Der hessische
Bauernverband rechnet mit Gewinnrückgängen von 30 Prozent für die Landwirte. Die
Agrarpreise befänden sich auf Talfahrt und auf den Märkten herrsche großer Druck, begründete der Generalsekretär des hessischen Bauernverbandes, Peter Voss-Fels, die Prognose, als er am Donnerstag in Alsfeld die landesweite
Erntebilanz vorstellte.
Trotz
Wetterkapriolen in Hessen lag die Gesamterntemenge bis zum 30. Juni bei 2,2 Millionen Tonnen Getreide auf hohem Niveau - sechs Prozent über dem fünfjährigen Mittelwert. «Und das, obwohl die Niederschlagsverteilung im Frühjahr und Sommer alles andere als optimal gewesen ist», sagte Voss-Fels. Beim Raps lägen die Bauern mit einer Erntemenge von 287.000 Tonnen 14 Prozent über dem Vorjahresergebnis und 19 Prozent über dem mehrjährigen Mittel.
Je nach Region seien aber die Erntemenge und vor allem die Qualität sehr unterschiedlich ausgefallen. «Mengen und Qualitätsverluste trüben die Stimmung in den Spätdruschgebieten ganz erheblich», sagte Voss-Fels. Wegen durchnässter Flächen kamen etwa im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis Mähdrescher mit Raupenfahrwerken zum Einsatz. Herkömmliche Maschinen wären auf den Feldern steckengeblieben. «Für die Bauern waren die Erntebedingungen sehr nervenaufreibend. Menschen und Maschinen wurde alles abverlangt», sagte Voss-Fels.
Zusätzlich belasten die «unbefriedigenden Erzeugerpreise» die Betriebe. Sie seien im Vergleich zum Vorjahr um rund 15 Prozent gesunken. Für Brotweizen beispielsweise gebe es etwa 135 Euro je Tonne. Im Vorjahreszeitraum seien es 158 Euro je Tonne gewesen. Für
Winterraps erlösen die Bauern aktuell im Durchschnitt 290 Euro je Tonne, 2013 waren es noch 340 Euro.
Bei den Zuckerrüben läuft nach Verbandsangaben alles auf eine
Rekordernte von mehr als 80 Tonnen je Hektar heraus. Der Durchschnittsertrag habe in den vergangenen zehn Jahren bei rund 72 Tonnen je Hektar gelegen. Auch die Kartoffelerträge seien in diesem Jahr mit rund 40 Tonnen pro Hektar gut. Verheerend seien dagegen die Erzeugerpreise. Mit weniger als zehn Euro je 100 Kilogramm erreichten sie nur ein Drittel des Vorjahresniveaus.
Die Gewinne der Bauern lagen laut erster Auswertung der Betriebsergebnisse im am 30. Juni abgelaufenen Wirtschaftsjahr recht hoch. Wegen besserer
Erzeugerpreise seien es 3.900 Euro pro Monat pro Familienarbeitskraft gewesen. Im Vorjahr waren es nur 3.100 Euro. Der Betrag sei aber nicht mit dem Nettolohn eines Arbeitnehmers vergleichbar. Davon müssen Sozialversicherungsbeiträge, Steuern und Investitionen finanziert werden.
Der Ausblick im Detail: Schweinehalter müssen sich auf niedrigere Erlöse einstellen, ebenso gehen die Ferkelpreise zurück. Nach einer ertragreichen Phase drohten nun auch bei den Milcherzeugerpreisen Senkungen. Die Ausbildungssituation ist in der hessischen Landwirtschaft hingegen gut. Derzeit bewege sich die Zahl der Auszubildenden stabil bei 180.
In Hessen gibt es rund 17.000 landwirtschaftliche Betriebe. 6.000 davon werden im Vollerwerb betrieben und 11.000 als Nebenerwerb. Wegen des Strukturwandels in der Landwirtschaft geben pro Jahr zwei Prozent der Höfe in Hessen auf. (dpa)