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18.06.2010 | 22:00 | Ölkonzern BP 

Ölpest-Anhörung «frustriert» US-Politiker - Skandal um Republikaner

Washington - Fast sechs Stunden lang nahmen sie BP-Chef Tony Hayward ins Kreuzverhör, feuerten Salven von bohrenden Fragen ab, übersäten ihn mit Vorwürfen - doch am Ende standen die Politiker in Washington mit leeren Händen da.

Zapfsäule
(c) proplanta

Die mit Spannung erwartete Anhörung zur Ölpest im Golf Mexiko am Donnerstag (Ortszeit) vor dem US- Kongress habe nichts weiter zutage gefördert als Frustration und Ärger, sagte der demokratische Co-Vorsitzende des Energieausschusses Bart Stupak. Und er ergänzte in schneidendem Ton: «Nicht nur bei den Kongressmitgliedern, sondern beim amerikanischen Volk.» Lange nicht mehr sah man Demokraten und Republikaner in solcher Eintracht.

Politiker beider Lager versuchten mit allen Mitteln, Details zu den Vorgängen auf der Bohrinsel «Deepwater Horizon» aus Hayward herauszupressen, deren Explosion die größte Umweltkatastrophe in der US-Geschichte auslöste. Ein Demokrat meinte, das Live-Video von der unablässig sprudelnden Ölquelle in 1.500 Metern Tiefe mache ihn körperlich krank, ein Republikaner streckte Hayward provozierend das Foto eines ölverschmierten Pelikans entgegen.

Der Top-Manager jedoch bliebt trotz aller Emotionalität kühl bei seiner Linie, klare Antworten zu vermeiden. «Wir bohren Hunderte von Ölquellen pro Jahr», sagte der Brite, und er sei dabei nicht an den Entscheidungsprozessen beteiligt. Es sei zu früh, Schlussfolgerungen aus dem Vorfall zu ziehen, da die Untersuchungen noch liefen. «Falls es Beweise gäbe, dass BP-Mitarbeiter Kostensparen vor Sicherheit stellen, dann würde ich Maßnahmen dagegen ergreifen», sagte er.

Die US-Medien kommentierten am Freitag, der Brite sei perfekt von seinen Anwälten darauf vorbereitet worden, mit vielen Worten wenig zu sagen. Er habe nicht einmal Unterlagen mit in den Ausschuss gebracht. Die Fernsehsender zeigten Videomontagen des unzählige Male und in allen Variationen wiederholten Hayward-Satzes: «Ich weiß es nicht.»

Irgendwann konstatierte der Republikaner Phil Gringrey sichtlich genervt: «Bei allem Respekt, ich glaube, Sie wollen sich aus der Affäre ziehen, Mr. Hayward.» Vielleicht lag es mangelnden Zitaten, vielleicht auch an Haywards ausdrücklicher Entschuldigung für die Ölkatastrophe, die ihn «persönlich erschüttert» habe, dass am Tag nach der Marathonsitzung wider Erwarten nicht der BP-Chef als Buhmann der Nation auf den Titelseiten der US-Zeitungen prangte. Skandal-Schlagzeilen machte vielmehr der Abgeordnete Joe Barton, der sich zum Erstaunen seiner Ausschusskollegen bei Hayward für die «Politisierung der Krise» entschuldigte. Er sei «beschämt» darüber, dass US-Präsident Barack Obama den britischen Konzern gedrängt habe, 20 Milliarden in einen Schadensersatzfonds einzuzahlen. «Das läuft auf Bestechung hinaus», sagte der Republikaner.

Nur Stunden und einen lauten Aufschrei aus allen politischen Richtungen später zog Barton noch während der laufenden Sitzung seine Aussage zurück - und entschuldigte sich für die Entschuldigung, die Vizepräsident Joe Biden als «unglaublich unsensibel» geißelte. Die «Washington Post» schrieb am Freitag, Barton habe im Laufe seiner 26- jährigen politischen Karriere rund 1,4 Millionen Dollar (rund 1,13 Millionen Euro) an Wahlkampfspenden von der Öl- und Gasindustrie erhalten. Jetzt dürfte sich der Fokus wieder auf die weiterhin defekte Ölquelle rund 60 Kilometer vor der Küste Louisianas richten.

Zeitgleich zur Anhörung vermeldete BP, dass die beiden Entlastungsbohrungen, mit denen das Austreten des Öls vermutlich im August gestoppt werden könne, schneller voran kämen als gedacht. Die erste Bohrung sei bereits in drei bis vier Wochen abgeschlossen, sagte der Küstenwachen-Admiral Thad Allen. Dann könne der Konzern beginnen, Schlamm in die Quelle zu leiten, um sie zu verschließen.  (dpa)

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