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14.02.2009 | 16:27 | Agrarberufe 

Landwirtschaft hat als Arbeitgeber kaum Bedeutung

Hannover - Die deutsche Arbeitswelt hat sich in den vergangenen 100 Jahren extrem gewandelt.

Landwirtschaft hat als Arbeitgeber kaum Bedeutung
Noch vor rund 100 Jahren konnte sich Deutschland zu Fug und Recht als Agrarstaat bezeichnen, zitiert der Landvolk-Pressedienst den Situationsbericht des Deutschen Bauernverbandes. Seitdem haben sich die prozentualen Anteile der einzelnen Erwerbssektoren erheblich verschoben. So arbeiteten zu Beginn des vorigen Jahrhunderts noch rund 38 Prozent aller Erwerbstätigen in der Landwirtschaft. Damit war die Landwirtschaft in Deutschland der bedeutendste Arbeitgeber, knapp vor dem Sektor Industrie, Bergbau und Bau, in dem 37 Prozent aller Erwerbstätigen beschäftigt waren. Nur rund 14 Prozent aller Erwerbstätigkeiten verdienten damals mit Dienstleistungen ihr Geld und elf Prozent standen im Sektor Handel und Verkehr in Lohn und Brot.

Mit der zunehmenden Industrialisierung und der Entwicklung des Dienstleistungs-Sektors sank die Bedeutung der Landwirtschaft als Arbeitgeber fast kontinuierlich. Anfang der 50er Jahre verdienten mit rund 4,8 Mio. Menschen nur noch 24 Prozent aller Erwerbstätigen ihr Geld in der Landwirtschaft. Ende 2007 waren es mit rund 845.00 nur noch rund 2,2 Prozent. Zum größten Arbeitgeber hat sich mittlerweile der Dienstleistungssektor entwickelt, in dem 45 Prozent aller Erwerbstätigen ein Auskommen finden. Weitere 30 Prozent arbeiten im Bergbau, der Industrie sowie dem Baugewerbe und 23 Prozent erzielen ihr Einkommen im Sektor Handel und Verkehr.

Gleichzeitig ist die Produktivität der Landwirtschaft enorm gestiegen. Während ein Landwirt im Jahr 1900 genügend Nahrungsmittel erzeugte um etwa vier Personen ernähren zu können, macht ein Landwirt heute 134 Mitbürger satt. Diese Steigerung wurde durch verbesserte Produktionsmethoden, aber auch neue Sorten und gezieltere Pflanzenschutzmittel möglich. Gleichzeitig wurde immer mehr „Muskelkraft“ durch immer leistungsfähigere Maschinen ersetzt. So wanderten im Verlauf der letzten 100 Jahre immer mehr Berufstätige in die übrigen Sektoren ab, die zum Teil einen erheblichen besseren Verdienst versprachen. Trotz der enormen Produktivitätssteigerung der Landwirtschaft ist deren Anteil der Bruttowertschöpfung ebenfalls zurückgegangen, lediglich 0,9 Prozent steuert sie heutet zur Bruttowertschöpfung Deutschlands bei.

Doch die Zahlen täuschen über die tatsächliche Bedeutung der „grünen Branche“ als Wirtschaftsfaktor hinweg. Schließlich hängt immerhin jeder zehnte Arbeitsplatz in Deutschland mit der Landwirtschaft zusammen, jedem Arbeitsplatz in der Landwirtschaft stehen vier weitere Arbeitsplätze im vor- und nachgelagerten Bereich gegenüber. Wobei die Stärke der deutschen Agrarwirtschaft in der Weiterverarbeitung der Agrarrohstoffe zu hochwertigen Lebensmitteln liegt, die auch im Export eine wichtige Rolle spielen. Hier arbeiten immerhin fast drei Mio. Menschen, im gesamten „Agribusiness“ einschließlich der Landwirtschaft verdienen vier Mio. Erwerbstätige ihren Lebensunterhalt. (LPD)
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