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10.11.2012 | 09:41 | Elektrobranche 

Siemens kündigt Sparprogramm an

Berlin - Ein leichter Geruch nach Maschinenöl und Metall hing bei der Bilanzpressekonferenz von Siemens in der Luft.

Siemens
(c) siemens
Vorstandschef Peter Löscher und Finanzvorstand Joe Kaeser präsentierten die Jahreszahlen des Konzerns im Berliner Gasturbinen-Werk - Stunden zuvor hatten Arbeiter am selben Platz noch am Herzstück eines Kraftwerks für Saudi-Arabien gearbeitet. «Wer mit dem Abbau von Arbeitsplätzen prahlt als Manager, muss sich fragen, warum er ihnen nicht genug Arbeit besorgt hat», sagte Kaeser.

Soeben hatten die beiden ein Sparprogramm angekündigt, mit dem Siemens in den nächsten zwei Jahren sechs Milliarden Euro einsparen will - mehr als die kühnsten Analysten zu hoffen gewagt hatten. Entsprechend reagierte die Börse mit einem Kursfeuerwerk. Die Aussicht auf kräftig steigende Profite machte den Gewinneinbruch im kürzlich abgelaufenen Siemens-Geschäftsjahr 2012 schon fast vergessen.

Lange mussten die Journalisten nachbohren, bis die Vorstände bereit waren, auf das heikle Thema Jobabbau etwas näher einzugehen. «Am Ende des Tages hat das natürlich Auswirkungen auf die Stellen. Das ist unzweifelhaft», sagte Löscher. «Aber das ist kein Stellenabbau-Programm.» Auch deshalb sei es zu früh, Zahlen oder betroffene Geschäfte zu nennen. «Wir springen jetzt nicht konfus zu irgendwelchen Maßnahmen eines Arbeitsplatzabbaus.» Erst müsse Siemens wissen, wo das Geschäft nur unter einer vorübergehenden Konjunkturschwäche leide und wo der Markt dauerhaft wegbreche.

Als Beispiel für eine vorübergehende Delle nannte er die Autoindustrie, die Siemens als Käufer von Fabrikausrüstung vor einem Jahr noch einen Boom beschert hatte. «Wir sehen bereits Zurückhaltung in der Automobilindustrie und im Maschinenbau», sagte Löscher. Solche Abschwünge werde Siemens notfalls mit Kurzarbeit abfedern wie 2009. Im Frühjahr seien hier vielleicht Entscheidungen absehbar, sagte Kaeser. Siemens werde keine Fachkräfte wegschicken, «die wir gerade noch händeringend gesucht haben. Das machen wir garantiert nicht!»

Aber wo sich Märkte grundlegend veränderten, da müsse Siemens auch Stellen abbauen, sagte Löscher. Ein Beispiel ist die Fertigung von Getrieben für Windräder, wo Siemens in Nordrhein-Westfalen bereits Stellen streicht. Denn inzwischen geht die Technik zu getriebelosen, verschleißarmen Windrädern. Als anderes Beispiel nannte Löscher europäische Länder, die sich wohl auch in zehn Jahren kaum von der Rezession erholen dürften. Aber zuerst müsse man das prüfen und dann zunächst mit den betroffenen Arbeitnehmern und Betriebsräten reden.

Im Geschäftsjahr 2000/2001 hatte Siemens mit weltweit 484.000 Mitarbeitern noch 87 Milliarden Euro Umsatz gemacht - aber gerade mal 2,1 Milliarden Euro Gewinn erzielt. Heute machte der Konzern mit gerade noch 410.000 Beschäftigten und 78 Milliarden Euro Umsatz doppelt so viel Gewinn, nämlich 4,6 Milliarden Euro. Aber weil die Konkurrenz noch profitabler ist, machen Investoren Druck.

Die Hälfte der Einsparungen von sechs Milliarden Euro will Siemens im Einkauf erzielen. Entwickler und Einkäufer sollen sich enger absprechen und schon bei der Konstruktion schauen, ob man mit anderer Bauweise oder anderem Material nicht billiger wegkommt. Wenn Industriesektor, Medizintechnik und Bahnsparte mehr Bestellungen bündeln, lassen sich vielleicht auch mehr Mengenrabatte erzielen, hofft Siemens. Auch in der Produktion sieht der Vorstand noch enormen Spielraum.

Allein die Standardisierung von Gasturbinen soll 250 Millionen einsparen. Ein Werk wie in Berlin ist jetzt auch in den USA aufgebaut worden. Künftig kann das eine bei Auftragsspitzen für den anderen einspringen oder Teile zuliefern - zum Beispiel, wenn der Export einer Turbine in bestimmte Länder dank US-Hilfen lukrativer ist als aus Berlin.

Die IG Metall wartet erst einmal ab. «Es ist ein gutes Zeichen, dass Löscher nicht sagt, ich baue 5.000 Stellen ab, sondern dass er sich erst mal die Strukturen anschaut», sagte der bayerische IG-Metall-Vorsitzende Jürgen Wechsler.

Auch die Gewerkschaft habe nichts dagegen, dass Siemens effizienter und schneller werde. «Wenn er die Beschäftigten mitnimmt. Aber wir stehen als IG Metall Gewehr bei Fuß, falls jemand bei Siemens verrückt spielt», warnte Wechsler. Aber er demonstrierte Gelassenheit. Die meisten der 130.000 Siemens-Beschäftigten in Deutschland sind durch eine Betriebsvereinbarung vor Kündigungen weitgehend geschützt. (dpa)
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