Damit könnte der Staat den notwendigen Anreiz zum Energiesparen und für umweltfreundliche Technik setzen, sagte Ertl am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur dpa bei der Tagung der Nobelpreisträger in Lindau. «Der Zwang, nach Alternativen zu suchen, ist noch nicht groß genug.» Der in Berlin arbeitende Ertl und auch Chemie- Nobelpreisträger Hartmut Michel (Frankfurt) machten sich zudem für die Sonnenenergie stark.
Biokraftstoffe und Biokraftwerke seien dagegen kein Weg, um die
Energieversorgung der nächsten Generationen zu sichern.
Ertl mahnte an, durch die Forschung entwickelte Lösungen umzusetzen. Dies gelte für die Sonnenenergie ebenso wie für die Automobiltechnik. «Das Drei-Liter-Auto wäre technisch möglich, aber es gibt keinen Markt», sagte er. «Was notwendig wäre, ist, dass das Benzin noch teurer wird.» Ihm sei aber klar, dass die Politiker sich dies nicht trauen könnten. Auch bei der Sonnenenergie geht es Ertl zufolge darum, die Technik am Markt durchzusetzen. Die Einspeisevergütung für Solarstrom sei ein richtiger Schritt. Die Sonne sei der Energielieferant der Zukunft. Bei mit
Biomasse betriebenen Kraftwerken gehe die Rechnung dagegen nicht auf.
Auch Nobelpreisträger Michel sagte der dpa, es sei nicht effizient, die Sonnenstrahlung erst in Pflanzen zu speichern, um über diesen Umweg dann Energie zu gewinnen. Er spricht sich seit längerem entschieden gegen Biokraftstoffe aus. Wirkungsvoller sei es, aus der Sonnenstrahlung Strom zu gewinnen. Der Nobelpreisträger hält es für möglich, den deutschen Bedarf an elektrischer Energie langfristig mit Solarkraftwerken zu decken. Interessant sei die Idee, diese in Afrika zu errichten. Moderne Leitungen könnten die Distanz überbrücken. Allerdings sprachen Michel und Ertl von einer Übergangszeit von 20 Jahren. Darum seien neue konventionelle Kraftwerke kaum vermeidbar.
Michel nannte Kohlekraftwerke ebenso vertretbar wie den Betrieb von Atomkraftwerken. Ertl forderte von der Politik während der Übergangszeit aber deutliche Signale für den Umstieg auf Solartechnik. Erdöl, Erdgas und Kohle seien endlich. «Das heißt, man müsste endlich anfangen», sagte Ertl. Die Frage erneuerbarer Energien steht im Mittelpunkt der bis Freitag dauernden 59. Tagung der Nobelpreisträger. Der 73 Jahre alte Ertl vom Berliner Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) hatte den Nobelpreis 2007 für Grundlagenforschung in der Oberflächenchemie erhalten. Durch sie wurde etwa die Funktion von Autokatalysatoren verständlich. Der 1988 mit dem Nobelpreis geehrte Michel (60) arbeitet am Frankfurter MPG-Institut für Biophysik. (dpa)