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13.06.2009 | 19:49 | Wirtschaftskrise & Arbeitsmarkt  

Schwarzarbeit: Krise bewirkt immensen Anstieg

Linz - Die schwerste Wirtschaftskrise seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird dazu führen, dass die Schattenwirtschaft allein in Deutschland bis zum Ende des Jahres auf fast 352 Mrd. Euro ansteigt.

Schwarzarbeit
(c) proplanta
Wie Fachleute des Department of Economics der Johannes Kepler Universität Linz errechnet haben, erhöht sich der Anteil an Schwarzarbeit gemessen am Bruttoinlandsprodukt mit 14,6 Prozent um mehr als ein Siebtel. "Dass wir es in Zeiten der Krise mit einem länderübergreifenden Anstieg der Schwarzarbeit zu tun haben, ist darauf zurückzuführen, dass das offizielle Volkseinkommen in der Rezession sinkt", erläutert Ökonom Friedrich Schneider.

Die Motivation, schwarz zu arbeiten, steigt laut dem Fachmann auch deshalb, weil vielerorts Kurzarbeit eingeführt wurde oder die Arbeitslosigkeit immer größere Ausmaße annimmt. "Da viele ihr Lohnniveau jedoch weiter beibehalten wollen, steigt der Anreiz, etwas Geld illegalerweise zusätzlich verdienen zu können oder durch Aufträge für Schwarzarbeit Sozialabgaben und Steuern einzusparen", so Schneider. Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht die Brisanz des Themas. Allein ein Anstieg der Arbeitslosigkeit um 500.000 bis eine Mio. wird eine Zunahme der Schattenwirtschaft um acht bis zwölf Mrd. Euro bewirken. Schließlich stünden sukzessive immer mehr Arbeitslose zur Verfügung, unterstreicht der Wirtschaftswissenschaftler.

Politische Maßnahmen wie die Beitragssenkung zur Arbeitslosenversicherung von 3,3 auf 2,8 Prozent und die verbesserte Absetzbarkeit von privaten Haushaltsaufwendungen werden aber die Zunahme der Schwarzarbeit etwas dämpfen, sagt Schneider. Unter dem Strich fällt die Prognose für das Gesamtjahr jedoch wenig erfreulich aus. Laut dem Insider wird die Schattenwirtschaft um netto 3,8 bis 5,6 Mrd. Euro zunehmen. Trotz negativer Prognose, sollte nicht vergessen werden, dass Schwarzarbeit "als Ganzes wohlfahrtssteigernd wirkt, weil zusätzliches Einkommen und zusätzliche Wertschöpfung generiert werden", weiß Schneider. Der Schaden entstehe vor allem dem Staat und den Sozialversicherungen.

Trotz der Zunahme der Schwarzarbeit liegt die Bundesrepublik noch immer im Mittelfeld der OECD-Staaten. Problematischer ist die Situation hingegen in den südeuropäischen Ländern, wo bereits ein Fünftel bis ein Viertel der Wirtschaftsleistung am Fiskus vorbei erarbeitet wird. Geringer, aber krisenbedingt ebenfalls ansteigend, ist die Lage in Österreich und der Schweiz. Hier macht Schwarzarbeit weniger als ein Zehntel des Bruttoinlandsprodukts aus. Gegen die wie im prominenten Siemens-Fall deutlich gewordene Korruption müsse Schneider nach aber deutschlandweit noch energischer vorgegangen werden. Der volkswirtschaftliche Schaden ist enorm. Diesen beziffert der Fachmann für dieses Jahr auf rund 260 Mrd. Euro. (pte)
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