RWE-Chef Peter Terium warnte am Donnerstag auf der Hauptversammlung des Energieriesen in Essen, die Krise des Unternehmens habe mit dem von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (
SPD) geplanten Klimabeitrag für alte Kohlekraftwerke sogar eine neue Dimension erreicht.
Dies gehe an die Substanz des Unternehmens. «Die Abgabe würde nämlich das sofortige Aus für einen Großteil der Braunkohletagebaue und Braunkohlekraftwerke bedeuten.»
Die Folge wäre laut Terium nicht nur der Verlust einer sicheren, kostengünstigen und subventionsfreien Energiequelle in Deutschland. Die Pläne gefährdeten auch Zehntausende Arbeitsplätze, die direkt oder indirekt mit der Braunkohlewirtschaft verbunden seien. Der Manager versprach, für den Erhalt der Anlagen zu kämpfen.
Terium malte vor den Aktionären ein düsteres Bild der aktuellen Situation. «Es liegen noch schwierige Jahre vor uns», betonte er. «Die Rahmenbedingungen verschlechtern sich schneller, als wir gegensteuern können - insbesondere in der konventionellen Stromerzeugung.»
Der Manager bat die Aktionäre deshalb um Geduld. «Mittelfristig werden wir
RWE wieder auf Wachstumskurs bringen.». Terium zeigte sich fest davon überzeugt, dass es gelingen werde, RWE als Gesamtkonzern wieder zurück in die Erfolgsspur zu führen. Für den Fall, dass sich die Marktbedingungen und die regulatorischen Umstände weiter verschlechtern sollten, schloss er allerdings auch eine Aufspaltung des Konzerns nach dem Vorbild des Konkurrenten Eon nicht aus. Bislang sehe die RWE-Führung aber keine Notwendigkeit dazu.
Im vergangenen Jahr war der betriebliche Gewinn des Konzerns weiter um ein Viertel auf rund vier Milliarden Euro abgesackt, weil sich vor allem die Krise der klassischen Großkraftwerke verschärfte. Wegen des durch den Ökostrom-Boom ausgelösten Verfalls der
Strompreise im Großhandel sind sie immer unrentabler. Für das laufende Jahr prognostiziert RWE hier weitere Rückgänge.
Dennoch soll die Dividende auch auf Druck der mächtigen kommunalen Aktionäre mit einen Euro pro Aktie stabil bleiben. Daran entzündete sich Kritik anderer Anteilseigner. «Viel wichtiger als die Dividende ist uns in dieser schwierigen Phase die Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens, was für alle langfristigen Investoren gelten sollte», sagte etwa Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment.
Derweil verteidigten die Kommunen, die rund 24 Prozent der RWE-Anteile halten, ihre Rolle. «Wir sind ein wichtiger und verlässlicher Partner», sagte der Geschäftsführer der Vereinigung der kommunalen RWE-Aktionäre Westfalen, Wolfgang Schäfer. Die Kommunen seien «kein Klotz am Bein» von RWE.
In den kommenden zwölf Monaten muss der Konzern zudem eine Spitzenpersonalie neu besetzen. Aufsichtsratschef Manfred Schneider kündigte an, nicht noch einmal für eine Wiederwahl zur Verfügung zu stehen. Sein Mandat endet in einem Jahr. Der heute 76-Jährige hatte 2009 das Amt übernommen und den Aufsichtsrat nach zahlreichen Querelen in ruhigeres Fahrwasser gebracht. (dpa)