der Kulturlandschaft und zur Stärkung des ländlichen Raumes.» Die Bauern seien wichtige Partner bei der Umsetzung der Energiewende oder zum
Klimaschutz und trügen entscheidend zur
Biodiversität bei.
Puttrich und Schneider unterzeichneten den Pakt bei der Verbandstagung im osthessischen Künzell. Bouffier hatte der Vereinbarung bereits im Vorfeld zugestimmt. Was bedeutet sie konkret? Zum Beispiel bietet der Landesbetrieb Landwirtschaft ein umfassendes, unabhängiges und flächendeckendes Bildungs- und Beratungsangebot für alle Agrar- und Gartenbaubetriebe an.
Schneider bekam eine deutliche Bestätigung in Künzell. Nach Verbandsangaben entfielen bei der Wahl 91 Prozent der abgegebenen Stimmen auf den 63-Jährigen. Hessens größter Milchbauer aus Gründau steht seit 2006 an der Spitze des Verbandes und sieht nun seiner dritten Amtszeit entgegen.
In seiner Rede setzte Schneider erste Zeichen: In der nationalen Tierschutzdebatte fordert der Bauern-Präsident mehr Sachlichkeit. Bauern seien keine Tierquäler, wie ihnen zu oft unterstellt werde. Sie seien Tiernutzer und Tierschützer. Nur gesunde Tiere könnten gedeihen und einen Nutzen bringen.
In seinem Rechenschaftsbericht kritisierte Schneider auch die Vorschläge der
EU-Kommission zur Neugestaltung der
Agrarpolitik ab 2014, insbesondere das sogenannte Greening. Die Kommission will Hilfsgelder für Bauern stärker an ihre Leistungen für das Gemeinwohl koppeln - also an den Umweltschutz. Schneider warf der EU vor, die Biodiesel- und Bioethanolindustrie zu strangulieren. Diese Kraftstoffe seien eine Brückentechnologie für eine CO2-gebundene Mobilität der nächsten Jahre.
Schneider verteidigte den Anbau von Bioenergiepflanzen in Hessen. «Es stirbt kein Mensch auf dieser Welt an Hunger, nur weil in Hessen nachwachsende Rohstoffe angebaut werden.» Das Problem der Dritten Welt sei, das die Landwirtschaft politisch vernachlässigt werde. Zudem fehle die Logistik. Die Länder bräuchten Hilfe zur Selbsthilfe. (dpa/lhe)