Dieses Fazit zog heute der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV), Franz-Josef Möllers, anlässlich der traditionellen Erntedank-Pressekonferenz des Verbands nahe Münster.
Die Ergebnisse der Getreide- und
Rapsernte 2009 waren begünstigt durch weitgehend günstige Witterungsbedingungen im gesamten Jahresverlauf. Lediglich die Trockenperiode im April/Mai des Jahres sorgte in einigen Gebieten für Ertragseinbußen. Trotz des unbeständigen und wechselhaften Wetters im Sommer konnten Getreide und Raps weitgehend ohne Trocknungskosten eingelagert werden. Insgesamt gab es in ganz Westfalen-Lippe im Durchschnitt gute Qualitäten und eine Ernte, die knapp über dem guten Vorjahr und deutlich über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre lag.
Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband schätzt den durchschnittlichen Ertrag bei Getreide (ohne Körnermais) in Westfalen-Lippe 2009 auf ca. 79 dt/ha. Die voraussichtliche Ernte liegt damit etwa 2,3 Prozent über dem Vorjahr und gut 10 Prozent über dem Mittelwert der Jahre 2004 bis 2008. Die Erträge für
Winterraps lagen bei 39 dt/ha, was einer Steigerung von knapp 9 Prozent gegenüber 2008 entspricht. Bei Getreide liegen die regionalen Hektarerträge 2009 damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt, bei Raps dagegen nur knapp.
Die wichtigsten Getreidearten in Westfalen-Lippe sind traditionell Winterweizen, Winter-gerste und Triticale (Kreuzung aus Winterweizen und Winterroggen). Für diese Erzeugnisse können die heimischen Bauern - bei Düngemittelkosten, die im Herbst 2008 historische Höchstmarken erreichten - aktuell nur völlig unzureichende Erlöse erzielen. Die Ernte 2009 konnte daher nicht kostendeckend eingebracht werden.
Vor diesem Hintergrund und der sehr ernsten Lage in wichtigen Produktionsbereichen der heimischen Landwirtschaft verweist der WLV darauf, dass die diversen Konjunkturprogramme der Bundesregierung für die Bauern bisher kaum Entlastungen gebracht haben. „Insbesondere unsere Milchviehbetriebe kämpfen mit desaströsen Erzeugerpreisen und Liquiditätsengpässen, die selbst unsere besten Betriebe überfordern. Jetzt sind Berlin und Brüssel gefordert, durch Absatz fördernde Maßnahmen schnell für eine wirksame Entlastung am
Milchmarkt zu sorgen“, sagte WLV-Präsident Möllers.
Der Verband verlangt von der Politik ein Konjunktur- und Entlastungsprogramm zur Stärkung der wirtschaftlichen Basis der Landwirtschaft, das mit einem „100-Tage-Programm“ unmittelbar nach der
Bundestagswahl auf den Weg gebracht werden solle. Man fordere von der
EU-Kommission endlich mehr Unterstützung bei der Bewältigung der Absatzkrise am Milchmarkt und die Sicherstellung ausreichender Importe von Futtermitteln aus Übersee. Daneben sieht der WLV auch die neue Bundesregierung und die Koalition in Düsseldorf in der Pflicht, auf kostenträchtige nationale und regionale Alleingänge zu verzichten und deutlich konsequenter als bisher europäische Vorgaben 1:1 umzusetzen.
„Ich erinnere die politischen Entscheider in Bund und Land daran, dass die deutschen Landwirte auch nach der zunächst befristeten Absenkung der Agrardieselsteuer weiterhin die höchsten Steuersätze in der EU zu tragen haben. Wir brauchen die entschlossene und dauerhafte Absenkung dieser Steuer auf das Niveau unserer französischen Konkurrenten und zugleich die Möglichkeit, durch die Einführung einer steuerlichen Risikorücklage mehr Eigenverantwortung für unsere Betriebe zu übernehmen“, umriss WLV-Präsident Möllers abschließend die Erwartungen der Landwirtschaft. (wlv)