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10.11.2014 | 15:50 | Stukturwandel 

Wie hat sich die Landwirtschaft in Deutschland verändert - ein kleiner Rückblick

299.100 landwirtschaftliche Betriebe gab es laut des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMEL) 2012 in Deutschland. Sie sahen sich auch in den letzten Jahren mit gravierenden Veränderungen konfrontiert.

Stukturwandel Landwirtschaft
Die Landwirtschaft ist in den letzten Jahrzehnten durchaus starken Änderungen unterworfen gewesen. (c) proplanta
Nicht nur technische Hilfsmittel in der Landwirtschaft verändern sich und damit auch die Art und Weise des Arbeitens. Auch die Haltung der Verbraucher ist heute nicht mehr dieselbe wie vor 30 Jahren. Dazu kommen neue rechtliche Rahmenbedingungen für Landwirte und ihre Betriebe. Aus diesen Veränderungen ergeben sich nicht nur Einschränkungen, sondern auch Chancen – die Bereitschaft vorausgesetzt, sich neuen Gegebenheiten anzupassen. Vor allem die ökologische Landwirtschaft ist schwer im Kommen und eröffnet neue Möglichkeiten finanzieller Gewinne.

Bio liegt im Trend - was bedeutet Bio in Deutschland?

Bio ist in, das macht schon ein Gang in den Supermarkt deutlich. Gerade in den letzten Jahren hat sich in Deutschland ein immer stärkeres Bewusstsein für Produkte aus ökologischer Landwirtschaft in Deutschland entwickelt. Entsprechend wächst die Anzahl an Bio-Lebensmitteln in herkömmlichen Geschäften ebenso wie die Zahl spezieller Geschäfte für Produkte aus ökologischer Landwirtschaft. Nach Zahlen des BMEL betrug der Umsatz ökologischer Landwirtschaft in Deutschland 2013 7,55 Milliarden Euro. Damit ist die Bundesrepublik europaweit der größte Markt für sogenannte „Bio-Lebensmittel“.

Damit diese als „Bio“ oder „Öko“ bezeichnet werden dürfen und auch ein entsprechendes Siegel tragen können, müssen sie jedoch bestimmte Mindestvoraussetzungen erfüllen. Diese sind europaweit vorgegeben und betreffen unter anderem die folgenden Punkte:

- Das verwendete Saat- und Pflanzgut wird ökologisch vermehrt.

- Zusätzliche Pflanzenschutzmittel und Düngemittel sind nur dann erlaubt, wenn sie in einschlägigen Positivlisten aufgeführt sind.

- Auch Futtermittel für Tiere müssen ökologisch erzeugt worden sein.

- Die Anbindehaltung, die immer noch in vielen Betrieben gang und gäbe ist, ist in der ökologischen Landwirtschaft nicht erlaubt.

- Fleisch aus ökologischer Landwirtschaft muss regelmäßig kontrolliert und auf seine Herkunft überprüft werden.

Grundsätzlich dürfen für die Herstellung eines als Öko oder Bio bezeichneten Produkts Zutaten aus konventioneller Landwirtschaft nur in Ausnahmefällen verwendet werden. Das bedeutet, wer als Landwirt auf ökologische Landwirtschaft umsteigen möchte, sollte sich möglichst umfassend mit den rechtlichen Rahmenbedingungen auseinandersetzen. Dann hat er allerdings die Chance, einen lukrativen Markt zu erschließen, der allen Prognosen nach ein großes Zukunftspotenzial birgt. Bio wird auch in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen. Viele Menschen fragen sich dabei, was Bio sonst noch ausmacht. Auf Gutefrage.net wird gefragt, ob Bio-Produkte tatsächlich auch gesünder sind. Über diese Frage lässt sich streiten, wie die Antworten zeigen, aber fest steht, dass die Tiere es oftmals besser haben.

Welche rechtlichen Verschärfungen gibt es für konventionelle Landwirte?

Nicht nur der ökologische Landbau unterliegt gewissen Regeln. Auch konventionelle Landwirte müssen sich an geltende Gesetze und Vorgaben halten. Diese ändern sich in regelmäßigen Abständen. In den letzten Jahren kam es unter anderem zu folgenden neuen Regelungen:

1. Schon seit längerem gelten genaue Vorschriften dazu, wieviel Antibiotika Tieren in der Landwirtschaft verabreicht werden darf. Diese Vorgaben werden seit Kurzem noch wesentlich strenger überwacht als früher. In diesem Sinne erhielten Veterinärbehörden stärkere Befugnisse. So sollen häufige Verstöße gegen die Bestimmungen in Zukunft verhindert werden.

