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17.07.2014 | 17:36 | Gläubigerversammlung 

Prokon wirbt um Stimmen der Anteilseigner

Hamburg/Itzehoe - Vor der mit Spannung erwarteten Prokon-Gläubigerversammlung am kommenden Dienstag wird heftig um die Stimmrechte tausender Anteilseigner geworben.

Prokon-Insolvenz
(c) proplanta
75.000 Menschen hatten dem insolventen Windkraftanbieter Prokon rund 1,4 Milliarden Euro in Form sogenannter Genussrechte zur Verfügung gestellt. Mittlerweile führt Ex-Prokon-Chef Carsten Rodbertus eine heftige Fehde gegen Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin. Rodbertus hat aber auch Anlegerschützer gegen sich. Auf der Gläubigerversammlung in Hamburg sollen die Kapitalgeber den Insolvenzverwalter und seine Arbeit bestätigen.  

Rodbertus wirbt für eine «Arbeitsgemeinschaft für eine lebenswerte Zukunft von Prokon», die die Windenergie-Firma als Ganzes erhalten will. Mehr als 12.200 Anleger hätten sich bisher für sein Alternativkonzept entschieden, teilte Rodbertus am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa in Hamburg mit. Das seien deutlich mehr als 200 Millionen Euro Genusskapital.

Anlegerschützer warnen vor Vollmachtsübertragungen an diese Arbeitsgemeinschaft. Gegen Rodbertus ermittelt die Staatsanwaltschaft Lübeck wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung.

Der Ex-Chef ist in eine Schlammschlacht gegen Penzlin verwickelt. Ende April hatte der damals noch vorläufige Insolvenzverwalter Rodbertus und einem Vertriebsleiter fristlos gekündigt. Am 1. Mai eröffnete das Amtsgericht Itzehoe (Schleswig-Holstein) das Insolvenzverfahren wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung der Prokon Regenerative Energien GmbH. Rodbertus berichtete, dass er zukünftig weder Geschäftsführer noch Gesellschafter des Unternehmens sein werde.

Auch Penzlin hatte mitgeteilt, dass Rodbertus seine Anteile an Prokon verlieren soll. Welches Volumen sie haben, konnte Rodbertus am Donnerstag nicht genau beziffern. Seine Vorwürfe, Penzlin stecke bei seiner Amtsführung in Interessenskonflikten, wies der Insolvenzverwalter als «Falschbehauptungen» scharf zurück. Penzlin bekräftigte, die Sanierung des Unternehmens unter Erhalt des Kerngeschäfts der Windenergie anzustreben.

Rodbertus hatte Prokon 1995 gegründet. Das Unternehmen betreibt 54 Windparks mit mehr als 300 Anlagen und ist an weiteren Unternehmen (Pflanzenöl GmbH, Holzindustrie) beteiligt. Nach Angaben des Insolvenzverwalters lassen sich die Jahresabschlüsse für die vergangenen beide Jahre nicht testieren. Es fehlt also die Bestätigung von Abschlussprüfern, die bescheinigen, dass der Jahresabschluss den gesetzlichen Vorschriften entspricht.

«Ja, ich habe Fehler gemacht», sagte Rodbertus. Die Kündigungsfristen für die Genussrechtsinhaber seien offenbar zu kurz gewählt worden. Die Aufbau- und Ablaufstruktur mit der enormen Wachstumsphase von Prokon sei in aktueller Beurteilung nicht hinreichend mitgewachsen, ergänzte er. Er bedauerte, dass «mündliche Vereinbarungen mit Geschäftspartnern getroffen worden» seien, «die mir nunmehr zum Nachteil gereichen sollen». Massenhaft gekündigte Genussscheine brachten das Unternehmen zu Jahresbeginn in eine Schieflage.

Penzlin mahnte die Prokon-Anleger zu einer nüchternen Betrachtung der Sachlage. Am kommenden Dienstag wird er ihnen Eckpunkte seines Sanierungskonzepts vorstellen und für die weitere Umsetzung um einen Auftrag bitten. Darüber müssen die Anleger abstimmen. Über den Plan selbst wird dann Anfang des Jahres endgültig entschieden.

Wie viele Kapitalgeber zur Versammlung in den Hamburger Messehallen kommen werden, ist derzeit nicht absehbar. Die im Verein «Freunde von Prokon» organisierten mittlerweile rund 9.000 Mitglieder, die ihre Stimmen bündeln werden, haben sich mehrheitlich von Rodbertus distanziert und ihm weitere Zusammenarbeit versagt.
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