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04.04.2016 | 08:42 | Finanzgeschäfte 
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Panama Papers: Briefkastenfirmen von Prominenten werfen Fragen auf

München - Ein Datenleck bei einem Verwalter von Briefkastenfirmen in Panama bringt nach Recherchen internationaler Medien Spitzenpolitiker und Sportstars in Erklärungsnot.

Offshore-Geschäfte - Briefkastenfirmen
400 Journalisten haben ein Jahr lang recherchiert und Finanzgeschäfte in Steueroasen unter die Lupe genommen. Von einem Datenleck historischen Ausmaßes ist die Rede. Die Anwaltskanzlei im Zentrum der Vorwürfe sieht sich als Opfer eines «Verbrechens». (c) envfx - fotolia.com
Es gebe Informationen über Finanzgeschäfte mithilfe von 215.000 Briefkastenfirmen, berichteten die «Süddeutsche Zeitung», NDR und WDR sowie Medien aus rund 80 Staaten am Sonntagabend. Zu den Profiteuren der Offshore-Dienste zählen den Berichten zufolge zwölf frühere und amtierende Staats- und Regierungschefs und 128 weitere Politiker, aber auch internationale Finanzinstitute, darunter deutsche Banken oder ihre Töchter.

Die Recherchen zu den «Panama Papers» basieren auf einem Datenleck bei der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca. Deren Chef Ramón Fonseca Mora bestätigte im Fernsehsender TVN: «Wir wurden gehackt. Das ist ein Verbrechen.» Sein Unternehmen helfe aber nicht bei Geldwäsche oder Steuerhinterziehung. Die Kanzlei gründe lediglich Firmen und verkaufe sie dann an Banken, Vermögensverwalter oder Anwälte. Eine Geschäftsbeziehung zu den Endkunden bestehe nicht.

Laut ARD umfassen die von rund 400 Journalisten über ein Jahr hinweg ausgewerteten Unterlagen E-Mails, Urkunden, Kontoauszüge, Passkopien und weitere Dokumente. Insgesamt gehe es um ein Datenvolumen von 2,6 Terabyte und mehr als elf Millionen Dokumente. Der Enthüller des NSA-Skandals, Edward Snowden, schrieb auf Twitter: «Das größte Leck in der Geschichte des Daten-Journalismus ist gerade veröffentlicht worden, und es geht um Korruption.»

Die Regierung des mittelamerikanischen Landes sagte ihre Kooperation bei der Aufklärung der Finanzgeschäfte zu. «Die panamaische Regierung verfolgt eine Null-Toleranz-Politik in allen Bereichen des Rechts- und Finanzwesens, wo nicht mit einem höchsten Maß an Transparenz gearbeitet wird», hieß es in einer Erklärung des Präsidialamts.

Der Leiter des Rechercheverbundes von NDR, WDR und «Süddeutscher Zeitung», Georg Mascolo, sagte am Abend in der ARD-Sendung «Anne Will», er gehe davon aus, dass die Sprengkraft des Datenlecks «ganz erheblich» sei. Er verwies darauf, dass «wir einen solchen Einblick in das Geschäft dieser Steueroasen bisher in diesem Umfang nicht gehabt haben». Zudem kündigte Mascolo weitere Veröffentlichungen an.

Die Daten legen laut NDR die Offshore-Geschäfte von insgesamt 140 Politikern und hohen Amtsträgern aus aller Welt offen. In den Unterlagen tauchten aber auch Namen von Spionen, Drogenhändlern und anderen Kriminellen auf. Zudem hätten zahlreiche Prominente und Sportstars Offshore-Firmen genutzt.

Die Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes FIFA bestätigte der Deutschen Presse-Agentur interne Vorermittlungen gegen ihr eigenes Mitglied Juan Pedro Damiani aus Uruguay. «Ja, der Bericht ist richtig. Ich kann bestätigen, dass wir eine sogenannte Voruntersuchung in die Wege geleitet haben», sagte der Sprecher der ermittelnden Kammer der Ethikkommission, Roman Geiser. Weitere Details nannte er nicht.