2. Laufend werden außerdem Höchstgehalte von Stoffen bestimmt oder neu definiert. So wurde beispielsweise der Gehalt von Nitrat in Rucola 2012 erstmals begrenzt.

3. Die Massentierhaltung ist in der Öffentlichkeit besonders umstritten und die kritischen Stimmen wachsen – damit auch der Druck auf Gesetzgeber. Entsprechend gibt es überall in Deutschland Initiativen zu stärkeren Reglementierungen in diesem Bereich. Teilweise kommen Erlasse einzelner Regierung diesem Wunsch schon nach. So kam es in Niedersachsen zu einem Runderlass, der sich mit der Notwendigkeit von Abluftreinigungsanlagen in Mastgeflügel und Schweineanlagen beschäftigt.

4. Auch der Tierschutz wurde verschärft. Damit verbunden war in der jüngsten Vergangenheit zum Beispiel das Verbot der betäubungslosen Kastration von Ferkeln.

5. Eier, die aus konventioneller Käfighaltung stammen, sind mittlerweile europaweit verboten. Sie dürfen auch nicht mehr in anderen Lebensmitteln verarbeitet werden.

Neben solchen Regelungen die Tierhaltung und den Anbau betreffend kommt es auch immer wieder zu Änderungen Versicherungen von Landwirten betreffend. Auch neue Subventionen werden von Zeit zu Zeit ins Leben gerufen. Es lohnt sich also auch finanziell, auf dem Laufenden zu bleiben.

Bio-KartoffelnBild vergrößern
Bio-Kartoffeln unterliegen besonderen Bestimmungen. (c) Maddox74 (CC0-Lizenz) / pixabay.com
Was könnte sich in Zukunft noch ändern?

Die Zukunft wird vor allem unter dem Dach der EU noch weitere Änderungen geltender Bestimmungen bereithalten. Dabei dominiert der Trend zu stärkeren Reglementierungen, sowohl in der ökologischen Landwirtschaft als auch in der Massentierhaltung. In beiden Bereichen sieht sich der Gesetzgeber mit einem wachsenden Druck von Verbrauchern und Interessensverbänden konfrontiert, die die Zukunft der Landwirtschaft vor allem in mehr Tierschutz und umweltfreundlicheren Maßnahmen sehen – angesichts der Klimakatastrophe ein Ziel, das laufend neue Befürworter findet. Derzeit sind zum Beispiel folgende Änderungen im Gespräch:
  • Grenzwerte für Abgase werden laufend verschärft werden, zum Beispiel für Abgase aus Biomasseheizanlagen.
  • Außerdem sind neue Vorgaben für die Lagerung von Gülle, Jauche und Silagesichersaft im Gespräch.
  • Neue Regelungen zur Massentierhaltung sind unausweichlich. Hier kommt es aber unausweichlich zu Konflikten, da sich die Befürworter einer strengen Reglementierung und der Verhinderung von neuen Anlagen Stimmen gegenübersehen, die argumentieren, dass auf Massentierhaltung und damit verbundene Arbeitsplätze nicht verzichtet werden könne.
  • Nachdem die Anbindehaltung in der ökologischen Landwirtschaft schon länger verboten ist, soll dieses Verbot 2020 auch auf die konventionelle Landwirtschaft ausgedehnt werden.

Aktuell gibt es politischen Streit zwischen der EU-Kommission und einigen EU-Ländern, weil die EU-Ökoverordnung stark verschärft werden soll. Angesichts der ablehnenden Haltung in Deutschland und anderen EU-Ländern ist es allerdings zweifelhaft, ob die Änderungsvorschläge der EU-Kommission in dieser Form tatsächlich Gesetz werden.

Fazit

Unsere Gesellschaft ist immer mehr eine Dienstleistungsgesellschaft. Dennoch behält die Landwirtschaft eine wichtige Funktion. Allerdings geht der Trend unübersehbar hin zu umweltverträglicheren Formen der Landwirtschaft. Die Massentierhaltung gerät zusehends ins Kreuzfeuer, während ökologische Landwirtschaft vom Wohlwollen der Verbraucher profitiert. Entsprechend fallen auch neue Gesetze und Verordnungen aus. Landwirte, die ihren Betrieb auf „bio“ umstellen möchten, können auf diese Art beträchtliche finanzielle Gewinne erwirtschaften, sie sind aber auch an eine Reihe strikter Vorschriften gebunden. Möchten sie ihre Produkte als „bio“ bezeichnen, sollten sie diese auch einhalten. (Pd)
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