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10.03.2012 | 07:32 | Rohstoffknappheit 

Teuer, knapp und begehrt - der Kampf um Rohstoffe

Düsseldorf - Für viele Industrieunternehmen ist es eine Frage des Überlebens: Ohne Rohstoffe - von Eisenerz bis Kokskohle, von Zink bis zu Kupfer, Wolfram oder Lithium - droht den Unternehmen ein Stillstand.

Rohstoffbedarf
(c) proplanta
Konnten sich vor einigen Jahren die Betriebe noch weitgehend ohne Probleme und kostengünstig mit Rohstoffen eindecken, haben das rasante Wachstum der Schwellenländer vor allem in China und Indien und deren Nachfrage zu Engpässen geführt und Preise nach oben getrieben.

Seit 2004, diagnostiziert die stellvertretende Leiterin der Deutschen Rohstoffagentur DERA, Hildegard Wilken, sei die deutsche Wirtschaft mit einer veränderten Rohstoffsituation konfrontiert: Die Nachfrage steigt angesichts des Hungers der Schwellenländer kontinuierlich.

Das überproportionale Wirtschaftswachstum in China fegt bei vielen Rohstoffen die Weltmärkte leer. «In der deutschen rohstoffverarbeitenden Industrie setze sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass die Lieferketten bis in den primären Rohstoffsektor besser abgesichert werden müssten», sagt Wilken.

Tatsächlich gehört Deutschland wie viele andere Länder in Europa zu den rohstoffärmeren und importabhängigen Ländern. Nach den letzten Zahlen der DERA lag die inländische Erzeugung 2010 bei 17,7 Milliarden Euro, darunter Braunkohle als bedeutendster heimischer Rohstoff, Natursteine, Kalisalz, Schwefel und Gips. Bei den Importen war es im selben Jahr dagegen eine Summe von 110 Milliarden Euro. Dabei verbuchte die DERA bei Metallrohstoffen ein Einfuhrplus von fast zwei Dritteln gegenüber dem Vorjahr.

Ein Bündnis zur Rohstoffsicherung, das vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) angeschoben und Ende Januar aus der Taufe gehoben wurde, soll nun dazu beitragen, die Rohstoff-Malaise in der deutschen Wirtschaft zu lindern. «Wir wollen Wertschöpfung in Deutschland halten und brauchen deshalb Rohstoffe», sagte Geschäftsführer der Allianz und frühere Eon-Manager, Dierk Paskert, am Donnerstag auf einer Rohstoffkonferenz der «Financial Times Deutschland» in Düsseldorf. Gründungsmitglieder der Allianz sind unter anderen ThyssenKrupp, Bosch, BASF und Evonik.

Ein schlagkräftiges kommerzielles Unternehmen soll entstehen. «Die Rohstoffversorgung unseres Spezialchemiegeschäftes sichern wir noch besser ab», begründet ein Unternehmenssprecher von Evonik die Vorzüge der Allianz. Das Rohstoffallianz will vor allem bei kritischen Rohstoffen die Interessen der Unternehmen bündeln.

Wie prekär die Lage in Teilbereichen geworden ist, zeigt das Beispiel der sogenannten Seltenen Erden: Hinter diesem Begriff verbergen sich Metalle wie Lanthan, Europium oder Neodym. Benötigt werden sie beispielsweise bei der Herstellung von Handys, Computer, Elektromotoren oder auch von Windturbinen. Auf China allein fällt derzeit ein Produktionsanteil von 97 Prozent.

Nun macht gerade die in Deutschland eingeleitete Energiewende mit dem Ausbau der Windenergie und Elektromobilität die Absicherung mit Rohstoffen nötig. Der Bedarf an Kupfer, Lithium, Graphit und Seltenen Erden wird in den kommenden Jahren erheblich zunehmen. «Wir werden mehr von diesen Rohstoffen brauchen, wenn wir elektrisch fahren», betont Steffen Haber, Geschäftsführer des Chemiespezialisten Chemetall.

Wissenschaftler wie Hans-Joachim Kümpel, Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, weisen darauf hin, dass die meisten Rohstoffe geologisch betrachtet eigentlich gar nicht knapp seien. Auch ihre technische Verfügbarkeit sei nicht der Flaschenhals, sondern die Marktmacht.

Viele Unternehmen in Deutschland rücken den sicheren Zugang zu den Rohstoffmärkten immer mehr in den Fokus. Laut einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer sehen rund drei Viertel der Unternehmen die Verteuerung der Rohstoffe als große Herausforderung. Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst der Commerzbank, sieht da keine Trendwende: «Langfristig werden die Rohstoffpreise steigen.» (dpa)
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