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06.05.2009 | 09:17 | WHO-Bericht 

Schweinegrippe bei jungen Menschen - neunter Fall in Deutschland

Berlin/Stockholm - Die sich ausbreitende Schweinegrippe erfasst vor allem Menschen im Alter von Mitte 20. Das berichtete die Weltgesundheitsorganisation WHO am Dienstag in Genf.

WHO-Bericht
(c) WHO
Die vermehrte Infektion dieser Altersgruppe sei ungewöhnlich, denn bisher seien bei Grippewellen zumeist ganz junge und alte Menschen betroffen gewesen. Nach Daten des EU-Seuchenkontrollzentrums ECDC stieg die weltweite Zahl der nachgewiesenen Fälle innerhalb eines Tages um mehr als 200 auf 1.269. Insgesamt seien jetzt 21 Länder betroffen, 11 davon in Europa. In Deutschland bestätigte das Robert Koch-Institut (RKI) den neunten Schweinegrippefall. Der 48-jährige Mann aus Sachsen-Anhalt sei ebenfalls ein Mexiko-Rückkehrer.

Einer der Gründe für die häufige Infektion junger Menschen könnte darin liegen, dass die bisherigen Infektionen durch Reisen ausgelöst worden seien, sagte der amtierende WHO-Direktor für Gesundheitssicherheit und Umwelt, Keiji Fukuda. «Junge Menschen reisen mehr.» Es könnte aber auch sein, dass ältere Menschen durch frühere Infektionen bereits eine stärkere Abwehr haben. Insgesamt löse das neue Virus in der Regeln nur leichte Infektionen aus mit Kopfschmerzen, Fieber und Husten. Untersucht werde aber, wo die Gründe für den Tod von bisher 30 Menschen, darunter 29 in Mexiko, lägen. Bisher fehlten der WHO Informationen über deren Alter.

Der Verlauf der Krankheit bei dem neuen deutschen Patienten sei so leicht, dass er gar nicht erst ins Krankenhaus müsse, sondern zu Hause isoliert werde, sagte RKI-Präsident Jörg Hacker. Er sieht für Deutschland «eine gewisse Stabilisierung der Lage», aber noch keinen Grund zur Entwarnung. Die Viren seien leicht übertragbar und veränderten ständig ihr Erbgut. Daher habe die Schweinegrippe auch weiter Potenzial, sich auszubreiten.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) begann mit der Verteilung von 2,4 Millionen Dosierungen von Antigrippemitteln an 72 bedürftige Länder, darunter auch Mexiko. Das nordamerikanische Land ist weiterhin mit Abstand am schwersten von dem neuen H1N1-Grippevirus betroffen, nach jüngsten offiziellen Angaben wurden 802 Menschen infiziert, 26 davon starben. Dennoch sehen die Gesundheitsbehörden eine abflauende Gefahr durch die Grippe-Epidemie.

Die mexikanische Regierung ordnete die schrittweise Öffnung der Schulen an. Wie Präsident Felipe Calderón am Montag (Ortszeit) mitteilte, sollen Schulen und Universitäten in den kommenden Tagen nach und nach den Betrieb wieder aufnehmen. Auch dürfen von diesem Mittwoch an die Restaurants unter Auflagen wieder zum normalen Betrieb zurückkehren.

Unterdessen ist am Dienstag ein mexikanisches Flugzeug in China eingetroffen, um rund 70 unter Quarantäne gestellte Mexikaner aus verschiedenen chinesischen Städten nach Hause zu fliegen. Die Stadtregierung von Hongkong entschuldigte sich bei den rund 200 Gästen und 100 Angestellten eines Hotels, das komplett unter Quarantäne steht, für die drastische Maßnahme. Hongkongs Verwaltungschef Donald Tsang beharrte jedoch auf der einwöchigen Isolierung. Bei einem Mexikaner, der in dem Hotel übernachtet hatte, war das neue H1N1-Virus nachgewiesen worden.

Wegen der Schweinegrippe droht ein Handelskonflikt zwischen Russland und der Europäischen Union. Russland blockiere die Einfuhr lebender Schweine und von Schweinefleisch-Produkten aus Spanien, teilte die EU-Kommission in Brüssel mit. Die Kommission habe wegen dieser «aus wissenschaftlicher Sicht ungerechtfertigten Maßnahme» ein Schreiben an die russischen Behörden gerichtet. Russland nimmt bislang etwa fünf Prozent des spanischen Exports von Schweinefleisch ab. Spanien ist mit mehr als 50 Schweinegrippefällen das am stärksten betroffene Land in Europa.

Nach Auskunft des ECDC werden in Europa alle Krankheitsverläufe bisher als mild eingestuft. ECDC-Sprecher Angus Nicoll warnte jedoch vor voreiligen Schlüssen: «Pandemien sind äußerst schlüpfrige Kreaturen, und sie können sich vor aller Augen verändern.» Er verwies auf die Spanische Grippe 1918 und 1919, die erst in der zweiten und dritten Welle zu zahlreichen Todesfällen geführt habe. (dpa)
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