Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
16.01.2009 | 15:23 | DLG-Wintertagung 2009 

Agrarstandort Deutschland mit sehr guten Zukunftsperspektiven

Berlin - „Wenn die Landwirte weiterhin unternehmerisch wach bleiben, die Strukturen weiterentwickelt und insbesondere die Umsetzung technischer Fortschritte konsequent verfolgt werden, dann steht die Landwirtschaft am Standort Deutschland vor einer sehr guten Zukunft.“

Agrarstandort Deutschland
(c) DLG
Dieser Tenor zog sich durch die Vorträge der DLG-Wintertagung, die vom 13. bis 15. Januar in Berlin stattfand. Vor den rund 1.200 Teilnehmern der großen Vortragsveranstaltung am letzten Veranstaltungstag forderte DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer mit Blick auf die großen Herausforderungen Welternährung und Energie eine neue Ernsthaftigkeit bei der Diskussion um moderne Technologien in der Landwirtschaft. Diese Technologien seien mehr als nur Fortschritt im technischen Sinn und mehr als die Gewinnchance einzelner Unternehmen. Innovationsfähigkeit ist seiner Meinung nach eine gesellschaftliche Grundeinstellung, die ihren Ausdruck im Mut zur Veränderung findet. Bartmer bezeichnete die Idealisierung von Stillstand als eine gefährliche Illusion. Sie mache sich schuldig, an den heute nicht ausreichend ernährten Menschen und an den nächsten Generationen, deren Lebensbedingungen durch Ineffizienz und übermäßigen Ressourcenverbrauch beschränkt werde.


Deutschland als Gunststandort wird auch 2020 erfolgreichen Ackerbau ermöglichen

„Die deutschen Ackerbaubetriebe liegen mitten im Bauch der Europäischen Union. Die Wege zum Verbraucher sind kurz und gut erschlossen. Die landwirtschaftliche Infrastruktur steht auf solide gewachsenem Grund, und die Entwicklung in die Modernität von Landwirtschaft ist trotz struktureller Nachteile überall spür- und sichtbar“. Dies erklärte Cord Amelung, Unternehmensberater des Göttinger Betriebswirtschaftlichen Büros bei der DLG-Veranstaltung. Dies alles spreche für Deutschland als Ackerbaustandort im Jahr 2020. Besondere Stärken Deutschlands sieht Amelung in den gut ausgebildeten jungen Unternehmern vor Ort, in den zuverlässigen und sesshaften Fachkräften, in der Marktnähe, in gut versorgten Ackerböden und in einer hohen Dienstleistungsdichte. Zudem herrsche große Rechtssicherheit und eine gute Infrastruktur in allen Bereichen vor. Unternehmergeführte, auf Eigentum und Pacht basierende Familienbetriebe sind nach Ansicht des Göttinger Unternehmensberaters besonders wettbewerbsfähig. Die bekannten Schwächen, die Deutschland im Wettbewerb schlechter stellen, sieht Amelung in den ungünstigen Strukturen durch geringe Schlaggrößen, in hohen Löhnen und hohen Flächenkosten. „Das sind die Schwächen einer hoch entwickelten Industrienation, mit denen sich Landwirte auch in der Zukunft konfrontiert sehen werden“, sagte er.


Deutschland als Forschungs- und Entwicklungsstandort für die weltweite Landwirtschaft begreifen

Auch wenn es neben den Schwächen noch weitere Hemmnisse im Bereich der Politik oder bei den Bau-, Wasser-, Natur- und Umweltschutzauflagen gebe, ist sich Amelung sicher, dass Deutschland als Gunststandort auch 2020 erfolgreichen Ackerbau ermöglichen wird. Für den Weizenanbau gebe es nirgends sonst so gute klimatische Bedingungen wie in Deutschland und den benachbarten Regionen. Die technischen und wissenschaftlichen Fortschritte würden hier sehr viel schneller greifen als in fernen abgelegenen Ländern. „Deshalb ist es wichtig, den Standort Deutschland neben einem modernen Produktionsstandort schon heute auch als Forschungs- und Entwicklungsstandort für die weltweite Landwirtschaft zu begreifen, der Innovationen in Technik und Organisation exportieren kann“, betonte er. Die Welt brauche weitere Ressourcen schonende Produktivitätssteigerungen in der Landwirtschaft, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. „Diese Zukunft beginnt heute!“


Veredlungsbetriebe 2020: Massive Umstrukturierung innerhalb des Sektors zu erwarten

Die Herausforderungen für landwirtschaftliche Veredlungsbetriebe werden in den nächsten zehn Jahren gravierend zunehmen“, so Peter Spandau, Leiter des Referates Energie, Bauen, Technik der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (Münster), vor den Wintertagungsteilnehmern. Nach Spandau ist davon auszugehen, dass aufgrund der insbesondere in den Veredlungshochburgen ausgeschöpften Fläche und steigender Umweltauflagen eine weitere Expansion der Schweineproduktion eher unwahrscheinlich ist. Unabhängig davon werde es aber zu einer massiven Umstrukturierung innerhalb des Sektors kommen. Wenn die Entwicklungen der letzten zehn Jahre unter Berücksichtigung steigender Anforderungen des Marktes, der umweltpolitischen Rahmenbedingungen und auch der steigenden Anforderungen an die Finanzierung bis 2020 fortgeschrieben werden, ergibt sich nach Spandau für die Veredlung ausgehend von heutigen Betriebsgrößen ein erheblicher Strukturwandel. Unabhängig davon, wie sich die Bestandszahlen insgesamt verändern, werde sich die Zahl der Unternehmer, die in diesem Bereich agieren, deutlich reduzieren.


