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29.09.2010 | 19:31 | Klimawandel 

Was der Klimawandel mit dem Heuschnupfen zu tun hat

Berlin - Viele Menschen können dem Klimawandel auch gute Seiten abgewinnen. Zum Beispiel, dass die Herbstmonate wärmer werden.

Klimawandel
(c) proplanta
Für Allergiker hat das allerdings fatale Folgen. «Die Verbreitung und die Zusammensetzung der Pollen zeigen Veränderungen, bedingt durch wärmere Winter- und Herbstmonate», sagte Professor Karl-Christian Bergmann vom Allergiezentrum des Berliner Universitätsklinikums Charité. «Eine Folge ist, dass die "Saison" für die Heuschnupfenpatienten früher beginnt und später endet.»

«Zum Teil schon Mitte Dezember geht es los mit den Haselnusspollen. Und dadurch, dass Kräuterpollen wie Beifuß oder Ambrosia länger fliegen, hört die Saison für einige erst Ende Oktober, Anfang November auf», sagte Bergmann der Nachrichtenagentur dpa. «Das gab es früher so nicht: Ende Januar, Anfang Februar ging es los und Anfang Oktober war Schluss.»

Bergmann ist auch Vorsitzender des Vereins «Deutscher Lungentag». Die bundesweite, dezentrale Veranstaltung rückt in diesem Jahr den Heuschnupfen in den Mittelpunkt. Motto: «Neues von der Klimabörse - Hochkonjunktur für Allergien». In rund 200 Praxen und Kliniken gibt es am 2. Oktober Lungentests, Sauerstoffmessungen, Vorträge und Informationen. «Meist kommen 50.000 bis 65.000 Besucher.»

Nach Bergmanns Angaben steigt auch die Zahl der Pollen- Asthmatiker. «Die Pollen wirken zusammen mit anderen Stoffen, die mit in der Luft sind. Pollen können sich etwa mit Rußpartikeln vom Dieselmotor zusammentun. Wenn diese Kombination eingeatmet wird, hat sie eine wesentlich stärkere Wirkung für die Allergie, als wenn ich die Stoffe getrennt einatme.»

Zudem gebe es Pollen neuer Pflanzen in Deutschland, zum Beispiel der Ambrosia-Pflanze aus Amerika. Dazu kommt das Glaskraut aus Italien. «Und Olivenpollen, weil immer mehr Olivenbäume hier angebaut werden, etwa in Holland. Es kann auch sein, dass Pollen aggressiver, allergener geworden sind. Da wissen wir noch längst nicht alles», räumte Bergman ein.

Neu ist auch, dass häufiger Menschen im Seniorenalter erstmals Heuschnupfen bekommen. «Vor Jahrzehnten bekamen die meisten als Kind oder Jugendlicher diese Allergie. Heute kommen 70-Jährige zu uns in die Charité und wir stellen einen ganz frischen Heuschnupfen fest», wunderte sich der Allergie-Experte. «Das ist neu und ungewöhnlich.»

«Neu beim Heuschnupfen ist auch, dass viele Patienten zugleich einige Kern- und Steinobstsorten oder Gemüse nicht mehr vertragen.» Zum Beispiel könnten einige Menschen, die gegen Birkenpollen allergisch seien, auf einmal keinen Apfel mehr essen, berichtete Bergmann. «Bei ihnen schwillt die Zunge an, die Mundschleimhaut brennt, ein starker Juckreiz ist da. Diese Unverträglichkeit hat mittlerweile jeder zweite Heuschnupfenpatient in Deutschland.» Es sei aber unklar, ob diese sogenannte «Kreuzreaktivität» etwas mit dem Klimawandel zu tun habe.

«Die langfristig beste Lösung ist heute die Immuntherapie, entweder als Spritze oder als Tablette oder als Tropfen», sagte Bergmann. «Das aber nur, wenn man es früh, am besten in den ersten fünf Jahren nach dem Auftreten der Krankheit macht.» Nach 20 Jahren sei die Krankheit kaum noch zu verändern. «Leichtere Fälle sind mit Medikamenten gut zu behandeln, die man nur bei Bedarf nimmt, die Antihistaminika.» (dpa)
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