Besonders die Bereiche Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Netzausbau seien für die deutsche Wirtschaft interessant, sagte Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) am Freitag bei der Eröffnung des deutsch-türkischen Energieforums in Ankara. Die deutsche Wirtschaft treffe in der Türkei auf «große Offenheit».
Das Forum, das Rösler zusammen mit dem türkischen Energieminister Taner Yildiz eröffnete, ist eine Art Energiemesse. Hier seien bei dem Besuch Netzwerke geknüpft und Geschäfte angebahnt worden, sagte Rösler. Während des Besuchs wurde eine Zusammenarbeit zum Bau eines Kohlekraftwerkes der türkischen Anadolu Gruppe mit der in Duisburg ansässigen Hitachi Power Europe vereinbart. Das Investitionsvolumen liegt bei zwei Milliarden US-Dollar.
Rösler, der am Freitag eine dreitägige Türkeireise beendete, machte deutlich, dass der türkische Energiemarkt weiter liberalisiert werden müsse. Aus Delegationskreisen war zudem zu hören, dass sich türkische Banken bei der Kreditvergabe für Gemeinschaftprojekte künftig flexibler zeigen müssten.
Die türkische Wirtschaft wächst in einem Ausmaß, dass die
Energieversorgung nicht mehr hinterherzukommen droht. Die Regierung in Ankara geht in den nächsten zehn bis zwölf Jahren von einem Investitionsbedarf um die 100 Milliarden Euro aus. Es gehe bei dem Ausbau der Energieversorgung darum, die Abhängigkeit vom Ausland abzubauen, heißt es.
Derzeit wird der Primärenergiebedarf zu gut 70 Prozent aus dem Ausland abgedeckt, vor allem mit Öl und Gas aus Russland und aus dem Iran. Heimische Primärenergiequelle ist vor allem Braunkohle.
Die Türkei will nun in den nächsten zehn Jahren massiv in nationale Energiequellen und in den Netzausbau investieren. Dazu sollen die Kraftwerkskapazitäten bei Gas und Kohle ausgebaut sowie das heimische Wasserkraftpotenzial genutzt werden.
Zudem will die Türkei die reichlich vorhandene Sonnen- und
Windenergie besser nutzen sowie die Energie durch Gebäudedämmung effizienter einsetzen. Gerade in diesen Bereichen besteht ein hoher Investitionsbedarf, bei dem die deutsche Industrie große Chancen sieht. Mehr oder weniger sind alle großen Energiekonzerne in der Türkei am Start, von Siemens über
RWE und
EnBW bis zu Evonik-Steag.
Das erdbebengefährdete Land plant zudem drei Atomkraftwerke. Eines ist bereits mit den Russen in Akkuyu (südliche Mittelmeerregion) vereinbart. Weitere sollen in Sinop (Schwarzes Meer) und in Tekirdag im europäischen Teil der Türkei entstehen. Hier ist man mit Südkorea beziehungsweise mit China in Verhandlungen. Zehn Prozent der Primärenergie sollen künftig so abgedeckt werden. (dpa)