Im Interview mit AGRA-EUROPE spricht der Wissenschaftler von einer Tendenz der politischen Akteure, sich vor unpopulären Positionen zu drücken. Balmann verweist auf „unnötige und teilweise teure Verzögerungen“, die daraus resultierten und die
Wettbewerbsfähigkeit der Branche beeinträchtigten.
Der GEWISOLA-Vorsitzende sieht begründeten Handlungsbedarf bei einer Reihe derzeit diskutierter Kritikpunkte an der Landwirtschaft, wie etwa in den Bereichen
Tierwohl,
Biodiversität und Umwelteinträge. Forschungsbedarf bestehe unter anderem zu der Frage, wie man Mehrkosten finanzieren und geeignete politische Rahmenbedingungen schaffen könne, ohne dass die Produktion ins Ausland abwandere. Nicht zuletzt gehe es darum, soziale Folgen eines vermutlich beschleunigten Strukturwandels zu bewältigen. Dabei müsse Wissenschaft auch aufzeigen, dass eine kurzfristig orientierte Politik zugunsten kleinerer
Betriebe viele soziale Probleme nur in die Zukunft verlagere und sie längerfristig verschärfe.
Daneben bestehe eine große Herausforderungen darin, der Gesellschaft den Wert von Fortschritten zu vermitteln, so Balmann. Hier habe nicht nur die
Landwirtschaft ein Kommunikationsproblem, sondern auch die vor- und nachgelagerte Industrie sowie die Wissenschaft.
In der öffentlichen Auseinandersetzung um Landwirtschaft sieht der GEWISOLA-Vorsitzende die Wissenschaft gefordert, Behauptungen auf ihre Stichhaltigkeit hin zu überprüfen und Zielkonflikte aufzeigen. Vor allem aber könne Wissenschaft dazu beitragen, dass für neue Lösungen die erforderlichen Grundlagen geschaffen werden, die letztlich im Idealfall über technische oder organisatorische Innovationen die Zielkonflikte verminderten.
Die GEWISOLA veranstaltet ihre diesjährige Jahrestagung zusammen mit der Österreichischen Gesellschaft für Agrarökonomie (ÖGA) vom 13. bis 15, September in Weihenstephan.