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10.10.2012 | 10:01 | Energieversorgung  

Dezentrale Energieversorgung ist Schlüssel der Energiewende

Frankfurt/Main - Der Ausbau der Dezentralen Energieversorgung und insbesondere der Einsatz von Bioenergie sind zentrale Eckpfeiler für den Umbau der Energieversorgungsstruktur mit einem wachsenden Anteil Erneuerbarer Energien.

Dezentrale Energiegewinnung
(c) proplanta
Das ist ein Fazit der gemeinsamen Pressekonferenz von DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft e. V.) und VDMA Power Systems am 9. Oktober in Berlin.

DLG und VDMA Power Systems veranstalten mit dem VKU (Verband kommunaler Unternehmen) die Fachausstellung BioEnergy Decentral vom 13. bis 16. November 2012 in Hannover.


Energie aus Biomasse spielt entscheidende Rolle

Die Energiewende ist unbestritten eine der größten politischen und technischen Herausforderungen. Allerdings ist die Erstellung eines abgestimmten und gesellschaftlich akzeptierten Gesamtkonzepts weiterhin eine ungelöste Aufgabe.

Im Fokus der Diskussion stehen die höheren Anforderungen an das Lastmanagement bei zunehmendem Anteil der fluktuierenden erneuerbaren Energien, die fehlenden Leitungstrassen und die derzeit noch unzureichenden Möglichkeiten, Strom effizient zu speichern.

Eine Lösung dieser Aufgaben ist nur durch den verstärkten Einsatz dezentraler Strom- und Wärmeerzeugung denkbar, die eine direkte Regelung und bedarfsgerechte Steuerung erlauben. Dies hob Dr. Reinhard Grandke, Hauptgeschäftsführer der DLG, im Rahmen der Pressekonferenz hervor.

Insbesondere Biogasanlagen und Holzverbrennungsanlagen eignen sich ideal als essenzieller Baustein einer dezentralen, das heißt verbrauchsnahen Energieversorgung: Denn diese Techniken sind flexibel entsprechend dem Energiebedarf steuerbar.

„Für das Gelingen der Energiewende spielt die Energie aus Biomasse eine entscheidende Rolle", führte Reinhard Grandke aus. Land- und forstwirtschaftliche Betriebe bilden dabei einen wichtigen Teil der Wertschöpfungskette, etwa durch den Anbau der Biomasse im Wald und auf dem Acker, durch Windräder auf land- und forstwirtschaftlichen Flächen und durch die Beteiligung von Land- und Forstwirten an gemeinsamen Anlagen.

Aus diesem Grund veranstaltet die DLG als Fachorganisation die BioEnergy Decentral, gemeinsam mit dem VDMA Power Systems und dem VKU.


Mix aus dezentralen und zentralen Kraftwerken erforderlich

Thorsten Herdan, Geschäftsführer von VDMA Power Systems: „Die Welt wird dezentraler werden müssen, denn Verbrauch und Erzeugung rücken immer näher zusammen. Zudem sind wir in der Lage, heute Technologien zu liefern, die auch im dezentralen Anwendungsbereich hohe Effizienzen aufweisen."

Thorsten Herdan führte aus, dass sich in immer mehr Kommunen eine eigene Energieversorgung durch verbrauchsoptimierte und hocheffiziente Kraftwerke entwickelt. Dennoch hält er den Mix aus dezentralen kleinen und großen zentralen Kraftwerken für eine zentrale Voraussetzung, um die Stabilität der gesamten Energieversorgung sichern zu können.

Offshore-Windparks bieten hierbei eine hoch effektive Ausnutzung der Windenergie. Dezentrale Anlagen auf Basis von konventionellen Brennstoffen oder Bioenergie ermöglichen es, die hohe Volatilität der Windenergie auszugleichen.

„Die BioEnergy Decentral bringt alle an der Wertschöpfung beteiligten Partner zusammen: Land- und Forstwirte, Kommunen, Anlagenbauer und die Energieversorger", sagte Reinhard Grandke.

„Als weltweit einzige Messe zeigt sie alle Aspekte der dezentralen Energieversorgung unter Berücksichtigung aller Energieträger. Zudem bildet sie den gesamten Energiemarkt ab - neben der Erzeugung von Strom auch den bedeutenden Wärmemarkt sowie die Kraft-Wärme-Kopplung - und thematisiert auch die Aspekte Energietransport, Verbrauch und Systemintegration der erneuerbaren Energien in das bestehende Netz.

