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09.03.2013 | 05:32 | Landwirtschaftsmuseum Hohenheim 

Deutsches Landwirtschaftsmuseum verzeichnet Besucherrekord

Stuttgart - Es birgt Schätze der Technik aus zwei Jahrtausenden und gehört zu den ersten Adressen Europas für die Entwicklung der Landwirtschaft: Das Deutsche Landwirtschaftsmuseum an der Universität Hohenheim in Stuttgart.

Agrartechnik
(c) proplanta
Seit diesem Winter führt Volkskundler Dr. Jürgen Weisser die einzigartige Sammlung. Konzeptionell will er neben Fachleuten künftig stärker auch Familien ansprechen. Gleichzeitig soll das Museum als Materialsammlung für die Forschung erhalten bleiben. Sein Vorgänger, Dr. Klaus Herrmann, bescherte Weisser im vergangenen Jahr noch einen Besucherrekord von über 20.000 Museumsgängern. Für seine Lebensleistung für Museum und Universität hatte ihn das Land Baden-Württemberg mit der Staatsmedaille in Gold ausgezeichnet.

Es ist ein Arbeitsplatz, der den neuen Museumsleiter auch nach Wochen noch zum Schwärmen bringt. Ungezählte Exponate vom Kleinstmodell in Schuhkarton-Größe, mit denen Landwirte im 19. Jahrhundert geschult wurden bis hin zum GPS-gesteuerten Traktor.

Dazwischen stehen Kuriositäten wie der in St. Petersburg hergestellte Kirovet-Traktor, dessen Modell-Typ im ehemaligen Ostblock nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch als Zugmaschine für Mittelstreckenraketen eingesetzt wurde. Eine weitere Besonderheit: der automatische Heutrockner Claas Apollo von 1972, der durch den Ölpreisschock unwirtschaftlich wurde.

Zu den besonderen Schätzen gehören sicher die beiden Heucke Dampfpfluglokomotiven von 1911 mit ihrem Fünfschar-Kipppflug oder auch der FE 35 golden-grey-Traktor der Firma Ferguson (Bj. 1957), ein Sondermodell mit goldfarbenem gestrichenem Motorblock, der als „golden belly" (Goldbauch) in die Traktorengeschichte eingegangen ist.


Einzigartiges Erbe eines Sammler-Genies

Entsprechenden Respekt zollt Dr. Weisser seinem Vorgänger, der große Teile der Sammlung in über 22 Jahren zusammentrug. „Dr. Herrmann war genau der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Ein Sammler in einer Zeit, in der es noch viel zu sammeln gab; ein Spezialist, der stets Außergewöhnliches gesucht und entdeckt hat, sowie ein Wissenschaftler an einer Universität, der selbst intensiv geforscht hat."

Unter Fachleuten genießt das Deutsche Landwirtschaftsmuseum deshalb europaweit einen besonderen Ruf. In den kommenden Jahren will Dr. Weisser seine Schätze für ein breites Publikum aufpolieren.


Geplante Neukonzeption und Besucherrekord

„Langfristig wollen wir ein Stück weg von der Schausammlung und hin zu Themenausstellung. Auch die Museumspädagogik möchten wir ausbauen", meint der neue Leiter. „Fachleute und Familien" - so lautet die Formel, mit der der Kulturwissenschaftler neu aufbrechen möchte.

Dabei ist das Deutsche Landwirtschaftsmuseum heute schon gut besucht. 2012 spiegelten sich über 21.000 Menschen in den blankpolierten Maschinenteilen - ein neuer Rekord.


Zur Person: Dr. Jürgen Weisser

Seit 1. Dezember 2012 lenkt Dr. Jürgen Weisser die Geschicke des Deutschen Landwirtschaftsmuseums Hohenheim. Als gebürtiger Stuttgarter kehrt der 51-Jährige in heimatliche Gefilde zurück, um das Deutsche Landwirtschaftsmuseum inhaltlich und konzeptionell weiterzuführen. Der studierte Volkskundler, Historiker und Theaterwissenschaftler wirkte seit seiner Studienzeit an verschiedenen Einrichtungen und blickt auf einen umfangreichen Erfahrungsschatz im Museumswesen. 1997 folgte die Promotion an der Karls-Universität Tübingen im Fach Empirische Kulturwissenschaft.

Zu seinen wichtigsten Stationen gehört das Braith-Mali-Museum in Biberach, wo er sich unter anderem mit der Organisation der kulturgeschichtlichen Sonderausstellungen befasste. Von 2002 bis 2007 war Dr. Weisser Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter des Schwarzwälder Vogtsbauernhofes in Gutach und verantwortlich für den Ausbau des Freilichtmuseums. Zuletzt war er in Freiburg als freiberuflicher Kulturberater tätig - eine Aufgabe, die ihm viele Erfahrungen im Ausstellungswesen und Museumsmanagement verschaffen konnte. (PD)
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