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03.06.2008 | 15:08 | Welthungerhilfe 

UN-Gipfel in Rom gegen den Hunger: «Nur 30 Milliarden notwendig»

Rom - Mit einem dramatischen Appell zur Bekämpfung des Hungers in der Welt hat am Dienstag in Rom der Ernährungsgipfel der Vereinten Nationen begonnen.

Welternährung
(c) proplanta
«Nur 30 Milliarden Dollar» (20 Milliarden Euro) pro Jahr wären notwendig, um Hunger und Unterernährung auszurotten, sagte Jacques Diouf, Generaldirektor der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO). Dem stünden 1.200 Milliarden Dollar im Jahr für Rüstungsausgaben gegenüber. «Die Zeit des Redens ist vorbei, jetzt ist die Zeit zu handeln», sagte er.

Staats- und Regierungschefs aus mehr als 40 Ländern suchen in Rom Lösungen für die globale Lebensmittelkrise. Nach FAO-Angaben leiden 862 Millionen Menschen weltweit an Hunger oder Unterernährung. Für Kritik und Proteste sorgte die Anwesenheit des umstrittenen Präsidenten von Simbabwe, Robert Mugabe. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte «kühne und entschlossene Maßnahmen», um den Hauptursachen der Ernährungskrise zu begegnen. «Wir wollen verbindliche Verpflichtungen für die Zukunft», erklärte er. Neben den drastischen Preiserhöhungen für Nahrungsmittel sind auch die Herausforderungen von Klimawandel und Bioenergie Thema der dreitägigen Konferenz.

Die verschärfte Krise um die explodierenden Lebensmittelpreise sei auch eine Chance, frühere Strategien zu überdenken, erklärte der UN- Generalsekretär. Während gegen die hohen Preise sofort etwas getan werden müsse, sei es langfristig wichtig, die weltweite Lebensmittelsicherheit zu verbessern. «Nichts ist zerstörerischer als Hunger, vor allem wenn er von den Menschen gemacht wurde. Er nährt Wut, sozialen Zerfall, Krankheiten und wirtschaftlichen Niedergang», warnte Ban Ki Moon. «Nur wenn wir zusammen und als Partner handeln, können wir diese Krise bewältigen, heute und für die Zukunft.» Hunderte von Millionen Menschen in der Welt erwarteten dies von der Internationalen Gemeinschaft.

Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) bezeichnete die derzeitige Nahrungsmittelkrise als «Skandal der Menschheitsgeschichte». Es sei nicht zu verantworten, dass zu Beginn des dritten Jahrtausends noch mehr als 850 Millionen Menschen an Unterernährung litten, während die Erde die wachsende Weltbevölkerung sehr wohl ernähren könne, sagte sie in Rom vor Journalisten. «Alle Akteure müssen an einer Lösung mitwirken, die das Menschenrecht auf Nahrung gewährleistet.»

Deutschland werde durch eine Umstrukturierung der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit in diesem Jahr insgesamt 500 Millionen Euro in die Ernährungssicherheit investieren. Gleichzeitig kritisierte Wieczorek-Zeul, dass der aktuelle Preisanstieg durch den Terminhandel noch verstärkt werde. «Dazu sage ich: Wer auf eine Ausbreitung des Hungers in den Entwicklungsländern spekuliert, verletzt die Menschenrechte!»

Zur Anwesenheit Mugabes sagte Wieczorek-Zeul: «Ich finde es sehr zynisch, dass jemand, der sein Land in den Ruin und die Menschen in den Hunger getrieben hat, es wagt, bei einer solchen Konferenz aufzutauchen». Neben Mugabe, dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy und dem spanischen Ministerpräsidenten José Luis Rodriguez Zapatero nehmen auch der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad, der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva sowie der ägyptische Staatschef Husni Mubarak an dem Gipfeltreffen teil.

Mubarak forderte eine «universelle Partnerschaft» aller UN-Mitgliedstaaten: Dringend notwendig sei ein internationaler Dialog zwischen den Lebensmittel- und Energie-Importeuren und den Exporteuren sowohl aus Entwicklungsländern als auch aus Industrieländern. Lula da Silva bezeichnete den Hunger in der Welt als eine «Beleidigung für die Menschheit». Dabei sei die derzeitige Krise vor allem eine der Lebensmittelverteilung: «Wir müssen mehr Nahrung produzieren und diese besser verteilen.» Die Konferenz soll am Donnerstag mit einem Abschlussdokument zuende gehen. (dpa)
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