Das Konzept, das auf den kapitalintensiven Einsatz von Industrieprodukten und von patentgesichertem Gentechniksaatgut setzt, spiegelt die Interessen der Agrarindustrie - nicht aber ein echtes Interesse an der Lösung der drängenden, weltweiten Probleme von Landwirtschaft und Ernährung. Dies wird unterstrichen durch das Fehlen von Vertretern von Entwicklungshilfe und Umweltkompetenz im Bio-Ökonomierat." So bewertet Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstandsvorsitzender des
BÖLW, das erste Gutachten des Bioökonomierates, das gestern vorgelegt wurde.
Die Ausgangsthese des Rates, dass ein „Mehr durch weniger" nur durch technologischen Fortschritt zu erreichen sei, greife zu kurz, so Löwenstein. „Natürlich braucht es diese Fortschritte - aber sie können nur einen kleinen Beitrag leisten. Faktoren wie der gerechte Zugang zu Land, Infrastrukturausbau, die Unabhängigkeit der Bauern von kapitalintensiven Produktionsmitteln spielen aber die entscheidende Rolle", sagt Löwenstein zum Stand des Wissens. „Hierfür braucht es ebenso ökologische Landbaukonzepte wie einen fairen Umgang der Industrienationen mit den Ländern des Südens."
Löwenstein fordert deshalb, dass sich Forschungsanstrengungen auf die Etablierung und Verbesserung solcher Systeme konzentrieren müsse. Löwenstein kritisierte insbesondere die Fokussierung des Bioökonomierats auf die Agro-Gentechnik als „Technologie mit hohem Lösungspotenzial": „Von der Agro-Gentechnik geht derzeit keinerlei Beitrag zur Sicherung der
Welternährung aus - stattdessen schafft sie eine Vielzahl von Problemen und Risiken und erhöht die Abhängigkeit der Bauern von den Konzernen, die Inhaber der Patente sind."
Forschungsministerin Schavan hat bereits vor Monaten angekündigt, ihre Agrarforschung an dem Gutachten auszurichten. An sie gerichtet erklärt Löwenstein: „Wenn die Ministerin wirkliches Interesse an einer innovativen und lösungsorientierten Agrarforschung hat, wird diese ganz anders aussehen müssen als es der Bioökonomierat empfiehlt". (BÖLW)