Mit Investitionen und Entlastungen stärkt die Bundesregierung der maritimen Wirtschaft den Rücken. Diese suchte in Bremerhaven nach Zukunftsperspektiven. Eine davon lautet: Zusammenarbeit. (c) Gary Blakeley - fotolia.com
Der Kreuzfahrtriese ist quasi eine schwimmende Kleinstadt und zugleich Sinnbild für das, was in der maritimen Wirtschaft in Deutschland steckt.
Wie diese sich für die Zukunft aufstellen soll, darüber berät die Branche etwa fünf Kilometer entfernt in der Stadthalle auf der 9. Nationalen Maritimen Konferenz. Eine maritime Strategie der Bundesregierung soll die Weichen für die nächsten zehn Jahre stellen.
Deutschland ist eine der größten Exportnationen mit der viertgrößten Handelsflotte weltweit. Den Prognosen zufolge wird der Güterverkehr über die Meere noch weiter an Bedeutung gewinnen. Doch die maritime Wirtschaft steht im internationalen Wettbewerb auch unter hohem Kostendruck - was am Ende nicht nur die Küstenstandorte zu spüren bekommen. Viele Zulieferer für den Schiffbau sitzen auch in Bayern und Baden-Württemberg. Einen Umsatz von 50 Milliarden Euro erwirtschaftet die Branche jährlich mit 400.000 Mitarbeitern.
Doch die maritime Wirtschaft ist auch ein weites Feld: Zu ihr gehören Werften, Reeder, Häfen, Logistiker und Technologieunternehmen. Alle zwei Jahre treffen sich diese zu einer nationalen Konferenz, die Liste der Forderungen im Vorfeld ist lang und entsprechend vielfältig. In Bremerhaven geht es neben Zukunftsperspektiven auch um ganz konkrete Zusagen.
So verspricht Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die Förderung für Innovationen im Schiffbau auf 25 Millionen Euro aufzustocken und die Reeder bei den Lohnnebenkosten kräftig zu entlasten. Ihr Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) will 350 Millionen Euro in die Schienenanbindung der Häfen stecken, auch für die Digitalisierung der Hafenlogistik will er Geld in die Hand nehmen.
Für viele Branchenvertreter sind das Schritte in die richtige Richtung. Den Worten müssten nun auch Taten folgen, fordert der Präsident des Deutschen Reederverbands, Alfred Hartmann. «Die Zusagen müssen schnell in die notwendige Form von Gesetzen gebracht werden.»
Die Bundesregierung habe viele Zugeständnisse gemacht und sich klar zur maritimen Wirtschaft bekannt, meint der Vorsitzende des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik, Harald Fassmer. Doch auch die maritime Wirtschaft selbst sei gefordert, sich für die Zukunft neu auszurichten. «Nur gemeinsam wird das uns gelingen.»
Einen Rahmen dafür soll die maritime Strategie der Bundesregierung geben. Die Baustellen hat der zuständige Koordinator der Bundesregierung, Uwe Beckmeyer, auf 15 Seiten zusammengetragen. Darin geht es unter anderem um die Erschließung neuer Märkte durch Offshore-Energie und Tiefseebergbau, den Ausbau der Infrastruktur und die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit.
Die Branche und die anderen Bundesministerien sollen das Papier jetzt diskutieren, Anfang nächsten Jahres könnte die Bundesregierung es beschließen. Die Branche könnte damit erstmals eine langfristige Perspektive - eine Agenda 2025 - bekommen, wie Beckmeyer hofft.