Damit bietet sie als erste Leitausstellung ganzheitliche Konzepte zur dezentralen Energieversorgung. Die BioEnergy Decentral ist die Messe für die Energiewende."


Bioenergie internationaler Wachstumsmarkt

Die wirtschaftliche Bedeutung speziell der Bioenergie verdeutlichte Reinhard Grandke durch aktuelle Zahlen. So gibt es derzeit in Deutschland über 7.500 Biogasanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 3.000 Megawatt, einem Umsatzvolumen von rund 6,7 Mrd. Euro und über 48.000 direkte und indirekte Arbeitsplätze.

Von den Biogasanlagen ist rund die Hälfte mindestens sechs Jahre alt, so dass Re- und Erweiterungsinvestitionen zur Effizienzsteigerung anstehen. Biogas hatte 2011 in Deutschland bereits einen Anteil von 14 % am Gesamtbeitrag der Erneuerbaren Energien, Biomasse sogar mit 56 % den größten Anteil an der Endenergiebereitstellung aus erneuerbaren Energien (Strom und Wärme).

Der deutsche Markt bleibt weiterhin hoch dynamisch, auch durch die Novellierung des EEG 2012 mit der Einführung von Markt- und Flexibilitätsprämie.

Auch international wächst der Anteil der Energie aus Biomasse, gestützt durch politische Förderprogramme: In Italien ist der Bestand seit 2009 von 60 auf 700 Anlagen gestiegen, in Tschechien werden bis 2016 rund 600 Anlagen erwartet (derzeit 320), und in Polen soll die Zahl der Anlagen bis 2020 von heute nur 17 auf 2.200 steigen.

„Für diesen international aussichtsreichen Markt ist die BioEnergy Decentral die zentrale Informationsplattform, auf der alle Marktführer ihre Lösungen präsentieren", resümierte Grandke. „Dabei sind deutsche Unternehmen weltweit die Innovationsführer. Der Standort Deutschland für eine solche internationale Ausstellung ist daher ideal."

Thorsten Herdan sieht eine weitere Aufgabe in der Verbesserung des Lastmanagements: „Nicht nur die Erzeugung von Strom und Wärme, auch deren Verbrauch muss angepasst werden. An diesem Punkt muss ein neues Marktdesign geschaffen werden, bei dem auch die Landwirtschaft gefordert ist. Die BioEnergy Decentral zeigt vielfältige Konzepte für ein solches weiterentwickeltes Lastmanagement."


Zur BioEnergy Decentral

Die BioEnergy Decentral findet vom 13. bis 16. November 2012 auf dem Messegelände in Hannover statt, parallel zur Weltleitausstellung für die professionelle Tierhaltung, EuroTier. Bisher haben sich bereits 669 Aussteller angemeldet (15 % mehr als bei der Vorveranstaltung 2010), die belegte Fläche beträgt 34.000 m². 2010 informierten sich 42.000 Fachbesucher, davon 7.000 aus dem Ausland.

Die Fachausstellung gilt als Innovationsplattform und weltweiter Treffpunkt für die dezentrale Energieversorgung: Alle führenden Hersteller speziell im Bereich Biogas sind vertreten.

Das Angebot der Aussteller wird durch ein umfangreiches Fachprogramm ergänzt, unter anderem durch zahlreiche Fachforen, mit Schwerpunkten u.a. auf den Themen Biomethan und kommunale Bioenergieanlagen, sowie einen „Marktplatz Dezentrale Energieversorgung".

Zwei Specials widmen sich den großen Herausforderungen der Energiewende: Beim Special „Bedarfsgerechte Energieerzeugung" wird die gesamte Prozesskette von der Wetterprognose bis zur Vermarktung des erzeugten Stroms gezeigt.

Das Special „Wärmenutzungskonzepte" bildet verschiedene Prozessketten zur möglichen Wärmenutzung ab, wie sie im Erneuerbare-Energien-Gesetz für neue Biogasanlagen vorgeschrieben sind. (DLG/VDMA Power Systems)
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