Russland kann dazu beitragen die
Welternährung zu sichern, da es über riesige und häufig sehr fruchtbare Ackerflächen verfügt. Allerdings bleiben die Getreideerträge deutlich unter den technisch möglichen Erträgen zurück.
Zudem liegen in Russland ungefähr 40 Million Hektar
Ackerland brach, welche zu Sowjetzeiten noch genutzt wurden. Das gewaltige Ausmaß der Brachflächen zusammen mit den niedrigen Erträgen verspricht erhebliches Potenzial zur Steigerung der Agrarproduktion.
IAMO-Wissenschaftler Florian Schierhorn hat gemeinsam mit weiteren Kollegen des Instituts das Potenzial Russlands zur Steigerung der Getreideproduktion systematisch berechnet. Grundlage dafür ist ein Pflanzenwachstumsmodell, das zur Simulation optimierter Bewirtschaftung für 28 Hauptanbaugebiete von Weizen angewendet wurde.
Die Studie zeigt, dass durch optimierte Nährstoffdüngung die Weizenerträge um 1,2 bis 3,0 Tonnen pro Hektar gesteigert werden können. Optimierte Düngung bei gleichzeitiger Bewässerung würde die Erträge sogar um 1,8 bis 4,6 Tonnen pro Hektar steigern. Diese Erkenntnisse wurden vor kurzem in der Fachzeitschrift Environmental Research Letters veröffentlicht.
Basierend auf den Ertragssimulationen und auf Karten der Brachflächen hat das Forscherteam des IAMO in einem zweiten Paper, publiziert in der Fachzeitschrift Global Food Security, das Potenzial Russlands zur Steigerung der Weizenproduktion aufgezeigt. Zentrales Ergebnis dieser Studie ist, dass durch die optimierte Bewirtschaftung die Getreideerträge gesteigert und damit die gesamte Getreideproduktion erhöht werden könnte.
Der größte Teil der Brachflächen in Russland ist seit mehr als zehn Jahren ungenutzt und erhebliche Mengen Kohlenstoff sind daher in der Sukzessionsvegetation und im Boden gespeichert. Die Rekultivierung würde diesen Kohlenstoff wieder freisetzen und erhebliche klimarelevante Emissionen verursachen. Die zusätzliche Weizenproduktion in Russland, die durch realistisch erzielbare Ertragssteigerungen und bei geringen Emissionen infolge der Rekultivierung erreicht werden kann, beziffern die Forscher auf bis zu 32 Millionen Tonnen.
Im Vergleich dazu, wird in Deutschland jährlich etwa 25 Millionen Tonnen Weizen produziert. Somit könnte Russland der weltweit größte Weizenexporteur werden, wenn die Produktivitätslücken im Land geschlossen sowie die erheblichen Investitions- und Modernisierungsdefizite beseitigt werden. (iamo)