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02.05.2014 | 15:35

Prokon-Anleger verlieren 40 Prozent ihres Kapitals

Windkraft
(c) proplanta

Prokon-Anleger stehen vor einem Scherbenhaufen



Der Hamburger Rechtsanwalt Dietmar Penzlin hat drei harte Arbeitsmonate hinter sich. Als vorläufiger Insolvenzverwalter hat er mit einem Team aus 25 Rechtsanwälten, Steuerberatern, Wirtschaftsprüfern und Unternehmensberatern die Finanzen und Strukturen der Windenergie-Firma Prokon im schleswig-holsteinischen Itzehoe durchleuchtet. Das Ergebnis ist ein Desaster.

Prokon ist mit fast einer halben Milliarde Euro überschuldet und verdiente zumindest im vergangenen Jahr operativ kein Geld. Ein ordentlicher Jahresabschluss liegt auch für 2012 nicht vor. «Das Rechnungswesen und das Controlling von Prokon befinden sich in einem ausgesprochen mangelhaften Zustand», teilte Penzlin am Freitag mit. «Das ist darauf zurückzuführen, dass die Geschäftsführung diesen wichtigen Unternehmensbereich über viele Jahre wissentlich vernachlässigt hat.»

Damit rückt die Unternehmensführung von Prokon-Gründer und Geschäftsführer Carsten Rodbertus in den Fokus. Der 52-jährige hatte Prokon vor fast 20 Jahren gegründet, um die erneuerbaren Energien voranzubringen. Mit großem persönlichem Einsatz, aber auch mit massivem Werbedruck fand Rodbertus mehr als 75.000 Anleger, die seiner Vision folgen wollten - grüne Energieerzeugung mit hoher Rendite. Prokon baute und betrieb Windparks, entwickelte eine eigene Windturbine, investierte direkt oder als Kreditgeber aber auch in Biogas, Holzverarbeitung und rumänische Wälder. Und die Firma zahlte den Inhabern von Genussrechten bis zu acht Prozent Zinsen.

Noch kurz vor dem Insolvenzantrag am 22. Januar versicherte Rodbertus seinen Anlegern, das Unternehmen verfüge mit den Windkraftanlagen über hohe stille Reserven und sei somit wirtschaftlich gesund. Die Ergebnisse von Penzlin sehen anders aus. «Es gibt keine stillen Reserven», stellte er knapp fest. Im Gegenteil, etliche der Beteiligungen und der von Prokon vergebenen Kredite sind weniger wert, als in der Bilanz steht. Die Werte müssen berichtigt oder abgeschrieben werden. Allein für 2013 kommt so ein Verlust von 478 Millionen Euro zustande, vorläufig. Der Insolvenzverwalter behält sich bei allen Zahlen ausdrücklich vor, dass sie sich noch ändern können.

Trotz der hohen Einspeisevergütungen für Windstrom, mit denen viele Windmüller in Norddeutschland gutes Geld verdienen, schrieb die Firma Prokon im vergangenen Jahr rote Zahlen. Das lag vor allem an den hohen Werbeaufwendungen, um weitere Anleger für Genussrechte zu gewinnen. Penzlin will nun einen Interims-Manager einstellen, die Firma sanieren, ein ordentliches Rechnungswesen aufbauen und sich auf den Kernbereich konzentrieren, die Windkraft. Mit 300 Beschäftigten und ohne Tochterunternehmen könnte Prokon eine Zukunft haben. Für das laufende Jahr soll zumindest das operative Geschäft einen Gewinn von 30 Millionen Euro abwerfen. (dpa)
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