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03.04.2009 | 06:33 | Arbeitslosenquote der OECD-Staaten  

Wirtschaftsleistung der OECD-Staaten schrumpft 2009 um 4,3 Prozent - Arbeitslosigkeit dürfte stark zunehmen

Paris/Berlin - Die Wirtschaftsleistung der OECD-Länder wird 2009 um durchschnittlich 4,3 Prozent schrumpfen.

Wirtschaftsleistung der OECD-Staaten schrumpft 2009 um 4,3 Prozent - Arbeitslosigkeit dürfte stark zunehmen
(c) proplanta
Ende 2010 wird die Arbeitslosigkeit in vielen Ländern zum ersten Mal seit den frühen 90er Jahren zweistellige Werte erreichen. Zu dieser Einschätzung kommt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrem Konjunkturausblick, der am Dienstag in Paris vorgestellt wurde.

Angesichts der tiefsten und umfassendsten Rezession seit mehr als 50 Jahren werde der Welthandel in diesem Jahr um mehr als 13 Prozent einbrechen und die weltweite Wirtschaftsleistung um 2,7 Prozent zurückgehen. Auch in den großen Schwellenländern wird sich das Wachstum verlangsamen. Dem Bericht zufolge wird sich die weltweite Rezession dieses Jahr noch verschlimmern, bevor in Folge der ergriffenen Politikmaßnahmen eine Erholung der Konjunktur im Jahr 2010 beginnt.

"Die Weltwirtschaft befindet sich in der tiefsten Rezession, die es zu unseren Lebzeiten gegeben hat. Trotzdem sind wir weit davon entfernt, eine Wiederholung der Großen Depression der 1930er Jahre zu erleben. Dies ist vor allem der Qualität und Intensität der gegenwärtig getroffenen staatlichen Maßnahmen zu verdanken", sagte OECD-Chefökonom Klaus Schmidt-Hebbel.

In Deutschland wird aufgrund einbrechender Exporte und Investitionen die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 5,3 Prozent schrumpfen. Für 2010 wird ein geringes Wachstum um 0,2 Prozent erwartet. Die Zahl der Arbeitslosen wird vor allem im kommenden Jahr stark zunehmen und im Jahresschnitt fünf Million erreichen. Die Arbeitslosenquote (nach ILO-Standard) dürfte dann bei etwa 11,6 Prozent liegen. Der Höchstwert sollte mit 11,8 Prozent im 4. Quartal 2010 erreicht sein.

In den Vereinigten Staaten wird die Wirtschaft kurzfristig weiter stark schrumpfen, das Land könnte aber Anfang 2010 wieder aus der Rezession kommen, unter der Voraussetzung, dass sich die Konjunkturpakete als effektiv erweisen und die Finanz- und Immobilienmärkte sich stabilisieren. Das amerikanische BIP wird 2009 um 4,0 Prozent fallen und 2010 stagnieren.

In Japan wird ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um 6,6 Prozent erwartet, da schrumpfende Exportmärkte die Programme zur Stärkung der Binnennachfrage überkompensieren. Die Deflation wird zurückkehren, weil Überkapazitäten auf die Preise drücken. Im Jahr 2010 wird die Wirtschaftsleistung noch um 0,5 Prozent schrumpfen, während die Binnennachfrage in der zweiten Jahreshälfte anzieht.

Schwache Exportmärkte, rückläufige Investitionen und die fortdauernde Kreditklemme werden der wirtschaftlichen Aktivität in der Eurozone in den kommenden sechs Monaten stark zusetzen. Eine Erholung wird erst ab Mitte 2010 an Fahrt gewinnen. Die BIP-Projektionen gehen für 2009 von einem Rückgang um 4,1 Prozent und für 2010 von einem Rückgang um 0,3 Prozent aus.

In den großen Schwellenländern wird die Wirtschaftsleistung durch versiegende internationale Kredite, fallende Rohstoffpreise und eine schwache Exportnachfrage gebremst. Für Brasilien wird für 2009 ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent erwartet, In Russland dürfte das Bruttoinlandsprodukt um 5,6 Prozent schrumpfen. In Indien wird sich das Wachstum auf 4,3 Prozent verlangsamen, in China auf 6,3 Prozent.

Die OECD-Experten betonen, dass gegenüber ihren Projektionen ein noch düstereres Szenario wahrscheinlicher ist als eine schnellere Erholung. Das größte Risiko ist, dass die Schwächung der Realwirtschaft die Solidität der Finanzinstitutionen weiter beschädigt, was wiederum eine noch tiefere Rezession nach sich ziehen würde.

Dem Bericht zufolge werden die von den Regierungen getroffenen Konjunkturmaßnahmen die Wirtschaftsleistung durchschnittlich um circa 0,5 Prozent in den Jahren 2009 und 2010 erhöhen. In den USA und Australien dürften die Maßnahmen in beiden Jahren das BIP um über 1,0 Prozent höher ausfallen lassen. Diese Schätzungen wurden in den Prognosen des Berichts berücksichtigt.

Wie effektiv die Maßnahmen letztendlich sein werden, hängt auch von ihrem Timing ab: Der Wirtschaftsausblick empfiehlt Ländern, die dafür den Spielraum haben, für 2010 über einen weiteren Impuls nachzudenken. Unter den G7 Ländern wären das vor allem Deutschland und Kanada. In Anbetracht des erwarteten drastischen Anstiegs der Arbeitslosigkeit, sollte der Schwerpunkt zusätzlicher fiskalischer Aktionen auf aktiven arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen liegen, um der drohenden Erhöhung der Langzeitarbeitslosigkeit entgegenzuwirken.

Sobald sich der Aufschwung jedoch verfestigt, sollten die Maßnahmen zurückgeschraubt oder gar durch Sparprogramme ersetzt werden, um so zu einer langfristigen Konsolidierung der öffentlichen Finanzen beizutragen.

Weitere Informationen unter www.oecd.org/de/wirtschaftsausblick. (PD)
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