Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
23.09.2010 | 04:47 | Gentechnik  

USA: Konflikte um Zulassung von gentechnisch veränderten Lachsen

Aachen - Die mögliche Zulassung gentechnisch veränderter Lachse hat in den USA zu heftigen Auseinandersetzungen geführt.

Lachse
(c) Bill Perry - Fotolia.com
Ein von der Lebensmittelbehörde FDA anberaumtes Hearing fand ein breites Medienecho. Es endete mit der Empfehlung der Fachexperten, zunächst weitere Untersuchungen durchzuführen. Die Lachse wären die ersten gentechnisch veränderten Tiere, die für den menschlichen Verzehr freigegeben sind.

Die gv-Lachse (Markenname Aquantage) seien genau so sicher wie andere Lachse, so das Ergebnis der kürzlich abgeschlossenen Sicherheitsbewertung der FDA (Food and Drug Administration). Die daraus hergestellten Lebensmittel unterschieden sich in ihrer stofflichen Zusammensetzung nicht von konventionellen Lachsprodukten. Auch eine mögliche Gefährdung wildlebender Lachse sei zu vernachlässigen, da die gv-Lachse ausschließlich in Fischzuchtanlagen weit von den Küsten entfernt gehalten würden. Selbst wenn gv-Lachse in freie Gewässer entkämen, seien sie dort nicht fortpflanzungsfähig, da nur sterile weibliche Fische verwendet würden.

Um auch die Meinung externer Fachleute zu den Ergebnissen ihrer Sicherheitsbewertung zu hören, setzte die FDA ein öffentliches Hearing mit dem zuständigen wissenschaftlichen Beratungskomitee der Behörde an, das am 19. und 21. September in Washington stattfand.

Am Ende der zweitägigen Erörterung sagte der Vorsitzende des Komitees, die Mehrheit der Experten gehe zwar davon aus, dass die gv-Lachse sicher seien. Dennoch gebe es Bedenken, da bei einigen Studien die Datenbasis zu gering gewesen sei. Weitere Untersuchungen seien erforderlich. Besonders die Vertreter der Verbraucherorganisationen hatten darauf hingewiesen, dass die gv-Lachse nicht ausreichend auf mögliche Allergierisiken geprüft worden seien.

Zwar hat das Votum des Komitees nur empfehlenden Charakter, dennoch ist nach Einschätzung der meisten Beobachter nun nicht mehr mit einer raschen Zulassung durch die FDA zu rechnen.

Ein weiterer Streitpunkt ist die Kennzeichnung der Lachsprodukte, sollten gv-Lachse eine Marktzulassung erhalten. Auch dazu hat die FDA zu einer weiteren öffentlichen Anhörung eingeladen. In einer Stellungnahme führt die FDA aus, dass ein verfahrensbezogener Hinweis auf die Gentechnik mit den geltenden US-amerikanischen Rechtsvorschriften grundsätzlich nicht zu vereinbaren sei.

Anders als in Europa orientiert sich die Kennzeichnung in den USA strikt an der materiellen Zusammensetzung eines Lebensmittels, unabhängig vom Verfahren, das dabei angewandt wurde. Bisher haben gentechnische Veränderungen bei Pflanzen in den meisten Fällen die daraus hergestellten Lebensmittel in ihrer materiellen Zusammensetzung nicht geändert. Eine besondere Kennzeichnung ist daher in den USA nicht vorgeschrieben. Das gelte auch für den Aquantage-Lachs, so die FDA.

Aquabounty, das Unternehmen, das den gv-Lachs auf den Markt bringen will, lehnt eine freiwillige Kennzeichnung der daraus erzeugten Produkte ab. "Ein solches Label ist eine Irreführung der Verbraucher", so Aquabounty-Präsident Ron Stotish, "da es Unterschiede suggeriert, die tatsächlich nicht bestehen."

Bereits 1995 hatte AquaBounty die Zulassung eingereicht. Durch zwei neu eingeführte Gene aus anderen Fischarten wird in den Lachsen das Wachstumshormon nicht nur bei wärmeren Wassertemperaturen, sondern ganzjährig produziert. Die Folge: Sie wachsen doppelt so schnell wie herkömmliche Artgenossen und können deswegen auch früher verwertet werden.

Erst als vor zwei Jahren in den USA Rechtsvorschriften für Lebensmittel aus gv-Tieren in Kraft traten, nahm die FDA das Zulassungsverfahren wieder auf. (TransGen)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 „Ohne GenTechnik“-Siegel - Rekordumsatz zum Jubiläum

 Gentechnikregeln: EU-Staaten ringen weiter um Lockerung

 Heimische Ernte GVO-frei

 Europäisches Parlament für weniger strenge Gentechnikregeln in der EU

 Stark-Watzinger befürwortet Deregulierung bei Genpflanzen

  Kommentierte Artikel

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein