Der Europaabgeordnete Martin Kastler begrüßt das
Anbauverbot für den Genmais MON 810. "Das war überfällig und richtig", so Kastler zur neuen Einsicht innerhalb der CSU. Allerdings hätte er sich solches Engagement bereits früher und in ethisch noch weitaus wichtigeren Fragen gewünscht. Etwa im vergangenen Jahr beim Thema Stammzellenforschung. "Ich finde es richtig, wenn wir nun unter anderem Schmetterlinge und Zweipunkt-Marienkäfer durch das Genmaisverbot schützen. Noch wichtiger wäre mir aber gewesen, wenn sich meine Partei im vergangenen Jahr genauso vehement für den Schutz menschlicher Embryonen eingesetzt hätte", betont Kastler.
CSU hätte auch Stammzellenimport verhindern müssen 2008 hatte der
Bundestag den Stichtag für importierte Stammzellen "einmalig" verschoben, auch mit etlichen Stimmen aus dem CSU-Lager. "Das Umdenken kommt spät, aber es kam", sagt Kastler. Er hoffe nun, daß die CSU künftig in ethischen Fragen einen eindeutigen Kurs fahre. "Wir müssen uns wieder auf das C in unserem Namen besinnen", fordert der Schwabacher CSU-Politiker.
Durch das Genmais-Verbot sieht der Europaparlamentarier nun eine längst überfällige Debatte angestoßen, die über den Einzelfall hinausgehen müsse. So solle künftig viel kritischer mit dem Thema Gentechnologie und deren Folgenabschätzung umgegangen werden. "Immer wenn der Mensch in natürliche Prozesse eingreift, ist höchste Sensibilität geboten", betont der katholische Politiker. Keinesfalls wolle er der Technologiefeindlichkeit das Wort reden, stellt Kastler klar. Forschung sei wichtig und richtig. "Aber nicht alles, was der Mensch machen kann, soll er auch machen dürfen." Hier müsse der Gesetzgeber Grenzen setzen.
Nein zum Klonen und zu Patenten auf Leben "Beim Klonen, dem Schaffen von Schimären wie in Großbritannien, der Tötung von Embryonen oder Patenten auf Leben ist die Grenze bereits eindeutig überschritten", warnt Kastler. Auch bei genveränderten Lebensmitteln mahnt er zu höchster Sorgfalt. Was erst einmal in der Welt sei, sei unumkehrbar. Das müsse man immer im Blick haben und Chancen und Risiken abwägen. "Im Zweifel keine Experimente ", erklärt der Politiker seinen Standpunkt.
Kirchen, Landwirte und Verbraucher haben ernsthafte Vorbehalte gegenüber genveränderten Lebensmitteln. "Wir müssen die Sorgen unserer Bürger ernst nehmen", fordert Kastler. Daher begrüße er das Umdenken in der Partei. Parteichef
Seehofer und Umweltminister Söder hätten hier eine wichtige Diskussion eröffnet. Die CSU müsse sich auf das "C" und "S" im Parteinamen rückbesinnen. "In der Bewahrung der Schöpfung sind wir den Grünen viel näher als der FDP oder der SPD." Bayern habe das erste Umweltministerium in Deutschland geschaffen, erinnert Kastler. Für die Zukunft sehe er auf allen politischen Ebenen die Chance für schwarz-grüne Bündnisse.
Mehr Schnittmengen mit Bündnisgrünen als mit FDP
"Berührungsängste sind hier fehl am Platz. Bei ökologischen und gerade bei ethischen Fragen haben wir wichtige Schnittmengen mit den Grünen - mehr als mit der FDP. In vielen Parlamenten arbeiten Bürgerliche und Grüne erfolgreich zusammen", berichtet der Abgeordnete. Wenn es etwa um Sterbehilfe und die Menschenwürde gehe, sei man oft einer Meinung. "Ich möchte das mit einem Wort Albert Schweitzers umschreiben: Ehrfurcht vor dem Leben", so Kastler.
Kastler für Bündnisse mit den Grünen Schon vor rund fünfzehn Jahren habe er über den parteipolitischen Tellerrand hinausgeschaut und in Bayern mit JU-Kollegen und Bündnisgrünen einen schwarz-grünen Gesprächskreis mitbegründet, der aufgrund seines fränkischen Treffpunkts als "Hefe-Connection" bekannt wurde. Damals habe man das auch in der CSU mit Argwohn betrachtet, erzählt der Abgeordnete schmunzelnd. Heute gebe es dagegen schon viele, die offen über eine Zusammenarbeit nachdenken. (pts)