Die Themen
Wetter, Klima und die Risikoabsicherung gegen deren Schäden standen im
Mittelpunkt des vierten Norddeutschen Gemüsebautages. Die Fachgruppe Gemüsebau
im
Landvolk Niedersachsen hatte zu der Veranstaltung nach Hamburg eingeladen.
Rund 25 Prozent des deutschen Gemüseanbaus konzentriert sich auf
Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Niedersachsen.
Derzeit mache den Erzeugern vor allem die Flächenkonkurrenz in der
Landwirtschaft mit gestiegenen Boden- und Pachtpreisen zu schaffen, sagte der Fachgruppenvorsitzender
Wolfgang Mählmann. Die höheren Energiekosten würden die Gemüseproduktion
zusätzlich verteuern. Erheblich mehr Kopfschmerzen bereite den Erzeugern jedoch
der Plan, eine mögliche Mehrgefahrenversicherung mit 19 Prozent zu besteuern. Er
appellierte an die Politiker, die Gemüseanbauer in ihrer Forderung nach einer
solchen Versicherung zu unterstützen.
In Deutschland gebe es derzeit nur für landwirtschaftliche Kulturen die
Möglichkeit, diese im Rahmen einer sogenannten Mehrgefahrenversicherung gegen
alle relevanten Witterungsrisiken gleichzeitig abzusichern, bestätigte Michael
Lösche von der Vereinigten Hagelversicherung. Für
Sonderkulturen wie Gemüse
oder Obst gelte dies nicht. Die geplante Versicherungssteuer bei der
Mehrgefahrenversicherung würde die Prämien jedoch exorbitant steigen lassen. In
vielen anderen EU-Ländern würden die Erzeuger dagegen in ihrer Risikovorsorge
unterstützt, die Absicherung durch eine Mehrgefahrenversicherung sei oft
möglich.
Außerdem seien die Versicherungssteuern dort entweder nur sehr gering oder
kämen nicht zum Tragen, da die Länder einen Teil der Prämie, in einigen Ländern
sogar bis zu 80 Prozent, staatlich fördern würden. Er hob insbesondere die im
vergangenen Jahr in den Niederlanden eingeführte Mehrgefahrenversicherung für
Landwirtschafts- und Sonderkulturbetriebe hervor, die eine Versicherung für
alle Betriebe mit einem relativ unkomplizierten System ermögliche.
Dass die Absicherung gegen Witterungswidrigkeiten künftig eher noch wichtiger
wird, verdeutlichte Metereologe Sven Plöger. Von plakativen „Wetterextremen“
oder gar „Klimakatastrophen“ wollte er zwar nicht sprechen, aber die globale
Tendenz zu einer Erwärmung sei eindeutig feststellbar. Das habe für Deutschland
und den Norden Europas nicht nur negative Auswirkungen, da die
Vegetationsperiode länger werde und damit eine größere Vielfalt von Kulturen
produziert werden könne als bisher. Gleichzeitig würden jedoch die Sommer
trockener und sogenannte Starkregen und Hagel häufiger auftreten. Die Winter werden
nach Plögers Einschätzung „nasser“, Stürme nicht häufiger, aber wahrscheinlich
stärker wehen. (lpd)