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19.01.2014 | 09:02 | Globalisierung, Tierschutz, Welthunger 

Spannungsfelder der Landwirtschaft

Berlin - Für den Kampf gegen den Hunger in der Welt haben Regierungsvertreter aus knapp 70 Staaten in Berlin eine Stärkung der globalen Landwirtschaft angemahnt.

Tierschutz-Demonstration
(c) proplanta
Angesichts des Klimawandels und begrenzter Ressourcen müsse Lebensmittelproduktion widerstandsfähiger gemacht werden, sagte Bundesagrarminister Hans-Peter Friedrich (CSU) nach einer Konferenz mit Amtskollegen und Vertretern internationaler Organisationen am Samstag am Rande der Agrarmesse Grüne Woche.

Zur weltgrößten Branchenschau demonstrierten in Berlin Zehntausende Menschen für mehr Tier- und Naturschutz in der Landwirtschaft.

Die Agrarminister sprachen sich unter anderem dafür aus, die Nutzpflanzenforschung stärker zu fördern. Die Vielfalt von Produktionsmethoden und Betriebsformen sei zu erhalten. Friedrich sagte, der Zugang zu Bildung und Ausbildung müsse garantiert werden, um die landwirtschaftliche Qualifikation weltweit zu erhöhen.

Internationale Experten forderten, den Klimawandel und die Folgen der Landwirtschaft für die Natur stärker zu beachten. «Die Welt braucht mehr Nahrungsmittel», sagte der Direktor des UN-Umweltprogramms, Achim Steiner, in Berlin. Deutliche Steigerungen der Produktion könne man sich in den heutigen Agrarsystemen aber nicht mehr leisten, erklärte er mit Blick auf hohen Wasserverbrauch der Landwirtschaft.

Weltbank-Vizepräsidentin Rachel Kyte sagte, der Klimawandel werde den Pflanzenanbau in manchen Regionen erschweren. Im südlichen Afrika drohten etwa Hitze und stärkere Dürren, in Südostasien extreme Wetterverhältnisse. Betroffene Bauern müssten sich wappnen können, zum Beispiel passende widerstandsfähige Maissorten zu pflanzen.

Friedrich sagte, lokale Pflanzensorten könnten durch konventionelle Züchtung «noch leistungs- und widerstandsfähiger gemacht werden». Kleinbauern in ärmeren Ländern müssten Zugang zu Saatgut haben. Neben Hunger sei auch Mangelernährung durch zu einseitige Kost ein Problem. Davon seien nach UN-Angaben rund zwei Milliarden Menschen betroffen.

Anlässlich der Grünen Woche gingen in der Hauptstadt Zehntausende Menschen für besseren Tier- und Klimaschutz in der Landwirtschaft auf die Straße. Unter dem Motto «Wir haben Agrarindustrie satt» forderten sie von der Bundesregierung eine politische Wende. Auf Transparenten hieß es «Kein Gen-Food» oder «Gegen Wachstumswahn». Die Veranstalter sprachen von 30.000 Teilnehmern, rund 70 Traktoren seien mitgerollt.

Friedrich begrüßte es, dass die Demonstranten ihre Meinung sagten. Über den Weg zu einer guten Landwirtschaft gebe es verschiedene Ansichten. Auf dem Berliner Messegelände kletterten einige Protestierende den Funkturm hinauf und entrollten ein Transparent.

Foodwatch: «Biosprit-Wahnsinn» und Nahrungsspekulation stoppen



Die Verbraucherorganisation Foodwatch forderte die Agrarminister auf, drastische Preissprünge bei Lebensmitteln zu verhindern. «Wer den Hunger in der Welt bekämpfen will, kann nicht gleichzeitig Biosprit fördern und die Spekulation mit Nahrungsmitteln weiter laufen lassen», sagte Geschäftsführer Thilo Bode der Nachrichtenagentur dpa.

«Gerade die Agrarminister müssen den Biosprit-Wahnsinn stoppen, der für eine Flächenkonkurrenz zwischen Nahrungsmitteln einerseits und Kraftstoff aus Getreide andererseits verantwortlich ist und deshalb die Preise treibt», sagte Bode. Sie sollten sich zudem für eine strenge Regulierung der Finanzmärkte einsetzen. «Es ist möglich, die Preissicherungsfunktion der Rohstoffterminbörsen für Landwirte und  Agrarhändler zu erhalten, aber die spekulativen Exzesse zu vermeiden.» Diese würden zum Beispiel durch Wetten von Investmentbanken an den Rohstoffbörsen verursacht.

Derzeit gebe es keine großen Preisspitzen bei Grundnahrungsmitteln. «Aber es ist absehbar, dass es wieder zu Spekulationsexzessen kommt, die den Preisauftrieb weiter befördern und Menschen in den ärmsten Regionen der Welt in den Hunger treiben», warnte Bode.

Friedrich meinte mit Blick auf die Energiewende in Deutschland, er sehe momentan keine so dramatische Flächenkonkurrenz zwischen Bioenergie und Lebensmittelproduktion, dass man eingreifen müsse. (dpa)
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