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09.02.2010 | 06:36 | Gentechnik 
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Verwirrung um Gen-Mais

Hamburg - Bei den Anmeldungen zum Anbau von Gen-Pflanzen in Deutschland herrscht in diesem Jahr Durcheinander: Obwohl der Anbau verboten ist und EU-Zulassungen fehlen, dürfen Landwirte unter Vorbehalt den Anbau von Gen-Kartoffeln und Gen-Mais anmelden.

Maiskörner
(c) proplanta
Zudem sind die Angaben teilweise falsch. Greenpeace hat die Anmeldungen im Standortregister des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Braunschweig geprüft. Greenpeace veröffentlicht heute eine interaktive Karte unter www.greenpeace.de/gen-anbaukarte, auf der die angemeldeten Flächen mit Google-Maps bis auf das Flurstück genau dargestellt werden.


"Der schlampige Umgang der Behörden mit den Anmeldungen macht das wichtige Standortregister fast unbrauchbar", sagt Stephanie Töwe, Gentechnikexpertin von Greenpeace. "Für alle Landwirte und Imker, die gentechnikfrei produzieren, ist die mangelnde Kontrolle eine Katastrophe. Sie wissen nicht, ob auf Nachbarfeldern Gen-Pflanzen wachsen werden und ob sie Vorkehrungen treffen müssen. Die große Mehrheit der Bevölkerung lehnt Gentechnik auf dem Acker ab. Dann müssen die Behörden auch zuverlässig dafür sorgen, dass alles mit rechten Dingen zugeht."

Derzeit sind wegen des Anbauverbots und der ausstehenden Zulassungen nur 1.001 Hektar für den Gen-Mais und erstmals für die Gen-Kartoffel 20 Hektar im Standortregister eingetragen (Stand 5.2.2010). Das sind rund 2.650 Hektar weniger als im Vorjahr. Greenpeace hat die Daten aus Bayern, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommen analysiert. Von 24 angemeldeten Flächen in diesen drei Bundesländern sind 6 falsch eingetragen. Die Angaben können nicht stimmen, weil es entsprechende Flächen in den Gemeinden entweder gar nicht gibt oder diese völlig andere Größen aufweisen. Somit erfüllt das Standortregister nicht seine Aufgabe, für Transparenz beim Anbau der Risiko-Pflanzen zu sorgen. Greenpeace fordert von Landwirtschaftministerin Ilse Aigner (CSU), diese verwirrenden Anmeldungen sofort zu unterbinden und für Klarheit zu sorgen.

Greenpeace entdeckte fehlerhafte Anmeldungen in Brandenburg und im Landkreis Kitzingen/Bayern. Eines der Felder ist laut Anmeldung sechsmal größer als es möglich sein kann. Besonders heikel: Die falschen Angaben betreffen fränkische Landwirte, von denen einige auch dieses Jahr Schadensersatz vom BVL fordern wollen, wenn ein weiteres Verbot sie daran hindert, den Gen-Mais Mon810 anzubauen. Ministerin Aigner stoppte dessen Anbau im April 2009 wegen Zweifel an seiner Sicherheit.

"Aigner muss am Verbot für Mon810 festhalten. Sie muss auch im Falle einer EU-Zulassung der Gen-Kartoffel deren Anbau in Deutschland stoppen", erklärt Töwe. Eine von Greenpeace im Januar in Auftrag gegebene Emnid-Umfrage zeigt, dass 79 Prozent der Deutschen das Verbot für Mon810 erhalten wollen. 77 Prozent sind zudem gegen den Anbau der Gen-Kartoffel Amflora. (greenpeace)
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Kommentare 
Opa Kolja schrieb am 09.02.2010 08:55 Uhrzustimmen(40) widersprechen(69)
Es ist schon schlimm ,wie sich einige Landwirte von Monsanto und Co für deren Interessen einspannen lassen.Dies sieht auch die große Mehrheit der Kollegen und Bewohner/Verbraucher, nicht nur im Frankenland so. Der Ossi-Monsanto-Landwirt Pieprek im Oderbruch ist da ein schlechtes Vorbild. Die GVO-Saatgutmultis lachen sich doch insgeheim ins Fäustchen. Bei allem Verständnis für die miese Situation unserer Landwirte,die Agro-Industrie vertritt letztendlich nur ihre Interessen,nicht die der durch Knebelverträge in Abhängigkeit gebrachten Landwirte. Die wundersame Flächenvermehrung,diesmal im Fränkischen,soll den weltweiten Siegeszug der Agro-Gentechnik suggerieren.So wird seit Jahren für die GVO-Statistik,die Anmeldefläche einfach durchgerechnet,obwohl nachweislich mindestens die Hälfte dann nicht angebaut wird. "Der Zweck heiligt die Mittel".
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