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24.03.2011 | 13:52 | Atomkatastrophe in Japan 

Arbeiter in Fukushima verstrahlt - Kühlung weiter kritischer Punkt

Tokio - In der Atom-Ruine von Fukushima gibt es immer mehr verstrahlte Techniker: Nach einem Einsatz im AKW mussten zwei Männer mit Verbrennungen in eine Spezialklinik.

Atomkraft

Ihnen soll radioaktiv verseuchtes Wasser in die Schuhe gelaufen sein. Zwei Wochen nach dem Beben vom 11. März bleibt die Lage dramatisch: Die Versuche, die Krisenreaktoren zu kühlen, kommen nicht wirklich voran. Die Strahlung im Leitungswasser in Tokio sank am Donnerstag unter den Wert von 100 Becquerel, der als unbedenklich für Babys gilt. In anderen Regionen liegt er weiter darüber. Erste deutsche Firmen denken wegen der Japan-Krise an Kurzarbeit.

Die verstrahlten Arbeiter hatten am Donnerstag in Reaktor 3 Kabel reparieren wollen, um das Kühlsystem wieder in Gang zu bringen. Sie hätten in radioaktiv belastetem Wasser gestanden, sagte Regierungssprecher Yukio Edano. Ihre Verbrennungen zogen sich die Männer vermutlich durch sogenannte Beta-Strahlen zu, wie Kyodo unter Berufung auf den AKW-Betreiber Tepco berichtete.

Laut Atomsicherheitsbehörde NISA sollen die Arbeiter einer Strahlendosis von rund 170 oder 180 Millisievert ausgesetzt gewesen sein. Das liegt über dem Grenzwert des Betreibers Tepco. Schwere Gesundheitsschäden trugen die Arbeiter anscheinend nicht davon: Sie litten nicht an Übelkeit oder Schmerzen, berichtete Kyodo in der Nacht zum Freitag (Ortszeit) unter Berufung auf Tepco. Dies wären Symptome, die auf eine Strahlenerkrankung hinweisen würden. Insgesamt haben laut Kyodo jetzt 17 Arbeiter eine Strahlenbelastung von mehr als 100 Millisievert erlitten.

Eine gute Nachricht kam aus Tokio: Die Belastung des Leitungswassers mit radioaktivem Jod sank wieder unter den für Säuglinge geltenden Grenzwert von 100 Becquerel pro Liter, wie Kyodo meldete. In Geschäften wurde dennoch das Wasser knapp. Die Verwaltung begann, 240.000 Flaschen an Familien zu verteilen. Die Behörden haben allerdings Schwierigkeiten, genug Vorräte an abgefülltem Wasser bereitzustellen. Zudem weitet sich die Verstrahlung von Lebensmitteln aus, wie der Regierungssprecher sagte. Auch die Strahlenbelastung im Meer nahe Fukushima Eins steigt.

Am Donnerstag gingen die Arbeiten am Kraftwerk trotz des Unfalls weiter. Ziel blieb es, das Pump- und Kühlsystem der beschädigten Reaktoren zu reparieren. In Reaktor 3 mussten sich einige Arbeiter nach den Verletzungen ihrer Kollegen allerdings in Sicherheit bringen.

Die japanische Regierung dämpfte die Hoffnungen auf schnelle Besserung. «Nach gegenwärtiger Lage dürfen wir nicht zu optimistisch sein», sagte Regierungssprecher Edano. Greenpeace urteilt, die Gesamtsituation sei «nach wie vor dramatisch». «Wir gehen aufgrund von Indizien davon aus, dass eine partielle Kernschmelze bereits stattgefunden hat», sagte Experte Karsten Smid.

Die Suche nach den Vermissten der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe gestaltet sich immer noch äußerst schwierig. Vor allem in der Präfektur Fukushima können die Retter wegen der Strahlung kaum nach Vermissten suchen. Die Zahl der insgesamt gefundenen Toten stieg in der Nacht zum Freitag: Sie liegt nun bei mehr als 9.800, mehr als 17.500 Menschen gelten als vermisst, wie Kyodo unter Berufung auf die Polizei berichtete. Mehr als 200.000 Menschen leben in Notunterkünften.

Zwei Wochen nach dem Beginn der Atomkatastrophe begannen die USA mit der umfassenden Sicherheitsüberprüfung ihrer Kernkraftwerke. Eine spezielle Einsatzgruppe werde in den kommenden Monaten ermitteln, welche kurz- und langfristigen Lehren aus den Geschehnissen in Fukushima gezogen werden müssten, teilte die US-Atomregulierungsbehörde NRC in Rockville (Maryland) mit. Bereits in 30 Tagen sollen erste Ergebnisse vorgelegt werden.

In Deutschland prüfen mehrere Firmen wegen der Japan-Krise die Einführung von Kurzarbeit. Sie befürchteten, dass sie wegen Lieferengpässen in einigen Wochen ihre Produktion zurückfahren müssten, sagte eine Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit (BA) und bestätigte damit einen Bericht der «Süddeutschen Zeitung». Anfragen kämen aus dem Automobilbereich. Von einer schwierigen Versorgungssituation spricht etwa der Autozulieferer Bosch. (dpa)

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