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11.02.2012 | 16:21 | Ökostrom 

Tschechien hadert mit Ökostrom-Welle aus Deutschland

Berlin - Tschechien sieht Stromsperren gegen den vermehrt in sein Netz strömenden Ökostrom aus Deutschland nur als letztes Mittel.

Ökostrom
(c) butch - fotolia.com
«Das wäre aus unserer Sicht eine Lösung, die nicht dem europäischen Gedanken entspricht», sagte Ministerpräsident Petr Necas am Freitag in Berlin am Rande einer Tagung des CDU-Wirtschaftsrats. «Wir haben uns stattdessen für einen Netzausbau entschieden.» Dafür sollten in den nächsten Jahren zwei Milliarden Euro investiert werden.

Das tschechische Netz sei meist nur für eine Leistung von 1.000 Megawatt konzipiert, sagte Necas. Wegen des Windstroms aus Deutschland würde aber teilweise das Dreifache in das Netz strömen.

«Das tschechische Übertragungsnetz wird durch diese Überflüsse von einem Blackout bedroht.» Tschechien könne aber nicht auf Dauer mit seinen Netzen Deutschlands Probleme lösen. Dort fehlten vor allem Nord-Süd-Übertragungsnetze, daher nehme der Windstrom aus dem Norden und Osten oft den Umweg über Tschechien.

Mit sogenannten Phasenschiebern könnte der Zufluss deutschen Stroms stark begrenzt werden. Das würde dazu führen, dass Wind- und Solarparks in Deutschland häufiger zwangsweise abgeschaltet werden müssten.

EU-Energiekommissar Günther Oettinger (CDU) betonte, der Strom fließe rein physikalisch dorthin, wo gerade Platz sei. «Das ist ähnlich wie beim Hochwasser.» Der Strom suche sich «ungefragt» den Weg über die Nachbarländer und im Süden zurück nach Bayern. Er betonte, nur mit einer stärkeren europäischen Kooperation, etwa beim Netzausbau, könne die Energiewende gelingen.

Mit Blick auf den massiven Strombedarf in Frankreich, das derzeit etwa doppelt so viel Strom wie Deutschland verbraucht und trotz 58 Atomkraftwerken auch auf deutsche Stromimporte angewiesen ist, sagte Oettinger, Frankreich produziere in acht Monaten des Jahres mehr Strom, als es verbrauche.

Die jetzige Situation sei angesichts sehr kalten Wetters der hohen Zahl an Stromheizungen geschuldet. Mit einem «flexibleren paneuropäischen Netz» werde es einfacher, den Strom dahin zu bringen, wo er gerade besonders dringend notwendig sei.

Kurt J. Lauk, Präsident des Wirtschaftsrats, betonte: «Das gigantische industriegesellschaftliche Projekt der Energiewende schaffen wir nicht allein, nur gemeinsam in Europa kann es gelingen».

Man könne nicht in der Eurokrise mehr Europa fordern «und in der Energiepolitik nationale Alleingänge machen». Er forderte von der Bundesregierung dringend eine bessere Koordinierung - nicht nur mit den europäischen Partnern.

«Statt eines Masterplans für uns Land erleben wir eine Zersplitterung wie zur Zeit der Fürstentümer des 19. Jahrhunderts», kritisierte Lauk. «Jedes Bundesland und jedes Dorf versucht sich an seinem eigenem Energiefahrplan.» (dpa)
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