Ihr Ziel ist es, Bundeskanzlerin Angela Merkel dafür zu gewinnen, ihnen bei der Reduzierung der Milchmenge zu helfen. "Wir sind hierher gekommen, um Frau Merkel zu erläutern, warum die wirtschaftliche Existenz der 100.000 Milchviehbetriebe in Deutschland gefährdet ist. Es gibt zu viel Milch am Markt, die erzeugte Milchmenge übersteigt die Nachfrage. Uns Milcherzeugern fehlt derzeit aber ein wirksames Instrument, um die Produktion an den Bedarf anzupassen. Deshalb haben Milchindustrie und die Handelsketten leichtes Spiel, die
Milchpreise so weit zu senken.
Innerhalb von anderthalb Jahren sind die Preise, die uns die Molkereien für unsere Milch zahlen, um 40 bis über 50 % gefallen, so dass alle Milchviehbetriebe nur noch Verluste schreiben", erklärt Sabine Holzmann, Milchbäuerin aus Niederbayern und stellvertretende Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), in Berlin. "Es gibt zwar die
Milchquote als Instrument der Mengenbegrenzung, aber sie ist unwirksam geworden und wird nun gegen uns eingesetzt. Zum einen ist durch politische Beschlüsse die Quote in den letzten Jahren stetig erhöht worden, was in Deutschland auch zu einer Ausweitung der Menge geführt hat. Vor allem aber fehlt es noch an dem politischen Willen, die Stellschrauben so zu nutzen, um die Quoten flexibel dem Bedarf anzupassen. Genau das ist aber jetzt die einzige Möglichkeit, aus der katastrophalen Lage rauszukommen", ergänzt Maria Heubuch, Milchbäuerin im Allgäu und Bundesvorsitzende der AbL.
"Frau Merkel fordern wir auf, uns dabei zu helfen, die Menge an den Bedarf anzupassen. Mindestens muss die Politik die letzten Quotenerhöhungen aussetzen und verhindern, dass die Mehrmenge weiterhin ungebremst nachfließt. Die Politik ist so lange gefordert, bis wir Milchbäuerinnen und Milchbauern uns selbst so weit im Milch Board gebündelt haben, dass wir eigene wirksame Instrumente zur bedarfsorientierten Mengengestaltung anwenden können", so Sabine Holzmann. "Zu dieser Bündelung rufen wir alle Kolleginnen und Kollegen auf. Bis wir so weit sind, muss die Politik jetzt schnell handeln", so Sabine Holzmann, die in der bundesweiten Erzeugergemeinschaft Milch Board als Delegierte tätig ist.
"Alle Forderungen, die der Deutsche
Bauernverband (
DBV) derzeit mit den katastrophalen Milchpreisen begründet, gehen an der Ursache vorbei. Das ist nicht verwunderlich, haben der Bauernverband und die Milchindustrie doch den Preisverfall wesentlich zu verantworten. Denn Bauernverband und Milchindustrie haben alles daran gesetzt, dass die Politik in
Bundesrat, Bundesministerium und auf EU-Ebene im letzten Jahr mehr Menge am Markt zugelassen hat. Unter ihrem massivem Druck wurden alle politischen Zusagen gebrochen, die Forderungen des Bundesverband Deutscher
Milchviehhalter (
BDM) und der AbL nach einer bedarfsorientierten Mengenanpassung umzusetzen", kommentiert Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf, AbL-Vorsitzender. (AbL)