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16.06.2013 | 12:36 | Nothilfen 

Wer soll Hochwasserschäden zahlen?

Berlin - Angesichts der enormen Hochwasserschäden macht sich das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) für eine Versicherungspflicht für Gebäude stark.

Hochwasserschäden
(c) proplanta
Die Versicherung solle die Folgen extremer Wetterlagen und Erdbeben abdecken, schlug das DIW am Freitag vor. Ein solches Modell sei auf Dauer gerechter und für den Staat günstiger als die bisherigen Nothilfen bei Hochwasser, Stürmen und anderen Naturereignissen, argumentieren die Experten. Die Branche wehrt sich gegen einen Zwang, jedes Haus versichern zu müssen. Dadurch werde Hausbesitzern in der Nähe von Flüssen der Anreiz genommen, mehr in den Hochwasserschutz zu investieren.

Mit seinem Konzept wolle das DIW genau das Gegenteil erreichen, sagte Vorstandsmitglied Gert Wagner in Berlin. Wer den Schutz seines Hauses verbessere, solle geringere Versicherungsprämien zahlen. Der Mitautor Reimund Schwarze, Umweltforscher am Leipziger Helmholtz-Zentrum, erläuterte, die unterschiedlichen Risiken könnten je nach Standort durch eine unterschiedlich hohe Eigenbeteiligung im Schadensfall berücksichtigt werden. Wer in Hochwasserzonen riskant neu baue, müsse mit hohen Beiträgen entsprechend bestraft werden.

Nach DIW-Berechnungen würden für ein typisches Eigenheim in einer Zone mit geringem Risiko rund 150 Euro Jahresprämie für eine Elementarschadenversicherung fällig. Davon entfielen allein 80 Euro auf das Sturm- und Hagelrisiko.

«Das Risiko muss auf viele Schultern verteilt werden», erläuterte Schwarze. Die Kosten für den Versicherungsschutz blieben für den Einzelnen nur dann erträglich, wenn sich alle Grund- und Immobilienbesitzer an den Folgekosten von extremen Naturereignissen beteiligten. «Sollte beispielsweise nur eine Versicherung für Hochwasserrisiken zur Pflicht werden, wäre es einem Bewohner eines Berghangs schwer zu vermitteln, welche Vorteile diese Versicherung für ihn hat», erklärte Schwarze. Die Versicherungspflicht sollte deshalb auch Sturmfluten, Starkregen, Schneedruck, Lawinen und Erdbeben als sogenannte Elementarschäden umfassen.

Eine flächendeckende Versicherung würde den Opfern schneller und sicherer Hilfe bringen, sagte Schwarze. Er betonte zugleich, dass «die Versicherungsbranche nicht auf der Anklagebank» sitze. Vielmehr müssten Bund und Länder den Mut finden, die Versicherungspflicht einzuführen.

Voraussetzung sei eine Staatsgarantie für sehr große Schäden. Das DIW schlägt vor, dass der Staat Schäden übernimmt, die bei einem Ereignis über acht Milliarden Euro hinausgehen. Bis zu dieser Summe würden die privaten Versicherungsgesellschaft Schäden ersetzen.

Am Donnerstag hatten Bund und Länder vereinbart, gemeinsam Geld bis zu dieser Summe bereitzustellen, um Flutschäden zu beseitigen. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) traut sich noch keine Schätzung der aktuellen Hochwasserschäden zu.

GDV-Präsident Alexander Erdland sagte aber: «Wir müssen davon ausgehen, dass der Schaden durchaus höher sein kann als bei der Elbe-Flut 2002.» Damals summierten sich die Schäden für die Branche auf rund 1,8 Milliarden Euro. Die Allianz muss nach eigenen Angaben für Flutschäden in Europa in Höhe von 350 Millionen Euro geradestehen.

Der Deutschen Bahn dürfte durch das Hochwasser ein Schaden von «mehreren hundert Millionen Euro» entstanden sein. Davon geht Vorstandschef Rüdiger Grube aus, auch wenn die Kosten für Reparaturen an Gleisen und Brücken noch ermittelt werden müssten. (dpa)
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