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23.12.2011 | 19:42 | Ethanol-Herstellung 

Ethanolbrennerei kann bis zur Hälfte der Prozessenergie aus der eigenen Schlempe gewinnen

Gülzow-Prüzen - Zwischen 2008 und 2010 entwickelten das Institut für Lebensmittel- und Umweltforschung in Bergholz-Rehbrücke und die Görlitzer Brennerei Bernhard Icking ein Verfahren der Ethanol-Herstellung aus Getreide mit einer wesentlich verbesserten Energiebilanz.

Ethanol
Es gelang, den Faserstoffanteil der Schlempe aus dem eigenen Brennprozess zu Pellets zu verarbeiten. Diese könnten bis zu 48 Prozent des für die Wärme- und Dampferzeugung benötigten Heizöls ersetzen, das die Brennerei Icking bislang an ihrem Standort Seyda zur Ethanolherstellung einsetzen muss.

Das Vorhaben wurde vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) über dessen Projektträger, die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) gefördert.

Die Brennerei Bernhard Icking vermahlt das Getreide nicht in den sonst üblichen Hammermühlen, sondern mit einer hocheffizienten Walzenmühle mit drei Walzenpaaren. Im Projekt fanden die Praktiker und Forscher heraus, dass hohe Anteile grob gemahlener Schrote die Ethanolausbeute nicht verringern.

Der hohe Grobanteil wiederum ist Voraussetzung für die Gewinnung möglichst großer Mengen an gut separierbaren Faserstoffen aus der Schlempe. Als optimales Verfahren dafür stellte sich das Abpressen mittels Schraubenpresse heraus, es war effizienter als die alternativ getesteten Zentrifugen, zumal die Proteine überwiegend in der Dünnschlempe verbleiben und weiterhin als Futtermittel nutzbar sind. Nach anschließender Trocknung mit einem Trommeltrockner erfolgte die Pelletierung mit einer konventionellen Pelletpresse.

Bei Analysen zum Verbrennungsverhalten zeigte sich, dass die Brenn- und Heizwerte der Faserstoffpellets mit denen von Holz- und Getreidestroh-Pellets vergleichbar sind. Die Aschegehalte liegen, wie auch bei Getreidekörnern, um das Drei- bis Sechsfache über denen von Laub- und Nadelholz, betragen jedoch weniger als die Hälfte des Aschegehaltes von Getreidestroh. Ebenfalls deutlich erhöht gegenüber Holzpellets sind die Stickstoff- und Schwefelgehalte.

Schlempepellets können in Biomassefeuerungen ab 100 kW Leistung eingesetzt werden, wenn die Kessel über eine Genehmigung nach 4. BImSchV (Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutz-Gesetzes) verfügen und Emissionsanforderungen der TA Luft (Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft) einhalten.

Die Verfeuerung in Anlagen mit einer Leistung von weniger als 100 kW fällt in den Bereich der novellierten 1. BImSchV und ist derzeit nicht ohne weiteres möglich. Die Anforderungen an pelletierte Biobrennstoffe, die keine Regelbrennstoffe der 1. BImSchV sind, werden zur Zeit für den Einsatz in Kleinfeuerungen präzisiert und voraussichtlich im Jahr 2012 veröffentlicht.

Grundsätzlich bietet die Schlempeverbrennung große Potenziale, die Energiebilanz der Ethanolherstellung deutlich zu verbessern und kann ein weiterer Beitrag zur Treibhausgas-Einsparung sein. (fnr)
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