Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
03.11.2023 | 07:33 | Untätigkeitsklagen gegen Behörden 

Windkraftunternehmen gehen gegen Behörden vor

Berlin/Greifswald - Mehrere deutsche Gerichte befassen sich mit Klagen wegen verschleppter Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen.

Genehmigungsverfahren bei Windkraftanlagen
Bild vergrößern
Wenn Behörden aus Sicht von Antragsstellern über Gebühr trödeln, können sie verklagt werden, etwa von Windkraftunternehmen. Vielerorts in Deutschland handelt es sich um Einzelfälle. Ein Land sticht hervor. (c) proplanta
Laut einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur waren in den Bundesländern zuletzt insgesamt mindestens rund 30 solcher Untätigkeitsklagen von Windkraftunternehmen gegen Behörden anhängig. In den meisten Bundesländern handelt es sich demnach allerdings um Ausnahmen. In einigen gab es zum Stichtag 1. Oktober gar keine entsprechenden Klagen. Dagegen sticht Mecklenburg-Vorpommern mit 19 Fällen deutlich hervor.

In den Verfahren geht es teils um seit Jahren nicht entschiedene Anträge von Windkraftunternehmen. Die Wirkung von Untätigkeitsklagen schätzt die Branche nach Angaben des Bundesverbands Windenergie (BWE) teils eher als gering ein. «Gerichtsverfahren dauern immer noch relativ lange, so dass Untätigkeitsklagen nicht unbedingt zu einer schnelleren Genehmigung führen», teilte der Verband auf Anfrage mit.

Zudem fehlten nachhaltige Folgen für Untätigkeit in Behörden, etwa ein pauschaler Schadenersatz für Verzögerungen. Für schnellere gerichtliche Verfahren brachte der BWE mehr Personal an den Gerichten ins Spiel. Laut der dpa-Umfrage mit Rückmeldungen aus fast allen Bundesländern lagen bei den zuständigen Gerichten etwa in Bayern, Hamburg, dem Saarland oder Sachsen zuletzt keine entsprechenden Klagen vor. In Berlin und Brandenburg waren es laut gemeinsamen Oberverwaltungsgericht insgesamt weniger als fünf, in Schleswig-Holstein drei und in Niedersachsen zwei.

Nach Zahlen des Bund-Länder-Kooperationsausschusses dauerten Genehmigungsverfahren 2022 ab Vollständigkeit der Unterlagen in Deutschland durchschnittlich neun Monate. Der Median - ein Mittelwert, bei dem anders als beim Durchschnitt einzelne Extremwerte keinen besonderen Einfluss haben - liegt bei 6,4 Monaten. In Mecklenburg-Vorpommern lag der Durchschnitt demnach bei fast 16 Monaten. Langsamer war von den Ländern mit entsprechenden Daten nur Thüringen (16,3). Die langwierigen Verfahren erhöhten die Wahrscheinlichkeit für Untätigkeitsklagen, so der BWE.

Behörden haben laut Gesetz nach Eingang der vollständigen Antragsunterlagen sieben Monate und in vereinfachten Verfahren drei Monate für eine Entscheidung. Sie können die Frist um jeweils drei Monate verlängern etwa bei Schwierigkeiten, müssen dies aber begründen. Der BWE kritisierte, dass eine Vollständigkeitsbestätigung oftmals ausbleibe oder durch die Nachforderung immer neuer Unterlagen hinausgezögert werde. Der Verband forderte die Begrenzung auf eine einmalige Nachforderung und auch Fristen für die Vollständigkeitsbestätigung.

Langwierige Verhandlungen vor dem Oberverwaltungsgericht Mecklenburg-Vorpommern sind in diesem Jahr bereits mehrfach zugunsten von Windkraftplanern ausgegangen. Dabei sprach der Vorsitzende Richter unter anderem von einem «Ping-Pong-Spiel» in der Verwaltung und betonte das öffentliche Interesse des Windenergie-Ausbaus. Strittige Themen bei den Verfahren waren etwa der Denkmal- oder Arten- beziehungsweise Vogelschutz. In anderen Bundesländern spielen diese Themen laut Umfrage ebenfalls eine Rolle. Eine Anfrage an das Schweriner Umweltministerium bezüglich der zahlreichen Klagen im Nordosten blieb zuletzt unbeantwortet.
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Windrad-Genehmigungen dauern in MV am längsten

 EU-Parlament billigt stärkere Förderung von klimaneutraler Technologie

 EU-Ziel für Offshore-Windenergie noch in weiter Ferne

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Anwohner neuer Windräder sollen finanziell profitieren

  Kommentierte Artikel

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte