Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
17.08.2016 | 15:35 | Arbeitsmarktforschung 
Diskutiere mit... 
   1   2

Firmen fangen Mindestlohn mit Preiserhöhungen auf

Nürnberg - Der Mindestlohn hat nach Erkenntnissen von Arbeitsmarktforschern in Deutschland nicht zu befürchteten größeren Entlassungen geführt.

Mindestlohn Minijobber
Manche hatten einen massiven Jobabbau befürchtet - der ist aber gut eineinhalb Jahre nach Einführung des Mindestlohns ausgeblieben. Firmen haben laut einer Studie andere Wege gesucht, um die Zusatzkosten abzufedern. (c) proplanta
Vielmehr hätten betroffene Firmen darauf mit Preiserhöhungen reagiert, geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Aber auch dazu hätten sich lediglich 18 Prozent der vom Mindestlohn tangierten Betriebe entschlossen.

Auch seien Chefs dazu übergegangen, die Arbeitszeit der betroffenen Beschäftigten zu verkürzen und bestimmte Arbeiten in geringerer Zeit erledigen zu lassen, berichtet die Denkfabrik der Bundesagentur für Arbeit. Um die Mehrkosten wegen des Mindestlohns abzufedern, hätten sich aber auch dafür nur 18 Prozent der betroffenen Unternehmen entschieden.

Seit Anfang 2015 gilt bundesweit ein gesetzlicher Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde. Zuvor hatte nach einer älteren IAB-Studie etwa jeder zehnte deutsche Betrieb mindestens einem Beschäftigten weniger gezahlt. Dies war vor allem in der Gastronomie, dem Einzelhandel sowie in der Land- und Forstwirtschaft der Fall. Das Münchner Ifo-Institut sah damals wegen des höheren Mindestlohns mehrere hunderttausend Stellen gefährdet.

Nun befragte das Nürnberger Institut rund 16.000 Betriebe. Von ihnen gaben rund 20 Prozent an, direkt oder indirekt vom Mindestlohn betroffen zu ein. Die Studie ist nach Angaben des IAB repräsentativ für Unternehmen in Deutschland.

Die Forscher haben sich vor allem die Antworten betroffener Betriebe angeschaut. 10,4 Prozent von ihnen gaben demnach an, bei der Einstellung neuer Mitarbeiter zurückhaltender gewesen zu sein als vor der Einführung des Mindestlohns; manche Stellen blieben unbesetzt.

Das IAB schätzt, dass deswegen etwa 60.000 Stellen nicht geschaffen wurden, die es ohne die Mindestlohnregelung heute gäbe. Dies zeige, dass der «negative Beschäftigungseffekt» wegen des Mindestlohns verhältnismäßig gering sei, urteilen die Wissenschaftler.

Zum Mittel der Entlassung haben laut Studie noch weniger betroffene Betriebe gegriffen - nämlich 4,7 Prozent. Weitere 2,4 Prozent hatten zum Befragungszeitpunkt beabsichtigt, sich von Mitarbeitern zu trennen. Zwar sei schon kurz nach dem Start der Mindestlohnregelung die Zahl der Mini-Jobs um rund 90.000 gesunken; rund die Hälfte der Stellen sei aber in sozialversicherungspflichtige Stellen umgewandelt worden. 10 Prozent der früheren Minijobber meldeten sich arbeitslos. Das Schicksal der übrigen 40 Prozent sei unklar.
dpa
Kommentieren Kommentare lesen ( 1 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
cource schrieb am 18.08.2016 10:17 Uhrzustimmen(40) widersprechen(28)
wenn es tatsächlich eine höherentwicklung in der menschlichen gesellschaft geben sollte, dann werden irgendwann alle niedriglöhner genau so entschädigt wie heute die zwangsarbeiter der nazi-ära
  Weitere Artikel zum Thema

 Bayer-Aktie trotz Umbauplänen weiter auf Talfahrt

 Kahlschlag bei Bayer geplant - Bald droht Kündigungswelle

 Gefährliche Grundstimmung in Deutschland - Warnung vor Jobabbau

  Kommentierte Artikel

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?

 Frankreichs Staatsrat schränkt Vogeljagd weiter ein

 LED-Lampen in Straßenlaternen sparen massiv Strom ein

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau