Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

14.09.2009 | 04:44 | Ernte 2009 

Erntebilanz 2009: Erträge gut - Qualitäten ansprechend - Preise deprimierend

Münster - Die Landwirte in Westfalen-Lippe blicken zurück auf eine Getreide- und Rapsernte mit guten Erträgen und ansprechenden Qualitäten, die sie allerdings nur zu historischen Tiefpreisen vermarkten können.

Mähdrescher im Einsatz
(c) proplanta
Dieses Fazit zog heute der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV), Franz-Josef Möllers, anlässlich der traditionellen Erntedank-Pressekonferenz des Verbands nahe Münster.

Die Ergebnisse der Getreide- und Rapsernte 2009 waren begünstigt durch weitgehend günstige Witterungsbedingungen im gesamten Jahresverlauf. Lediglich die Trockenperiode im April/Mai des Jahres sorgte in einigen Gebieten für Ertragseinbußen. Trotz des unbeständigen und wechselhaften Wetters im Sommer konnten Getreide und Raps weitgehend ohne Trocknungskosten eingelagert werden. Insgesamt gab es in ganz Westfalen-Lippe im Durchschnitt gute Qualitäten und eine Ernte, die knapp über dem guten Vorjahr und deutlich über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre lag.

Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband schätzt den durchschnittlichen Ertrag bei Getreide (ohne Körnermais) in Westfalen-Lippe 2009 auf ca. 79 dt/ha. Die voraussichtliche Ernte liegt damit etwa 2,3 Prozent über dem Vorjahr und gut 10 Prozent über dem Mittelwert der Jahre 2004 bis 2008. Die Erträge für Winterraps lagen bei 39 dt/ha, was einer Steigerung von knapp 9 Prozent gegenüber 2008 entspricht. Bei Getreide liegen die regionalen Hektarerträge 2009 damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt, bei Raps dagegen nur knapp.

Die wichtigsten Getreidearten in Westfalen-Lippe sind traditionell Winterweizen, Winter-gerste und Triticale (Kreuzung aus Winterweizen und Winterroggen). Für diese Erzeugnisse können die heimischen Bauern - bei Düngemittelkosten, die im Herbst 2008 historische Höchstmarken erreichten - aktuell nur völlig unzureichende Erlöse erzielen. Die Ernte 2009 konnte daher nicht kostendeckend eingebracht werden.

Vor diesem Hintergrund und der sehr ernsten Lage in wichtigen Produktionsbereichen der heimischen Landwirtschaft verweist der WLV darauf, dass die diversen Konjunkturprogramme der Bundesregierung für die Bauern bisher kaum Entlastungen gebracht haben. „Insbesondere unsere Milchviehbetriebe kämpfen mit desaströsen Erzeugerpreisen und Liquiditätsengpässen, die selbst unsere besten Betriebe überfordern. Jetzt sind Berlin und Brüssel gefordert, durch Absatz fördernde Maßnahmen schnell für eine wirksame Entlastung am Milchmarkt zu sorgen“, sagte WLV-Präsident Möllers.

Der Verband verlangt von der Politik ein Konjunktur- und Entlastungsprogramm zur Stärkung der wirtschaftlichen Basis der Landwirtschaft, das mit einem „100-Tage-Programm“ unmittelbar nach der Bundestagswahl auf den Weg gebracht werden solle. Man fordere von der EU-Kommission endlich mehr Unterstützung bei der Bewältigung der Absatzkrise am Milchmarkt und die Sicherstellung ausreichender Importe von Futtermitteln aus Übersee. Daneben sieht der WLV auch die neue Bundesregierung und die Koalition in Düsseldorf in der Pflicht, auf kostenträchtige nationale und regionale Alleingänge zu verzichten und deutlich konsequenter als bisher europäische Vorgaben 1:1 umzusetzen.

„Ich erinnere die politischen Entscheider in Bund und Land daran, dass die deutschen Landwirte auch nach der zunächst befristeten Absenkung der Agrardieselsteuer weiterhin die höchsten Steuersätze in der EU zu tragen haben. Wir brauchen die entschlossene und dauerhafte Absenkung dieser Steuer auf das Niveau unserer französischen Konkurrenten und zugleich die Möglichkeit, durch die Einführung einer steuerlichen Risikorücklage mehr Eigenverantwortung für unsere Betriebe zu übernehmen“, umriss WLV-Präsident Möllers abschließend die Erwartungen der Landwirtschaft. (wlv)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 EU-Beihilferahmen zum Ukraine-Krieg: Verlängerung bis Jahresende

 Österreich: Erneut weniger Getreide ausgesät

 Erntejahr 2023 war in Niedersachsen zu nass und zu warm

 Ukrainischer Agrarminister soll sich Grundstücke angeeignet haben

 Union für EU-Importverbot für Agrarprodukte aus Russland

  Kommentierte Artikel

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa