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08.07.2009 | 09:31 | Windenergie  

Wirtschaftsminister Ernst Pfister spricht beim ersten Branchentag Windenergie in Baden-Württemberg in Stuttgart

Stuttgart - Die noch junge Windbranche in Baden-Württemberg kann in den nächsten Jahren von erheblichen Umsatzsteigerungen ausgehen“, betonte Wirtschaftsminister Ernst Pfister auf dem ersten Branchentag der Windenergie am 7. Juli 2009 im Stuttgarter Haus der Wirtschaft.

Windräder im Abendlicht
(c) proplanta
Der Branchentag der Windenergie - das erste Netzwerktreffen der baden-württembergischen Windbranche und ihrer Zulieferer - wurde vom Bundesverband WindEnergie e.V. und der Agentur für Erneuerbare Energien veranstaltet und dient dem Erfahrungs- und Meinungsaustausch mit Politik und Verwaltung.

Wie Pfister ausführte, verfüge Baden-Württemberg insbesondere in den Höhenlagen des Schwarzwalds und der Schwäbischen Alb über hervorragende Standorte für Windkraftanlagen, deren Windenergieertrag an küstennahe Standorte heran reiche. „Die Windkraftnutzung kann und muss im Land weiter ausgebaut werden. Sie ist die technisch am schnellsten und nach der Wasserkraft am kostengünstigsten zu erschließende erneuerbare Energiequelle im Stromsektor. Die Landesregierung bekennt sich deshalb im Energiekonzept 2020 ausdrücklich zum Ausbau der Windkraftnutzung. Das Konzept enthält das Ziel, bis 2020 mindestens 20 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien zu erzeugen. Ziel ist eine jährliche Windstromerzeugung von 1,2 Terawattstunden im Jahr 2020 beziehungsweise ein Anteil der Windkraft an der Bruttostromerzeugung von 1,6 Prozent.“

Ende 2008 waren im Land 344 Windkraftanlagen mit einer elektrischen Nennleistung von 422 Megawatt in Betrieb mit einen Jahresstromertrag von etwa 0,6 Terawattstunden. Dies entspricht einem Anteil der Windenergie an der Bruttostromerzeugung in Baden-Württemberg von etwa 0,8 Prozent. Um das Ziel von 1,2 Terawattstunden bis zum Jahr 2020 zu erreichen, ist ein Zubau von rund 170 Anlagen mit 370 Megawatt erforderlich.

Der Minister betonte, dass er die Rahmenbedingungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes ausdrücklich unterstütze, eine zusätzliche Landesförderung aber für nicht erforderlich halte. „In der Praxis scheitern Projekte nicht an der Finanzierung, sondern an der Verfügbarkeit guter Standorte. Es ist deshalb wichtiger, dafür zu sorgen, dass gute Standorte als Vorranggebiete in ausreichender Zahl verfügbar sind“, so Ernst Pfister. Zwar hätten fast alle Regionalverbände inzwischen ihre Planungen für Vorranggebiete für Windkraftanlagen abgeschlossen. Eine Umfrage des Wirtschaftsministeriums habe jedoch gezeigt, dass die Nutzung eines Teils dieser Gebiete auf Schwierigkeiten stoße. Einer der Gründe sei die anscheinend geringe Bereitschaft mancher Standortgemeinden, eigenen Grundbesitz an Investoren zu verpachten.

Pfister kündigte deshalb an, bei den Bürgermeistern und den kommunalen Mandatsträgern für eine stärkere Nutzung der Windkraft als erneuerbare und umweltfreundliche Energie zu werben. In diesem Zusammenhang werde er auch auf die Mitglieder der Verbandsversammlungen der Regionalverbände zugehen mit dem Ziel, „die Planung weiterer Vorranggebiete anzustoßen“.

Zum Thema „Repowering“, also dem Ersatz alter Anlagen durch heute erheblich leistungsfähigere am selben Standort, sagte Pfister, eine Studie habe gezeigt, dass Repowering in Baden-Württemberg derzeit noch kein Thema sei: „Fast alle bestehenden Anlagen haben ihre aus betriebswirtschaftlichen Gründen notwendige Mindestbetriebsdauer von circa 15 Jahren noch lange nicht erreicht“, begründete der Minister. „Wenn sich dies in einigen Jahren ändert, sollten nach meiner Überzeugung überall dort, wo es sinnvoll ist, pragmatische Lösungen gesucht werden. Allerdings gibt es bei einem Teil der Altanlagen auch gute Gründe, sie später nicht mehr durch neue zu ersetzen.“

Pfister warnte davor, den notwendigen Ausbau der Windkraft durch das Schüren von ungerechtfertigten Ängsten zu behindern. „Niemand muss eine „Verspargelung“ Baden-Württembergs befürchten. Von den Kritikern der Windkraftnutzung wünsche ich mir, dass sie die ökonomische und die ökologische Bedeutung der Windkraftnutzung auch als Chance für den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg sehen.“ In diesem Zusammenhang wies der Minister auf die bemerkenswerte wirtschaftliche Bedeutung der Windkraftbranche im Land hin: „Bei genauer Betrachtung der Wertschöpfungskette im Bereich Windenergie in Baden-Württemberg fällt auf, dass über die Hälfte der Unternehmen der Windbranche im Land dem Zulieferbereich zuzuordnen ist.“ Insgesamt seien allein in der ersten Ebene der Wertschöpfungskette im Bereich Windenergie derzeit rund 110 Unternehmen in Baden-Württemberg aktiv. Bei der Einbeziehung von Unternehmen auf tieferen Wertschöpfungsstufen wie beispielsweise den Herstellern von Einzelteilen seien es 250 Unternehmen.


Zusatzinformation:

Die noch junge Windbranche in Baden-Württemberg hat 2008 bereits einen Umsatz von rund 580 Millionen Euro erwirtschaftet. Insgesamt waren rund 4.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesem Tätigkeitsfeld beschäftigt. Die Studie „Windenergie aus und in Baden-Württemberg“ der trendresearch GmbH geht davon aus, dass sich der Umsatz bis 2020 auf mehr als zwei Milliarden Euro pro Jahr und die Zahl der Beschäftigten auf rund 20.000 steigern wird. Es wird zudem davon ausgegangen, dass die jährlichen Investitionen von derzeit rund 32 Millionen Euro bis 2020 auf etwa 150 Millionen Euro steigen werden. Voraussetzung dafür ist, dass die Windbranche in Baden-Württemberg ihre derzeitige Position bei anhaltendem Wachstum des Weltmarktes halten und ausbauen kann. (PD)
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