Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisierte die Pläne von Bundesverbraucherminister Horst Seehofer (CSU) und forderte eine «Ampel»-Kennzeichnung. «Wenn gesagt wird, dass Übergewicht ein Bildungsproblem ist, verstärkt das doch das Argument für die "Ampel"», sagte Foodwatch-Chef Thilo Bode am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin. Auch die SPD-Gesundheitspolitikerin Carola Reimann forderte eine solche Kennzeichnung nach britischem Vorbild. Seehofer lehnt diese jedoch als zu einfach ab. Der AOK- Verband schlug ein Schulfach Gesundheit vor. Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) halten Seehofers «Aktionsplan Ernährung» mit mehr Aufklärung und einer neuen Lebensmittelkennzeichnung nicht für ausreichend. AOK- Bundesvorsitzender Hans-Jürgen Ahrens warnte vor der «tickenden Zeitbombe» Übergewicht. «Die Folgekosten gehen in die Milliarden», sagte er der «Passauer Neuen Presse». Nötig seien mehr Sportunterricht und ein zusätzliches Unterrichtsfach «Gesundheit».
In der SPD wird die «Ampel»-Kennzeichnung als notwendig angesehen. «Die Farben einer Ampel sind für jeden sofort verständlich», sagte Reimann. Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn verlangte ebenfalls eine Farbkennzeichnung und warf Seehofer Versäumnisse beim Kampf gegen Fettleibigkeit vor. «Seehofer hat mehrmals Aktionspläne versprochen, aber es ändert sich nichts», sagte sie der «Braunschweiger Zeitung». Auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) macht sich für eine Kennzeichnung mit Ampelfarben stark.
In Großbritannien zeigen die Farben rot, gelb, grün auf Verpackungen, wie hoch der Gehalt an Fett, Zucker, Salz und gesättigen Fettsäuren ist. Experten kritisieren, dass auch grüne Punkte keine ausgewogene Ernährung sicherstellten. Seehofer plant, dass die Industrie auf Verpackungen freiwillig die wichtigsten Nährwerte pro Portion und in Bezug zum Kalorienbedarf angibt.
Die EU-Kommission will eine Pflicht für genaue Angaben zu Kalorien, Fett, Kohlenhydraten, Zucker und Salz auf Verpackungen für verarbeitete Lebensmittel einführen. Bisher ist dies freiwillig. Seehofer sieht seine Pläne mit dem Brüsseler Vorschlag grundsätzlich bestätigt. Die neuen EU-Vorschriften müssten allerdings auch praktikabel sein, teilte er mit.
Eine Studie des Bundesforschungsinstituts für Ernährung hatte ergeben, dass zwei Drittel der Männer und rund die Hälfte der Frauen in Deutschland zu dick sind. Je älter und je niedriger die soziale Schicht, umso größer das Übergewicht. (dpa)
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