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24.03.2011 | 13:38 | Atomstrom 

IfW-Forscher: Atomkraft-Risiken nicht mehr tragba

Kiel - Die gesellschaftlichen Risiken der Atomkraft sind nach Ansicht von Forschern des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) nicht länger tragbar.

Atomenergie
(c) proplanta
«Hier geht es um ganz kleine Wahrscheinlichkeiten, die aber - wenn ein Atomunfall eintritt - zu riesigen ökonomischen Kosten und menschlichem Leid führen», sagte der Energieexperte Gernot Klepper am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. «Wir wissen, dass es Alternativen zur Atomkraft gibt, die die Weltwirtschaft verkraften kann. Daher sollten wir aus moralischen Gründen auf ein solches Risiko verzichten.»

Ein Blick auf die tatsächlichen gesellschaftlichen Kosten verschiedener Formen der Stromerzeugung zeige, dass die erneuerbaren Energien im Vergleich zu Atomstrom oder Strom aus fossilen Brennstoffen gar nicht so teuer seien. «Beim Atomstrom müssen wir zu den reinen Betriebskosten alles hinzurechnen, was die Gesellschaft, aber nicht die Betreiber von Atomkraftwerken als Kosten haben», betonte der Volkswirt. «Angefangen von der Endlagerung der Abfälle für viele Jahrhunderte und dem Abbau alter und stillgelegter Atomkraftwerke, der Jahrzehnte dauern wird, bis zu den indirekten Subventionen der Haftungsbeschränkung für Atomkraftwerkbetreiber.»

Die Atomstromhersteller müssten bei einem Unfall längst nicht voll haften, erklärte Klepper. «Die Haftungsbeschränkung für Atomkraftwerke liegt - je nach Land unterschiedlich - nur bei wenigen hundert Millionen Euro. In Deutschland ist sie mit 2,5 Milliarden Euro am höchsten.» Bei der Nuklearkatastrophe in Japan gehe man aber bereits von Kosten in Höhe von Hunderten Milliarden Euro aus. «Wenn das alles versichert werden müsste, würde Atomstrom sehr teuer werden. Im Moment wird Atomstrom auf der ganzen Welt indirekt heftig subventioniert.»

Rein betriebswirtschaftlich gesehen bleibe Atomstrom daher der billigste Strom. «Solange in unseren Nachbarländern noch Atomstrom billig angeboten wird, ist das große Problem für den Ausstieg in Deutschland, dass vermehrt Atomstrom aus dem Ausland importiert würde», sagte der 59-Jährige. Bei einem Ausstiegsszenario müsste es daher auch einen europäischen Konsens geben. Im Nachbarland Frankreich etwa liege der Anteil des Atomstroms noch bei 80 Prozent: «Das würde natürlich Wettbewerbseffekte verursachen.»

Derzeit beträgt der Anteil der Atomenergie an der deutschen Stromerzeugung 22 Prozent. Ein Ausstieg sei kurzfristig relativ leicht möglich, wenn man Gaskraftwerke baue, erklärte Klepper. «In ein, zwei Jahren könnte man eine größere Zahl bauen - und damit Spitzenlasten abfangen.» Der Vorteil von Gaskraftwerken: «Man kann sie innerhalb von Minuten anwerfen und auch nur mal eine Stunde laufen lassen, bis die Nachfragespitze überwunden ist.» Auch sei Erdgas derzeit günstig. Parallel müsste die Produktion der erneuerbaren Energien erhöht, in neue, intelligente Stromnetze investiert und Speicherkapazität aufgebaut werden. (dpa)
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