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08.03.2008 | 10:44 | Branchenreport "Landwirtschaft" der Dresdner Bank 

Wettbewerbsdruck auf europäische Landwirte steigt

Frankfurt - Das Wettbewerbsumfeld der europäischen Landwirtschaft wird sich in Zukunft erheblich verschärfen. Zu diesem Schluss kommt der aktuelle Branchenreport "Landwirtschaft" der Dresdner Bank, Frankfurt, wobei insbesondere der deutsche Agrarsektor beleuchtet wird.

Wettbewerbsdruck auf europäische Landwirte steigt
Als Auslöser dieser prognostizierten Entwicklung verweisen die Autoren auf den allmählichen Abbau des Außenhandelsschutzes, der Preisausgleichszahlungen und der Quotenregelungen im Rahmen der Neuorientierung der europäischen Agrarpolitik. Alles in allem dürfte mit den sich ändernden Rahmenbedingungen der Kostendruck für die Landwirte noch zunehmen, erwarten die Experten. Diese gehen auch davon aus, dass sich die künftige Struktur der Direktzahlungen voraussichtlich auf die pflanzliche Produktion weniger gravierend auswirken wird als auf die tierische. Längerfristig seien für die Rindfleischproduktion - zumindest in Deutschland - deutliche Rückgänge zu erwarten, heißt es in der Untersuchung. Auch in der Milcherzeugung sind demnach stärkere regionale Verlagerungen nicht auszuschließen.

Mittel- bis längerfristig rechnen die Verfasser damit, dass sich auch der Abbau der Exportsubventionen sowie der derzeit noch hohen Schutzzölle gegenüber Drittländern fortsetzen wird. Ebenso wahrscheinlich erscheint ihnen die Rückführung der für einige Erzeugnisse noch hohen garantierten Mindestpreise. Absehbar ist demnach auch die Einschränkung oder Aufhebung der Milchquotenregelung, die nur bis 2015 gesichert ist.


Spezialisierung und Zusammenarbeit von Betrieben

Vor diesem Hintergrund müssten sich die landwirtschaftlichen Betriebe in ihrer Produktion weiter spezialisieren, meinten die Experten der Dresdner Bank. Ferner dürften die Landwirte bestrebt sein, den Absatz ihrer Produkte verstärkt durch vertikale Vertragsbindungen zu sichern. Ein weiterer Trend, der sich aus den absehbaren Veränderungen der Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft ergibt, ist nach Aussage des Reports eine verstärkte überbetriebliche Zusammenarbeit im Hinblick auf Arbeitserledigung, Einkauf und Absatz. Dies werde für die Wettbewerbskraft der Betriebe von entscheidender Bedeutung sein, schreiben die Autoren.

Neben den agrarpolitischen Rahmenbedingungen dürften aber auch die Weltmarktpreise künftig noch stärkeren Einfluss auf die Agrarwirtschaft ausüben als bisher. Dadurch erwachsen den Landwirten zunehmend mehr Freiheiten, selbst zu bestimmen, was und für welche Märkte sie produzieren. Insofern bietet die Entwicklung der Agrarmärkte den Bauern künftig weit mehr Möglichkeiten für unternehmerische Entscheidungen als bisher, stellt der Report fest.


Viele Agrarbetriebe werden zu Lebensmittelunternehmen

Weitere Faktoren, die künftig die Landwirtschaft in zunehmendem Maße bestimmen werden, sind nach Ansicht der Verfasser die Entwicklung zur Hightech-Landwirtschaft und die Konzentrationstendenzen in den landwirtschaftsnahen Industriezweigen. So entwickeln sich viele landwirtschaftliche Betriebe in Europa bereits heute immer mehr zu "Lebensmittelunternehmen", welche die Fülle der sie betreffenden regulatorischen Vorgaben nur noch durch den konsequenten Einsatz moderner Informationstechnologie bewältigen können. Damit werde die Landwirtschaft zunehmend zur Hightech-Branche.

Die Konzentration werde jedoch auch immer mehr die Vorleistungsseite (Landmaschinen, Düngemittel, Pflanzenschutz) und die Nachfrageseite (Ernährungsindustrie, Lebensmittelhandel) betreffen. Infolgedessen gewännen diese Branchen einen noch stärkeren Einfluss auf die Agrarproduktion, während die landwirtschaftlichen Betriebe weiter an Marktmacht verlören, erläutert der Report.


Klimawandel bedeutet Chance aber auch Risiko

Zu wesentlichen Veränderungen bei den wirtschaftlichen und ökologischen Rahmenbedingungen der Landwirtschaft wird demnach auch der Klimawandel beitragen. Er bedeute zusätzliche Chancen, aber natürlich auch Risiken, betonen die Verfasser. Sie rechnen durch den zu erwartenden Temperaturanstieg und die Zunahme der jährlichen Niederschlagsmengen grundsätzlich mit besseren Produktionsbedingungen für die Landwirte in Deutschland, da die Vegetationsperioden in diesem Land verlängert und das Pflanzenwachstum gefördert würden. Zudem dürfte der Klimawandel die Kultivierung neuer Pflanzen ermöglichen.

Die Risiken sehen die Experten in einer Zunahme extremer Klimaereignisse, wie etwa von Stürmen und Hagel sowie Hitze- und Trockenperioden. Solche extremen Wetterereignisse können zu Ernteausfällen führen, die in der Kosten-Nutzen-Rechnung der Landwirte möglicherweise immer stärker zu Buche schlagen. Deshalb seien größere Schwankungen bei den Ernteerträgen sehr wahrscheinlich, prognostiziert der Branchenreport. (AIZ)
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