Geringes Schlachtschweineangebot führt vorerst nicht zu höheren Erzeugerpreisen - Sorge um Absatzeinbußen wegen zu teurem Fleisch - VEZG-Preis mit 2,43 Euro auf Allzeithoch bestätigt - Unveränderte Notierungen auch in mehreren anderen EU-Staaten - In Italien und Frankreich müssen die Schlachtunternehmen die Tiere dagegen teurer einkaufen. (c) contrastwerkstatt - fotolia.com
Normalerweise ist das eine Situation für steigende Erzeugerpreise, doch dies blieb zuletzt aus. Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) ließ ihre Leitnotierung für Schlachtschweine am Mittwoch (14.6.) zunächst auf dem Allzeithoch von 2,43 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) stehen.
Auf Rekordniveau sind nämlich auch die Preise im Fleischverkauf, weshalb die Verbraucher in Zeiten von Kaufkraftverlusten nicht mehr so zügig zugreifen. Ausgenommen davon waren zuletzt die Grillartikel, die weiter gut liefen. Auch für Produkte wie Nacken und Lachse erlösten die Fleischvermarkter mehr Geld. Doch auf das ganze Schwein gesehen ist die Weitergabe von höheren Einstandskosten beim Schlachttiereinkauf an die nächsten Handelsstufen laut Marktbeobachtern mehr als schwierig.
Insgesamt disponierten die Fleischeinkäufer laut Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI) zuletzt viel vorsichtiger und verhaltener als in den vergangenen Wochen. Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass mit Nordrhein-Westfalen das größte Bundesland Ende dieser Woche in die Schulferien startet und dadurch eine schwächere Nachfrage wegen abwesender Urlauber zu erwarten ist.
Aber auch in anderen Ländern der Europäischen Union stoßen die Fleischverkäufer laut Analysten bei höheren Preisforderungen auf starke Gegenwehr, was ebenso für den Drittlandsexport gilt. Deshalb blieben in Belgien und Österreich - trotz des sehr kleinen Lebendangebots - die Schlachtschweinenotierungen unverändert.
Das galt ebenfalls für Dänemark, wo insbesondere der schwache Export von Schweinefleisch nach Asien negativ ins Gewicht fällt. In Spanien erhalten die Mäster ebenfalls weiter unveränderte Preise, die aber auf hohem Niveau liegen. Dort stehen sich schon seit Wochen ein zu knappes Schweineangebot und Probleme im internationalen Fleischverkauf wegen hoher Preise gegenüber. Die Folge ist ein Patt, das seit zwölf Wochen zu einer unveränderten Notierung von 2,025 Euro/kg Lebendgewicht (LG) am Mercolleida führt.
Frankreich löst sich von Feiertagsfessel
Es gab aber auch einige Länder, in denen die Schlachtschweinenotierungen Mitte Juni anzogen. In Frankreich ist die Last der Feiertagswochen mit ausgefallenen Schlacht- und Verkaufstagen beendet, und das kleine Lebendangebot bestimmt wieder mehr den Markt.
Der Produktionsrückgang bei Schweinen werde wieder spürbarer, was sich zuletzt in einer starken Abnahme der Schlachtgewichte von 1,1 kg innerhalb von zwei Wochen äußerte, hieß es am Marché du Porc Breton. Dort stieg der nationale Leitpreis am Donnerstag im Vorwochenvergleich um 4,8 Cent auf 2,234 Euro/kg SG. Von Mitte April bis Mitte Mai war die französische Notierung um gut 22 Cent/kg eingebrochen, nun erholt sie sich wieder.
Gleiches gilt für Italien, wo nach vorherigen Rückgängen der nationale Leitpreise nun wieder moderat zulegt, zuletzt um 1 Cent/kg LG. Für Juli werden dort größere Preisanpassungen nach oben erwartet, da Touristen die Nachfrage beleben und die voraussichtliche Hitze das Wachstum der Schweine bremst.
Neuer EU-Rekordpreis
In der gesamten Europäischen Union wurde unterdessen in der Woche zum 11. Juni erneut ein Rekord beim gezahlten Durchschnittspreis für Schlachtschweine erzielt. Laut Kommission wurden Tiere der Handelsklasse E im Mittel der Mitgliedstaaten mit 243,51 Euro/100 kg SG abgerechnet; das waren 2,07 Euro oder 0,9 % mehr als in der Vorwoche. Das Vorjahresniveau wurde zuletzt um 30,8 % übertroffen.
Für den jüngsten Anstieg sorgten unter anderem die Auszahlungspreise polnischer Schlachtunternehmen, die um 2,5 % angehoben wurden. Zwischen 1,0 % und 1,6 % besser bezahlt wurden die Schlachtschweine im Vorwochenvergleich in Slowenien, Lettland, Deutschland und Rumänien. Moderatere Zuschläge in einer Spanne von 0,4 % bis 0,7 % gab es für die Erzeuger in Belgien, Frankreich Luxemburg und Ungarn. Stabil blieben die Auszahlungsleistungen der Schlachter in Dänemark und den Niederlanden.
Für Österreich und Spanien wurden der Kommission zufolge hingegen moderate Abschläge von 0,3 % beziehungsweise 0,4 % gemeldet, obwohl dort die maßgeblichen Leitnotierungen unverändert blieben. Die stärkste Kürzung beim Schlachtschweinepreis gab es für die Erzeuger in der Slowakei; diese blieb allerdings auf 0,5 % begrenzt.