Auf Veränderungen einstellen und neue Anforderungen erfüllen

Wenn die Entwicklungen der letzten zehn Jahre unter Berücksichtigung steigender Anforderungen des Marktes, der umweltpolitischen Rahmenbedingungen und auch der steigenden Anforderungen an die Finanzierung bis 2020 fortgeschrieben werden, ist nach Meinung von Spandau, ausgehend von heutigen Betriebsgrößen, mit einem erheblichen Strukturwandel für die Veredlung zu rechnen. Unabhängig davon wie sich die Bestandszahlen insgesamt verändern, werde sich die Zahl der Unternehmer, die in diesem Bereich agieren, deutlich reduzieren.

Dieser Strukturwandel werde aber nicht nur durch betriebswirtschaftlich greifbare Parameter getrieben, sondern in starkem Maße auch von den persönlichen Eigenschaften, mit denen das Profil eines Agrarunternehmers von morgen erfüllt sein müsse. Wer in der Veredlungswirtschaft künftig als Agrarunternehmer mithalten will, der müsse sich auf Veränderungen einstellen und neue Anforderungen erfüllen: Dabei müssten sich die Landwirte unter anderem der Tatsache bewusst sein, dass das unternehmerische und damit auch das finanzielle Risiko zukünftig höher sein werden als in der Vergangenheit. Auch hält der westfälische Berater die Bereitschaft und die Fähigkeit, sich mit einem oder mehreren Mitarbeitern im Betrieb positiv auseinandersetzen zu können, für ein Muss. „Personalführung wird eine entscheidende Unternehmereigenschaft auch in der Landwirtschaft!“ Darüber hinaus sei der Ausbau der kommunikativen Fähigkeiten zwingend erforderlich.


Milchwirtschaft: Moderater Strukturwandel mit einer weiterhin schrittweisen Expansion der Betriebe

Die Milchwirtschaft in Deutschland und in Europa werde sich nach Meinung von Prof. Dr. Folkhard Isermeyer, Direktor des Instituts für Betriebswirtschaft am Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI) in Braunschweig, genauso wie in allen anderen Erdteilen, die sich der Marktwirtschaft verschrieben haben, entwickeln, wenn auch ein wenig langsamer und weniger expansiv als in Übersee. An diesen Trends werde sich auch im nächsten Jahrzehnt nichts ändern, und der Strukturwandel werde in der deutschen Milcherzeugung im wesentlichen an den bisherigen Entwicklungslinien entlang weiterlaufen. Er werde eher moderat sein mit einer weiterhin schrittweisen Expansion der Betriebe, und es wären keine „sprunghaften Veränderungen“ zu erwarten. Der Strukturwandel „wird sich weder umkehren noch wird er eine Pause einlegen, er wird auch nicht über Nacht zu gigantischen Betriebsgrößen, großflächigen Brachfallen oder ähnlichen Horrorszenarien führen“, so Professor Isermeyer.


Die von Familienbetrieben geprägte Milchproduktion neigt nicht zu sprunghaften Veränderungen

Die Politik habe nach Kräften versucht, auf diese Entwicklungen Einfluss zu nehmen. „Doch weder die Kiechle´sche Milchquotenregelung noch die Künast´sche Agrarwende haben die Richtung des Strukturwandels nennenswert beeinflusst“, wie Prof. Isermeyer es formulierte. Ganz offensichtlich seien die eigentlichen Treiber des Strukturwandels, nämlich der technische Fortschritt und die Investitionsentscheidungen der selbständigen Unternehmen, stärker als die Politik. Die stetige, eher moderate Strukturentwicklung in der europäischen Milchwirtschaft hänge eng mit der Dominanz der Familienbetriebe zusammen. Die von Familienbetrieben geprägte Milchproduktion in Europa neige nicht zu sprunghaften Veränderungen. Deshalb geht Prof. Folkard Isermeyer davon aus, dass „einige fundamentale Änderungen der europäischen Milchproduktion zwar bereits bis 2020 im Keim angelegt sein werden, dass es aber bis 2030 oder sogar 2040 dauern wird, bis man wirklich davon sprechen kann, dass diese Änderungen den Charakter der europäischen Milchproduktion prägen“. (DLG)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Kommentierte Artikel

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger