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25.02.2016 | 09:00 | Glyphosat-Rückstände Bier 
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Glyphosat in deutschem Bier gefunden

München - Die Etiketten der deutschen Bierbrauer lassen höchste Qualität erwarten: „Gebraut nach dem deutschen Reinheitsgebot“, so das Versprechen. Dieses Jahr feiert das Reinheitsgebot sein 500-jähriges Jubiläum. Doch wie rein ist das deutsche Bier wirklich?

Glyphosat Biersorten
Um dem nachzugehen, hat das Umweltinstitut München die 14 meistgetrunkenen Biere der beliebtesten Biermarken Deutschlands von einem Labor auf Rückstände des Unkrautvernichters Glyphosat testen lassen.

Das Ergebnis: Glyphosat, das am häufigsten eingesetzte Ackergift in Deutschland, wurde in allen getesteten Bieren nachgewiesen. Die gefundenen Werte lagen zwischen 0,46 Mikrogramm pro Liter (µg/l) und 29,74 µg/l, im Extremfall also fast 300-fach über dem gesetzlichen Grenzwert für Trinkwasser von 0,1 µg/l.

Zur Untersuchung (pdf-Format)

Was bedeuten die gefundenen Werte?

In absoluten Zahlen sind die gemessenen Glyphosat-Mengen klein. Dennoch sind die Testergebnisse besorgniserregend: Glyphosat wird von der Weltgesundheitsorganisation als erbgutschädigend und "wahrscheinlich krebserregend beim Menschen" eingestuft. Der Stoff steht zudem unter Verdacht, hormonell wirksam zu sein. Bei krebserregenden und hormonwirksamen Stoffen gibt es keine Untergrenze, unter der sie sicher sind. Sie können selbst in kleinsten Mengen eine gesundheitsschädigende Wirkung entfalten.

Die Tatsache, dass wir bei allen Proben fündig wurden, legt zudem nahe, dass auch andere Biersorten und Biermarken bzw. Brauereien von einer Belastung mit Glyphosat betroffen sein können. Auch in Getreide und Backwaren wurde der Stoff bereits nachgewiesen. Dies ist ein weiterer Indikator dafür, dass der verbreitete Einsatz von Glyphosat letztlich dazu führt, dass das Pestizid über die Nahrung wieder bei uns Menschen landet.

So haben wir getestet

Für unseren Test wurde die sogenannte ELISA-Methode verwendet. Diese Methode ist die sensibelste, die es derzeit gibt. Mit einer Bestimmungsgrenze von 0,075 µg/l kann sie selbst sehr kleine Spuren von Glyphosat aufspüren. Die drei Biere, in denen wir die höchsten Rückstände gefunden haben, ließen wir mit der weitaus weniger sensiblen LC-MS/MS-Methode quertesten. Im Quertest erwies sich ELISA als zuverlässige Nachweismethode. LC-MS/MS ist eine Methode, mit der auch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) arbeitet, um auf Glyhosat-Rückstände zu testen.

Glyphosat raus aus dem Bier!

Die Deutschen konsumieren im Durchschnitt 107 Liter Bier pro Jahr. Durch unsere Untersuchung wissen wir: Sie nehmen damit unbewusst auch Glyphosat zu sich. Das passt nicht zu dem Image von Reinheit und Natürlichkeit, für das deutsches Bier weltweit steht.

Deshalb sind jetzt die Brauereien gefragt: Sie müssen klären, wie Glyphosat ins Bier gelangen konnte und in Zukunft sicherstellen, dass ihre Produkte frei von Pestizidrückständen sind.

Glyphosatmenge in den getesteten BiersortenBild vergrößern
Glyphosatmenge in den getesteten Biersorten. (c) Deutsches Umweltinstitut
Bildquelle: Samuel Schlagintweit
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Kommentare 
cource schrieb am 06.03.2016 07:52 Uhrzustimmen(62) widersprechen(69)
genau, der mensch unterscheidet sich vom tier insbesondere darin, dass er in der lage ist, sein eigenens grab zu schauffeln
praktizierender Landwirt schrieb am 28.02.2016 19:43 Uhrzustimmen(83) widersprechen(84)
Ich bin als konventionell wirtschaftender Landwirt weder ein Freund von ideologischgeprägtem aber meist unfundiertem Pseudowissen, noch von übermässig oder unnötig einzusetzender Chemie. Leider wird Glyphosat auch in vielen Wasserschutzgebieten als Wegbereiter für die so "sinnvolle und umweltschonende Direktsaat" eingesetzt. Ein Widerspruch in sich. Aber als kritischer Leser von publizistischen Veröffentlichungen und auch Studien sollte man generell die Herkunft überprüfen. Allein die Analyse des Auftraggebers ist interessant. Ein Verein, der sich selbst Umweltinstitut nennt, dessen Mitarbeiter allesamt keinerlei tatsächlichen Bezug zur Landwirtschaft haben, und der auf seiner Internetseite Unwahrheiten verbreitet, ist nicht wirklich glaubwürdig. Das kann jeder selber beurteilen. Siehe www.umweltinstitut.org. Ich bin beileibe kein Freund der chemischen Industrie, aber wie immer ist ein gesundes Mittelmass anzuraten. Das Glyphosat verboten werden sollte, unterschreibe ich auch. Aber hauptsächlich deshalb, weil es nach wie vor für jedermann erhältlich ist. Leider wird generell ausserhalb der Landwirtschaft mit Pflanzenschutzmitteln "die Sau gemacht". Das sieht man tagtäglich in jedem Wohngebiet. Die Ursache der Misere ist doch in der Politik zu suchen. Unsere Nahrungsmittel müssen immer billiger produziert werden, die Betriebe müssen immer weiter wachsen, damit sie überleben können. Das ist eine Einbahnstrasse. Das Resultat wird sein, dass dieLebenserwartung bald wieder sinken wird. Wohin wird unser Ausbeutungssystem denn führen? Es traut sich seitens der Politik nur niemand gegen ständiges Wirtschaftswachstum zu agieren, da ja jeder von ihnen genau davon profitiert. Traurig.
agricola pro agricolas schrieb am 27.02.2016 09:27 Uhrzustimmen(89) widersprechen(85)
Werter Berufskollege, erziehen etwaige Gewissensbisse hier zum blindwütigen Beißen!? - Ich darf mir erlauben, durchaus selbstbewusst behaupten zu können, die Befähigung einer alltagstauglichen Berufspraxis, verknüpfend in altvorderer Tradition bis hin zur modernsten Highendtechnik, untermauert mit umfangreich profunden theoretischen Kenntnissen, sehr wohl in Einklang bringen zu können. Über eine zügige Umsetzung des Wissens- und Informationstransfers der 4. Revolution in meinem Betrieb ist es mir möglich, den freien Geist des ehemals nachhaltig gefilterten Informationsflusses durch Verband, Politik und Industrie in einer entsprechenden Unabhängigkeit zu leben. Somit bin ich ausschließlich meinem Gewissen verpflichtet, als parteiloser Zeitgenosse der auch keinem Verbandsklüngel untersteht, was bei vielen meiner Kritiker verständlicherweise wohl nicht gerade Geschmack findet. Die Entwicklung der mittlerweile selbstverliebt „hippen Agrarszene“ über die letzten Dekaden hinweg hat den kläglichen Restbestand deutscher Bauern mittlerweile einer absoluten Lächerlichkeit preisgegebenen, zu Hampelmänner-Statisten, als BUH-FRAUEN/-MÄNNER willentlich und wollentlich zur gesellschaftlichen Randgruppe degradiert, die nur noch in Erfüllungsfunktion eines die Bauernexistenzen noch effizienter vernichtenden Billigheimerdaseins -gegeißelt und gefangenen in den eigenen Mikroökonomien- vor sich hinwurschteln. Die Generationenfrage innerhalb meines Familienbetriebes ist mir allerdings, wie schon meinen Vorfahren auch, die einzig prägend moralische Verpflichtung! Meine Kinder und Kindeskinder sollen den bäuerlichen Familienbetrieb noch erfolgreich bewirtschaften können, so sie es denn wollen. Die derzeitig abpresserische Abschöpfung unserer Ressourcen „MENSCH, TIER, BODEN“ im Hier und Jetzt bedürfen im Agrarsektor dringend einer zügigen Restrukturierung. Wir spielen äußerst fahrlässig auch und im besonderen mit unseren menschlich existentiellen Grundbedürfnissen!!! - Keine gigantischen Überschüsse demnach, die in der Biomülltonne verrotten! Den Bauern MUSS es innerhalb einer reichen Industrienation ermöglicht werden, von der eigenen Hände Arbeit in völliger Unabhängigkeit von jeglicher Alimentierung LEBEN ZU KÖNNEN. Wohin ist der BAUERNSTOLZ von dereinst gänzlichst entfleucht!? Vielleicht sollte hier insbesondere eben auch ein Bewusstsein gerade derjenigen, sowohl in Reihen der vor- und nachgelagerten Industrie, der Verwaltung, von Politik und Verbandsstrukturen, Banken etc.pp., eigenhorizonterhellend wachgerüttelt werden, die in einer DIREKTEN ABHÄNGIGKEIT von jedem deutschen/europäischen Bauernhof stehen. Wird dann die derzeitige Existenzvernichtungswelle, die über die Bauern gnadenlos unumgänglich hinwegrollt, zügigst bewusst entschleunigt bzw. eingedämmt!? Es scheint doch die Vielzahl der „hochgeistig intellektuell überbefähigten“ Protagonisten einen Teufel zu scheren, dass selbige nachhaltigst gerade an dem Ast sägen, auf dem SIE SICH SELBST sehr wohlgefällig, absolut überbequem eingerichtet haben! // Ein schönes WE, lieber Bauernkollege. Schön, dass bei Ihnen wohl kein FEUER auf dem Dach ist! Vielleicht können Sie also Ihre hochqualitative Gerste dem geldgierigen Brauereiwesen unterhalb der 10,00-Euro-Marke/dt andienen!?
