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05.04.2008 | 01:34 | Weltgesundheitstag 2008 

Experten fürchten Krankheiten durch Klimawandel

Hamburg - Die Zahlen klingen erschreckend: Schon heute sterben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 150.000 Menschen pro Jahr durch klimabedingte Krankheiten und Verletzungen.

Klimawandel Krankheiten
(c) proplanta
Allein in Europa habe der extrem heiße Sommer im Jahr 2003 mehr als 70.000 Hitze-Opfer gefordert. Durch Katastrophen, bei denen das Klima eine Rolle spielt, kommen laut WHO weltweit 60.000 Menschen ums Leben - die meisten davon in Entwicklungsländern. Ob es durch den Temperaturanstieg auch weniger Kältetote gibt, gab die UN- Organisation nicht an. Auf Gesundheitsgefahren durch den Klimawandel will die WHO auf dem Weltgesundheitstag an diesem Montag (7. April) aufmerksam machen. Zugleich erinnert sie an diesem Tag an ihre Gründung vor 60 Jahren.

«Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit», sagte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan in Genf. Nicht nur Hitzewellen, Stürme, Überschwemmungen und Dürren forderten unzählige Menschenleben auf der ganzen Welt. An Erkrankungen wie Durchfall, Malaria und Eiweißmangel (Unterernährung) sterben laut Chan pro Jahr mehr als drei Millionen Menschen - auch diese Leiden seien zum Teil mit dem Klima verbunden. «Alle Völker sind verwundbar, aber die Armen werden als erste und am härtesten getroffen», betonte die chinesische Medizinerin. «Das ist nicht akzeptabel.»

Doch auch in reichen Ländern wie Deutschland könnte der Klimawandel zu viele Opfern führen, fürchten Forscher. Wird die Malaria in den kommenden Jahrzehnten nach Deutschland zurückkehren? Wie stark werden lebensbedrohliche Infektionen durch Zeckenstiche zunehmen? Könnte sich - wie in den USA bereits geschehen - auch hierzulande das West-Nil-Virus ausbreiten, das grippeähnliche Symptome auslöst? Nach Angaben des Umweltbundesamtes ist die Temperatur in den vergangenen 100 Jahren in Deutschland um 0,8 Grad gestiegen - Klimaforscher sagen mehr heiße Sommer und nasse Winter voraus.

Was aber tun? Die WHO spricht beim Schutz des Klimas nicht nur die Staaten, sondern auch jeden Einzelnen an - vor allem beim Vermindern von Kohlendioxid (CO2). Von diesem Treibhausgas, das am meisten zur globalen Erwärmung beiträgt, produziert jeder Mensch im Schnitt vier Tonnen pro Jahr - viele Klimaexperten halten eine Reduzierung um die Hälfte für notwendig. Die WHO gibt zum Weltgesundheitstag viele - altbekannte, aber oft nicht umgesetzte - Tipps zur CO2-Verminderung: zum Beispiel alte Kühlschränke als Energiefresser entsorgen oder die Heizung etwas drosseln. Mit Hilfe von CO2-Rechnern kann man im Internet seine persönliche Kohlendioxid-Bilanz berechnen.

Beim CO2-Ausstoß gibt es auch deutliche Unterschiede von Land zu Land: Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris produzierte ein US-Amerikaner 2005 im Durchschnitt 19,8 Tonnen CO2 pro Jahr, ein Deutscher 9,9 und ein Brasilianer 1,8 Tonnen. Die Negativ-Hitliste der IEA führen - bezogen auf Emissionen des ganzen Landes - die USA, China und Russland an. Deutschland liegt mit 813 Millionen Tonnen Kohlendioxid in der Statistik auf Platz 6. (dpa)
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