Die «Tagesschau» betont auf ihrer Website, dass es viele legale Einsatzmöglichkeiten von Offshorefirmen, Trusts und Stiftungen gebe. «Politisch exponierte Personen können sowohl juristisch wie moralisch korrekt handeln, wenn sie diese nutzen.» Es bestehe aber in solchen Fällen in der Regel Abklärungsbedarf. Grundsätzlich sei festzuhalten: «Es gilt in jedem Fall bei den hier genannten Personen die Unschuldsvermutung.»

Die «Süddeutsche» schreibt dazu: «Der Besitz einer Offshore-Firma ist für sich nicht illegal. Es gibt auch eine Reihe von Geschäften, für die es logisch erscheint, zu einer Offshore-Firma zu greifen. Aber wer sich in den Panama Papers umsieht, stellt sehr schnell fest, dass es in der überwältigen Zahl der Fälle vor allem um eines geht: die Verschleierung der wahren Inhaber der Firmen.» Die Daten belegten, wie die globale Offshore-Industrie im Verbund mit großen Banken, Anwaltskanzleien und Vermögensverwaltern in aller Verschwiegenheit die Besitztümer von Prominenten verwalte.
dpa
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Kommentare 
cource schrieb am 10.04.2016 08:38 Uhrzustimmen(167) widersprechen(155)
wie lange kann man ein volk derartig verarschen---wann wird der letzte masochist erkennen, das in diesem system alles gegen ihn läuft und man ihn bösartig ins offene messer laufen lässt
A. Fischer schrieb am 05.04.2016 12:26 Uhrzustimmen(126) widersprechen(91)
Der neue Kommissionspräsident hat Europa massiv geschadet. Als Luxemburger Premier hat er sein Land zum Vorreiter der Steueroasen gemacht.-Zitat Aus: http://www.taz.de/!5037571/ Vor seiner Wahl hatte ich einige Informationen, die sehr fragwürdig waren. Streute sie im Internet. 2016 ist es schwer geworden, nach einer gewissenhaften Löschung bestimmte Tätigkeiten/Zusammentreffen, noch zu recherieren. - Hat aber auch nicht wirklich was gebracht.- " Nur kannten EU-Regierungschefs wie Kanzlerin Merkel, die Juncker aufs Schild hoben, dessen Schwächen ganz genau. Aber diese störten sie nicht weiter, denn sie hielten Europas Demokratie immer noch für eine mit Stützrädern;"- AUS: http://www.spiegel.de/politik/ausland/eu-kommission-juncker-nominierung-kennt-nur-verlierer-kommentar-a-977668.html
agricola pro agricolas schrieb am 04.04.2016 11:06 Uhrzustimmen(169) widersprechen(117)
Interessant wäre es, zu hinterfragen, ob und wenn ja, welcher direkte bzw. indirekte Kapitaltransfer aus dem Agrarsektor in solchen Rechtskonstrukten der sogenannten Briefkastenfirmen, anzahlmäßig publiziert im hohen sechsstelligen Bereich, versteckt wird. Die Dunkelziffer hier sprengt sicherlich das Vorstellungsvermögen jeden kleinen Mannes. Nicht einmal im Promillebereich wird man dort wohl die Gattung von Arbeitsschuhträgern orten dürfen. Da man zunächst von einer Legalität solcher „Rechtsgebilde“ ausgehen sollte und somit erst einmal die Unschuldsvermutung greift, stellt sich im Nachgang allerdings sofort die berechtigte Folgefrage: Warum im eigentlichen benötigen wir dann solche Rechtskonstrukte in derart gewaltigen Dimensionen überhaupt!? // Die Internationalisierung des Bankenwesens und damit einhergehend der Geld- und Finanzgeschäfte ermöglicht eine Intransparenz gerade der Risiken mit der Zielsetzung, das eigene Einkommen nicht schmälern lassen zu müssen, es dem Zugriff der Allgemeinheit zu entziehen, wo man nach eigenem Gutdünken auch tatsächlich überhaupt kein Zugriffsrecht sieht!