Steffen schrieb am 26.02.2016 17:48 Uhrzustimmen(75) widersprechen(82)
Hallo. Wie ich sehe kommentiert Herr Agricola mehrere Berichte mit ähnlicher Strategischer Ausrichtung. Leider gibt es immer wieder ideologisch handelnde Menschen, die versuchen an wissenschaftlich belegten Tatsachen vorbei Stimmung zu machen. Komisch nur, das der Bericht zum Bier gerade dann auftauchte, als die Grünen mal wieder das Verbot von Glyphosat nicht durchbekommen haben. Ich selbst bin auch dagegen, das Glyphosat ( egal von welchem Hersteller auf der Welt) als Standartvariante im Pflanzenbau angesehen wird. Trotzdem darf diese Möglichkeit zur Nutzung dieses Mittels im Bedarfsfall nicht verboten werden. Ich selbst bin konventioneller Landwirt, produziere Braugerste und Sikation ist bei keiner Fruchtart ein Thema. Braugerste wird bei keinem Landwirt mit Glyphosat behandelt. Ich hoffe das die Leser an dieser Stelle sich über Landwirtschaft von heute bei ehrlichen Landwirten informieren und sich nicht von ideologisch motivierten Komentaren beeinflussen lassen. Ich bitte die Leser mal nach berichten von Agricola zu suchen um die Linie die da vorgegeben wird zu entlarven. Mit freundlichen Grüßen
agricola pro agricolas schrieb am 25.02.2016 10:43 Uhrzustimmen(89) widersprechen(78)
Die Recherche ist zunächst einmal zu begrüßen, gerade im Sinne der deutschen Verbraucher, vor allen Dingen aber auch im Interesse der deutschen Braugerstenanbauer. Wenn man allerdings eigenhorizonterhellend die Konzernstrukturen der marktbeherrschenden Brauereien hinterfragt/hinterleuchtet, so käme man den Ursachen sehr schnell auf den Grund. Uns deutschen Braugerstenanbauern in den jeweiligen Anbauregionen ist eine Sikkation auf unseren Braugerstenfeldern (Sikkationsmaßnahme u.a. um eine Synchronisation des Abreifevorganges mit einer enormen zeitlichen Steuerung) strengstens untersagt u. diese Vorgaben werden auch dementsprechend zuverlässig überprüft. // Die Keimfähigkeit von Braugerste leidet jedoch nicht unter den Sikkationsmaßnahmen, weit eher passt sich das Erntegut „Braugerste“ hierdurch extrem gleichmäßig an die eingeforderten Qualitätsparameter seitens der Brauer hervorragend an. Die deutschen Braugerstenerzeuger, die die strengen Vorgaben nach dem deutschen Reinheitsgebot durchgängig befolgen, prallen gerade deshalb nicht selten an die Stoßgrenze der Mälzerei- und Brauereiwirtschaft, höchste Qualitätsstandards kann man demzufolge auf Ramschpreisniveau erstehen oder aber die deutsche Braugerste belastet unnötig die Verkehrsinfrastruktur, wenn nicht abgeladen werden darf. Das Erzeugerpreisniveau für deutsche Qualitätsbraugerste nähert sich mittlerweile signifikant der Nulllinie, am besten bringen wir zukünftig noch Bauerngeld mit, um deutsche Qualitätsbraugerste erzeugen zu dürfen. Anheuser-Busch InBev und Konsorten würden dies sicherlich nachhaltigst begrüßen. - Braugerste, die nicht innerhalb der EU-Grenzen erzeugt wird, erfüllt mittlerweile die preisdrückenden Qualitätsparameter des Brauereiwesens weitaus besser als das deutsche Produkt „Braugerste“, die man dementsprechend in der Preisfindung nachhaltigst drücken kann, und mit Verlaub, das tut man bis zur absoluten Schmerzgrenze. Das deutsche Reinheitsgebot(!?), nun das rückt derweilen erst einmal weit in den Hintergrund (siehe obige Untersuchungsergebnisse!) // Es entspricht den Tatsachen, dass die Brauereiwirtschaft einen weit höheren Werbeetat ausweist als man für den Einkauf der Ingredienz „Braugerste“ vorhält. Kompensatorisch muss man nun wohl für den entstandenen Imageschaden das Werbebudget, insbesondere für die TV-Spots, noch weiter hochfahren, ...selbstverständlich zu WESSEN Lasten!? Natürlich, wie gehabt, der deutschen Braugerstenerzeuger, wem auch sonst!? //...Prösterchen heute bei einem kühlen Bierchen nach der heutigen namentlichen Glyphosat-Abstimmung im Deutschen Bundestag. - Wohl bekomm‘s!!! // Glyphosat hat weder im Bier, noch im Urin der Bauern etwas zu suchen!!!! - PUNKT. „Ein „Vorgeschmäckle“ für TTIP!?“, ein Bauerngruß an all diejenigen, die aktuell in den Hinterstuben an der Abschaffung der deutschen Landwirtschaft zielsicher absolut ergebnisorientiert mitarbeiten!(?)
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