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30.12.2017 | 08:14 | Geodynamik 

Erdbeben in Österreich nehmen zu

Wien - Im Jahr 2017 wurden mit dem Stationsnetz des Erdbebendienstes der ZAMG weltweit rund 9.500 seismische Ereignisse registriert.

Geodynamik
(c) proplanta
1.320 Erdbeben wurden in Österreich lokalisiert, davon wurden 63 von der Bevölkerung verspürt. Außerdem waren in Österreich sieben Erdbeben aus den Nachbarländern spürbar.

Die Zahl der spürbaren Erdbeben war in Österreich 2017 gleich hoch wie im Vorjahr. „Wir haben heuer zu 70 Erdbeben Rückmeldungen aus der Bevölkerung bekommen", sagt Seismologin Rita Meurers von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), „63 davon hatten das Epizentrum in Österreich, sieben Erdbeben waren aus den Nachbarländern Italien, Schweiz und Slowenien spürbar."

Deutlich über dem Durchschnitt, aber wenige starke Beben



Die Zahl der spürbaren Beben in Österreich lag 2017 deutlich über dem vieljährigen Durchschnitt von etwa 48 verspürten Beben pro Jahr. Ein Trend zu mehr Erdbeben sei aber in den letzten Jahren nicht zu beobachten, sagt Seismologin Meurers: „Die Zahl der Beben in Österreich schwankt über die Jahre stark. Außerdem sagt die Gesamtzahl wenig über die Stärke aus. Heuer wurden zum Beispiel sehr viele schwache Beben verspürt und gemeldet, aber es gab vergleichsweise nur wenige starke Erdbeben."

Nur vereinzelt Schäden



Die Erdbeben im Jahr 2017 verursachten in Österreich nur vereinzelt Schäden an Gebäuden. So wurden bei den Beben in Fulpmes (3. November) und Neunkirchen (10. November) Risse an Innen- und Außenwänden und das Abfallen von Verputzstücken gemeldet.

Bei den meisten spürbaren Erdbeben im vergangenen Jahr berichtete die Bevölkerung von einem leichten Zittern oder Rütteln und einem grollenden Geräusch. Bei stärkeren Beben wurden auch ein Schwanken des Gebäudes und umgefallene Gegenstände gemeldet.

Die meisten Erdbeben waren in Tirol spürbar



Wie auch in den vergangenen Jahren ereigneten sich die mit Abstand meisten Erdbeben, nämlich 25, in Tirol. An zweiter Stelle liegt heuer Oberösterreich mit 15 spürbaren Ereignissen. Dicht gefolgt von Niederösterreich, hier wurden 14 Erdbeben wahrgenommen.

In der Steiermark gab es heuer vier gefühlte Beben, drei ereigneten sich in Vorarlberg und jeweils eines in Kärnten und im Burgenland. Sowohl Kärnten als auch die Steiermark blieben heuer unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. „Die überdurchschnittlich große Zahl gefühlter Erdbeben in Oberösterreich ist auf eine Serie überwiegend schwacher Ereignisse im Raum Windischgarsten zurückzuführen", erklärt ZAMG-Expertin Rita Meurers.

Auch Beben aus den Nachbarländern spürbar



2017 wurden außerdem von der Bevölkerung in Österreich drei Erdbeben aus Südtirol wahrgenommen (vor allem in Tirol), zwei starke Ereignisse aus der Region Mittelitalien (vereinzelt in Kärnten und der Steiermark) und ein Beben aus Slowenien (in Kärnten). Außerdem wurde ein kräftiges Erdbeben aus der Schweiz (Kanton Schwyz) in Vorarlberg und Tirol deutlich verspürt.

Knapp 10.000 Wahrnehmungsberichte aus der Bevölkerung



Etwa 9.800 Wahrnehmungsberichte sind 2017 über das Online-Wahrnehmungsformular der ZAMG (www.zamg.at/bebenmeldung) eingelangt. Mehr als die Hälfte (5.400) davon sind dem kräftigen Erdbeben bei Fulpmes in Tirol am 3. November zuzuordnen.

Die Daten geben Auskunft über die Stärke der Fühlbarkeit von Erdbeben. Seit Mai 2017 gibt es ein neues, verbessertes Wahrnehmungsformular, mit dessen Hilfe die Ermittlung des Intensitätsgrades auf der Europäischen Makroseismischen Skala (EMS-98 - siehe Anhang) mit höherer Genauigkeit erfolgen kann. Der Erdbebendienst der ZAMG bedankt sich bei der Bevölkerung für die zahlreichen Meldungen.

Neue App „QuakeWatch Austria"



Zahlreiche Erdbebenmeldungen meldete die Bevölkerung 2017 auch über die neue App „QuakeWatch Austria". Sie wurde von der ZAMG und der TU Wien im Rahmen der Sparkling Science und Citizen Science Projekte „Schools & Quakes" und „QuakeWatch Austria" gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern des TGM Wien, der HTL Mödling und der HTL Wr. Neustadt entwickelt.

Die App dient nicht nur der Übermittlung von Bebenmeldungen. Sie zeigt auch alle Erdbeben der letzten Stunden, Tage und Wochen in Österreich und weltweit, inklusive Distanz zum aktuellen Standort, sowie Tipps zum Verhalten bei Erdbeben und statistische Informationen.

2017 erneut ein Nukleartest registriert



Unter den weltweit von der ZAMG gemessenen seismischen Ereignissen war 2017 wie auch schon im Vorjahr ein Nukleartest. Am 3. September wurde um 05:41 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit eine Explosion aus Nordkorea registriert. Dabei handelte es sich nach Angaben der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nordkorea) um einen Nukleartest. Die seismischen Wellen erreichten Österreich nach einer Laufzeit von etwa 11 Minuten und wurden an allen Stationen deutlich aufgezeichnet.

Die ZAMG ist Teil des weltweiten Kontrollnetzes zur Überwachung des Verbots von Kernwaffentests, das von der CTBTO organisiert wird. Die CTBTO ist die Organisation des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty Organization) und hat ihren Sitz im Vienna International Centre in Wien.
zamg
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