(?) Etwa 10% des weltweiten Umsatzes werden am Fiskalsystem äußerst geschickt, sachlich nüchtern betrachtet auf illegalen Wegen, vorbeigeleitet. Die Hauptschuldigen will in unserem System tatsächlich niemand benennen, da selbige weltweit an den mächtigen Finanzschaltzentralen absolut besitzergreifend Platz genommen haben. Hier schotten sich zügigst solche Kreisläufe gegenüber der „banalen Außenwelt“ gänzlichst ab, immer mit dem gleichen, im übrigen vollkommen blödsinnigen Argument, vornehmlich insbesondere einer „verzichtbaren (für wen!?)“ gesellschaftlichen NEIDDISKUSSION vorbeugen zu wollen. // Nach ähnlichem Muster funktionieren derzeit die Getreideschätzungen rund um den Globus: Die „zurecht gerückten“, passgenauen Zahlen, Daten und Fakten, die weltweit kursieren, schaffen eine „grundsolide(!?)“ Basis, den kleinen Mann/Bauer durchgängig hocheffizient zur Kasse zu bitten zu dürfen, der handverlesene höchstfeine Rest vereinnahmt fürstlichst und drainiert den Geldfluss vor allen Dingen vollkommen gewissensbefreit in eigene Kanäle/"Briefkästen(?)“.Vermögen aus dem NICHTS geschaffen, müssen natürlich im Vorfeld erst einmal rekrutiert werden, von woher auch immer. - Die Unruhen auf den Philippinen dato z.B. tangieren solche „Aktivisten in stetiger Goldgräberstimmung“ keineswegs. Aufgrund dort vorherrschender fataler Trockenheit forderte die ländliche Bevölkerung REIS von der eigenen Regierung und erhielt ANSTELLE DESSEN KUGELN. Die „Lügengebilde“ dreier weltweiter Rekordernten nun in Folge, die derzeit Erzeugerpreisgefüge jenseits von Gut und Böse ermöglichen, machen glasklar abscheulichste Vorzeichen offensichtlich, wie auf großpolitischem Parkett die da beheimatete Wertevorstellung im Sinne einer gelebten Mitmenschlichkeit auszusehen hat!(?) - Nach wie vor leidet DESHALB noch eine knappe Milliarde Menschen brutalst unter geißelndem Hunger, der auch angesichts Niedrigstpreise sowie unverkäuflicher Getreideüberhänge, wie man uns Bauern allzu gerne suggeriert, nicht gestillt werden kann. Spricht das nicht erheblich desillusionierend wahrhaft Bände!? Weltweit quellen dem Vernehmen nach sämtlichste Getreideläger über, der noch NICHT GEDRILLTE MAIS in 2016 fährt Analystenschätzungen aus dem Hause des Raiffeisenverbandes zufolge dato bereits „Spitzenerträge“, angesiedelt bei um die 100 dt/ha Trockenmais ein, in den USA „träumt man Flächenareale“ so weit der Horizont reicht, ...und demgegenüber halten sich brutalst erdend für den kritischen Beobachter jenseits dieser „harmonischen alljährlich wiederkehrenden Agrar-Szenerie“ die grausamen bildlichen Attitüde, mitmenschliche Horrorszenarien, wie die auf den Philippinen u.a., hartnäckigst als Spiegel einer realen Welt jenseits der lüstern korrupten Kapitalmachtkonstrukte!!!-(?) Ist das nicht eine überaus verquere, mittlerweile vollkommen aus dem Ruder laufende globale Welt, die gerade das höchste Gut von Frieden und Freiheit innerhalb unserer Demokratien derart herablassend mit Füßen tritt!!? Die Hungrigen unseres Planeten strecken die Hände nach Nahrungsmitteln aus u. werden mit Kugeln „gefüttert“!? GIER FRISST HIRN: Wann endlich kapiert man, dass Waffen nicht satt machen können!!!??? Wir dürfen uns nicht wundern, wenn unsere vermeintlich „heile Welt“ zusehends kollabiert u. uns der Boden unter den Füßen wegbricht, weil eine kleine Minderheit der Superreichen den Kragen einfach nicht vollkriegen kann!!!
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