Am Dienstagmorgen wurde erneut versucht, radioaktiv verseuchtes Wasser aus den Turbinengebäuden der Reaktoren 1 bis 3 abzupumpen, wie die Nachrichtenagentur Jiji berichtete. Erst wenn das Wasser beseitigt ist, können die Männer versuchen, die dringend nötigen Kühlsysteme wieder in Gang zu bringen. Die Polizei setzt unterdessen bei der Identifizierung der Toten nach Erdbeben und Tsunami auf das Internet.
Der japanische Ministerpräsident Naoto Kan sagte am Dienstag, die Lage am havarierten Atomkraftwerk in Fukushima bliebe unvorhersehbar. Er werde weiter mit «äußerster Anspannung» damit umgehen, sagte Kan vor dem Haushaltsausschuss des Oberhauses. Im Boden um das Kraftwerk war zuvor hochgiftiges Plutonium entdeckt worden.
Die Dosierung ist nach Angaben des Kraftwerkbetreibers Tepco für Menschen nicht gefährlich. Das bisher nachgewiesene Plutonium stamme von Brennstäben der Anlage, die bei dem Erdbeben am 11. März schwer beschädigt wurde. Aus welchem Block genau, war aber zunächst nicht bekannt. Tepco kündigte an, weitere Bodenproben nehmen zu wollen.
Das Wasser in den Turbinenhäusern macht die Arbeit der Einsatzkräfte lebensgefährlich. Es stand zeitweise bis zu einem Meter hoch in den Turbinenhäusern aller vier Reaktorblöcke von Fukushima Eins. Es ist jedoch unterschiedlich stark belastet.
Die Regierung hatte zuvor eingeräumt, dass im Reaktor 2 in den vergangenen zwei Wochen vermutlich eine Kernschmelze eingesetzt hatte. Man glaube aber, dass der Prozess mittlerweile gestoppt sei. Was genau in dem Problem-Meiler abläuft, ist immer noch unklar.
Wegen einer hohen Strahlenbelastung im Wasser an Block 2 hatten die Helfer die Wassermenge verringert, die zur Kühlung auf den Reaktorblock gesprüht wurde. Deshalb könnte die Temperatur im Innern wieder ansteigen. Am Dienstag sollten die Geräte überprüft werden, die zur Wiederherstellung der Kühlsysteme in den Reaktoren notwendig seien, berichtete Jiji.
Der Chef der US-Atomregulierungsbehörde (NRC), Gregory Jaczko, sprach nach einem Treffen mit japanischen Regierungskollegen und Atomexperten in Tokio von einer «anhaltend ernsten Herausforderung». Die NRC und das US-Energieministerium haben Dutzende Fachleute nach Japan geschickt, um die Lage einzuschätzen und Experten vor Ort zu beraten.
Bei der Identifizierung der Toten nach dem Erdbeben und Tsunami vom 11. März setzt die Polizei unterdessen auf das Internet. Bei etwa 4.000 Leichen, die in den Präfekturen Miyagi, Iwate und Fukushima gefunden wurden, sei noch unklar, um wen es sich handelt, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. Die Polizei veröffentliche deswegen im Internet Informationen zu Kleidung und Größe der Toten, sowie zu persönlichen Dingen, die bei den Leichen gefunden wurden.
Die Region war am 11. März von einem verheerenden Erdbeben der Stärke 9 sowie einem Tsunami schwer zerstört worden. Mehr als 11.000 Menschen starben, über 17.000 Menschen gelten als vermisst. Noch immer hausen 190. 000 Menschen in Notunterkünften. Doch viele der Flüchtlinge aus der Region um das AKW Fukushima Eins kehren trotz Warnungen der Regierung zurück in ihre Heimat, berichtete der Sender NHK. Die Umweltschutzorganisation
Greenpeace hatte zuvor eine Ausweitung der 20-Kilometer-Evakuierungszone rund um das Atomwrack gefordert. (dpa)